Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
schmutziger als zuvor. Sie registrierte es, tat es mit einem Schulterzucken ab und sah sich um.
Der Boden auf dem Hochweg war von Moos und wurzelartigen Strängen überwachsen und nur in der Mitte des Stegs erkannte sie eine Art ausgetretenen Trampelpfad. Scheinbar war hier nur selten jemand unterwegs.
Am Horizont verschwanden die beiden Sonnen und im letzten Strahl sah sie Rauchwolken in weiter Ferne aufsteigen. Etwas Großes, eine ganze Stadt womöglich, brannte dort. Ein Hauch von Brandgeruch hing in der Luft. Sie entfernte sich jedoch von diesem Ort und hoffte, dass sie keinen Maschinenwächtern begegnen würde.
Sie stand auf und stolperte voran.
Obol hatte zugenommen und stieg am Horizont auf. Der zweite Mond war nicht ganz voll, warf aber genug Licht auf die flache Landschaft vor ihr. Sie vermisste schmerzlich eine Karte und konnte sich in diesem fremden Land nur unzureichend orientieren. Die grobe Richtung nach Südosten hatte sie jedoch eingehalten und früher oder später musste sie an die Küste gelangen. Dort würde sie ein Boot suchen und nach Loros übersetzen. Die Vulkaninsel war weit genug vom Thronsaal und den Frostreichen entfernt und die erste Insel, die sie erreichen konnte. In der Nähe des Strandes würde sie einen Unterschlupf finden und sich für eine Weile niederlassen.
Pläne schmieden.
Kraft schöpfen.
Sie marschierte bis tief in die Nacht. Eine zunehmende Bewölkung verhüllte das Antlitz Obols und tauchte die Landschaft in Dunkelheit. Fliegen und Stechmücken schwirrten in der schwülen Luft um sie herum. Endlich setzte ein Regen ein und bald tropfte ihr das Wasser vom Gesicht und durchdrang ihre schmutzige Kleidung. Sie begrüßte den Regenguss und stand eine Weile einfach nur da und ließ die Tropfen auf ihren Kopf prasseln, öffnete den Mund, um das kühle Nass zu schmecken.
Dann ging sie weiter.
Und weiter.
Als sie schließlich ein niedriges Bauwerk erreichte, das eine Herberge sein musste, war sie bis auf die Haut durchnässt und zitterte vor Erschöpfung. Die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf ließ sie frohlocken, doch zur Vorsicht schlich sie nur langsam an das Haus heran. Sie umrundete das flache Steingebäude, das von einem Wandelgang und vielen immer noch gepflegt wirkenden Büschen und Hecken umgeben war. Es brannte kein Licht im Gebäude, und die breite Bronzetür war verschlossen. Der Regen trommelte auf das überstehende Dach. Sie klopfte kräftig an, unsicher, ob nicht doch jemand anwesend sein könnte.
Es tat sich nichts.
Sie konzentrierte sich und sprach die Worte der Altvorderen ihres Stammes, um deren Beistand zu erbitten. Als die kalte Kraft in ihren Fingerspitzen vibrierte, entließ sie einen Eisstrahl auf das Schloss. Das Metall gefror schlagartig und ein gezielter Tritt zertrümmerte die Mechanik, öffnete die Tür.
Dahinter lag eine dunkle Halle, der ein abgestandener Geruch anhing. Sie rief erneut ihre Ahnen an und beschwor einen leuchtenden Eiskristall, der ihrer linken Handfläche entwuchs. Sein kaltes Licht fiel in eine verlassene Gaststube, die offenbar schon vor längerer Zeit geschlossen worden war. Tücher bedeckten die Tische und Stühle, Spinnweben hingen überall.
Julana atmete auf.
Sie machte einen dennoch einen sehr wachsamen Rundgang durch das flache Gebäude und hinterließ nasse Fußspuren, wo sie ging.
Alles war ebenerdig angelegt. Neben einer Anzahl von Nutzräumen und sechs Gästezimmern unterschiedlicher Größe gab es auch eine Küche mit weiträumiger Vorratskammer. Getrocknete Lebensmittel und Konserven in Holzfässern waren reichlich vorhanden und der Anblick ließ ihrem Magen einen gequälten Laut entsteigen. Julana mochte das Essen der Sidaji zwar nicht übermäßig, hatte damit jedoch wenigstens das Problem ihrer Ernährung gelöst. Sie schob sich hastig ein paar getrocknete Gemüsestücke in den Mund und riss eine Fasskonserve auf, in der handgroßer, filetierter Fisch in Öl gelagert war. Sie schlang einen der glitschigen Happen hinunter, während sie ihren Rundgang fortsetzte.
Frisches Wasser floss aus bronzenen Wasserhähnen in der Küche und dem Waschraum, wobei irgendwo im Haus eine Maschine ansprang und vor sich hinbrummte. Sie wusch sich das nach Fisch riechende Öl von der Hand und wusste, dass die Sidaji ihr Trinkwasser mithilfe von Pumpenmaschinen aus tiefen Brunnen förderten. Sie kannte solche Geräte aus ihrer Zeit in Tojantur, dem Sitz der Gottkaiserin hoch im Norden der Frostreiche.
Müde geworden,
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