Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
ich verloren. Jetzt muss ich die Gegenwart erkennen und Tasacet weiß mehr darüber, als alle anderen. Charna hat zwar Kontakt zu ihr gehalten, aber nie einen rechten Draht zu ihr gefunden, und seit Cendrine fort ist, hat Tasacet kaum Kontakt zu den Führern des Ordens gehabt - selbst Thanasis konnte nicht mit ihr sprechen. Ich tue also das Richtige.
Humaa, die von der Dringlichkeit ihrer Mission wusste, schlug ihre Flügel unermüdlich und kraftvoll, um sie möglichst schnell voranzubringen. Die Landschaft rauschte unter ihnen dahin und wäre nicht die Wärme der Sonnen, hätte der Flugwind Kassandra bald wieder frieren lassen. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der Begegnung mit dem verwandelten Mädchen zurück. Sie fragte sich, warum sie die Sache so sehr erschreckte, erkannte dann, dass es die Erschütterung der fundamentalen Ordnung war, die seit Urzeiten auf Kabal herrschte. Nur wenige Menschen waren von Geburt an dazu auserkoren, die Macht der Magie zu beherrschen. Die begabten Frauen wurden meistens in den Orden des Brennenden Blutes aufgenommen oder in der Tradition der Sjögadrun erzogen, welche die Macht ihrer Ahnen nutzten, um die Elemente zu kontrollieren. Daneben gab es noch eine Anzahl kleiner Gruppierungen, wie den Bund der Pankration-Kämpfer, dem sie selbst früher angehört hatte oder die wilden Hexen hoch oben im Norden, von denen Charna ihr berichtet hatte.
Die Männer hingegen ... sie verwandelten sich, wenn sie die Schwelle vom Jüngling zum Mann überschritten. Es war der Wunsch vieler Jungen, die Verwandlung zu erfahren. Mit ihr ging die Erlangung großer körperlicher Kraft und besonderer Fähigkeiten einher, Ansehen und gesellschaftlicher Einfluss wuchsen. Auch wenn das Wanderjahr nicht wenige der magisch begabten Männer alsbald in den Tod führte, gingen jene gestärkt aus ihren Abenteuern und Prüfungen hervor, die überlebten. So war die Macht auf Kabal in den Händen der Frauen, denn keinem Mann gelang es, die Elemente so vollständig zu beherrschen, wie es eine Frau konnte, die als Priesterin des Ordens oder als Sjögadrun ausgebildet war. Würden sich in Zukunft auch die jungen Frauen verwandeln, war es nicht unwahrscheinlich, dass es bald auch magisch begabte Männer gab, die sich nicht verwandelten, sondern die Macht der Elemente zu gebrauchen lernten, wie es sonst nur die Frauen konnten.
Liegt das Ziel des Purgatoriums wirklich darin? Oder hat es mit Sarinacas Verschwinden zu tun und mit der Macht, die nun Thanasis gegeben wurde? Was werden die Menschen tun, wenn die Ordnung der Welt auf den Kopf gestellt wird?
Voller Sorge bedachte Kassandra die möglichen Konsequenzen der einschneidenden Veränderungen, die Kabal bevorstanden, sollte es den Angriffen von Maschinenwächtern und Subrada widerstehen.
Sie lachte bitter.
Wir werden untergehen, so oder so. Aber nicht kampflos! Und wenn wir diesen Kampf auch nicht ohne Verluste überstehen, es gibt ein Morgen, für das zu kämpfen es sich lohnt. Und dann werden wir wiederauferstehen, wie der Phönix aus der Asche.
Kassandra erkannte, dass der Entzug der Kräfte als Seherin ihr eine neue Quelle der Energie eröffnete. Sie spürte, dass sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollte - keine Vision, kein Orakel würde ihre Handlungen vorgeben, und die Kraft, die daraus erwuchs, schien alles überwinden zu können.
Sie trieb Humaa grimmig zu größerer Eile an. Wortlos warf sich der Kraindrache mit aller Kraft in den Wind und eilte weiter in gerader Linie auf Daecophiaba zu, westlichste der Goldenen Städte. Von der Oase Sabec aus war es nur ein Tagesflug und Kassandra glaubte, dass Minael recht hatte, wenn er Tasacet dort vermutete. Doch die Zeit drängte, denn sie konnte bereits wieder in Sabec oder auf dem Weg zu einem anderen Ort sein.
Kassandra dachte an den jungen Agenten Schwelbrands, der ihr entweder folgte oder vorauseilte, um Tasacet zu kontaktieren.
Er wird sich an seinen Auftrag halten und mir folgen.
Sie warf einen Blick über die Schulter, konnte jedoch den Pegasoid nicht erkennen, der Minaels eigentümliches Reittier darstellte. Sie ahnte, dass sich Cassarain auch tagsüber unbemerkt fortbewegen konnte, und vertraute darauf, dass ihr der junge Mann und sein fliegender Gefährte bis zu Tasacet folgen würden.
Stundenlang folgten sie dem Stycos, auf dem alle Schiffe der Zwerge stromaufwärts fuhren. In der Mittagshitze ließ Humaa sich nur noch gleiten und erklärte, dass sie eine Pause bräuchte. Sie
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