Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
landeten bei einer kleinen Ortschaft mit einem Hafen, der von einem Seitenarm des Stycos gespeist wurde. Dort fanden sie frisches Wasser für Humaa und ein schattiges Plätzchen unter einem Dach aus Palmwedeln, das die Besitzer eines Gasthauses für die Reittiere ihrer Gäste bereithielten. Kassandra kehrte kurz dort ein, trank kalten Wein und aß geräucherten Fisch und gegrilltes Gemüse, während Humaa etwas Kraft schöpfte. Sie massierte sich die tauben Beine und wunderte sich erneut, wie schwach ihr Körper schien. Ein regenerierender Zauber gelang ihr, kostete jedoch seinerseits mehr Kraft, als sie vorhergesehen hatte. Sie ging, um ihre Notdurft zu verrichten, damit sie wieder aufbrechen konnte. Auf dem Rückweg aus dem entlegensten Raum des Gasthauses, während sie einen dunklen Korridor durchquerte, schoss ein Arm aus der Dunkelheit und eine Hand packte sie. In instinktiver Reaktion darauf folgte sie dem Pfad des Pankration und überwältigte den Mann mit zwei Griffen und einem gezielten Tritt. Ihr Angreifer flog mit schmerzerfülltem Schrei auf den staubigen Fliesenboden und blieb ächzend dort liegen, während ihm Kassandras Fußspitze in den Hals drückte. Panikerfüllt packte der schwarzgekleidete und vermummte Mann ihr Fußgelenk und wollte sie umwerfen, besann sich jedoch eines besseren, als sie das Gewicht verlagerte.
Dann erkannte sie ihren Fehler.
»Minael?«
Sie nahm ihren Fuß herunter und der junge Agent Schwelbrands hustete, bevor er antwortete.
»Verflucht! Habt Ihr nicht mit mir gerechnet?«
Sie half ihm auf die Beine. »Entschuldige, aber vielleicht machst du das nächste Mal den Mund auf, bevor du mich anfasst.«
»Verzeiht, Herrin! Ich wollte so wenig wie möglich auffallen.«
Kassandra verzog den Mund und musterte zwei neugierige Gäste, die am Ende des Ganges zu ihnen blickten.
»Ziel verfehlt. Lass uns einfach an einen der Tische setzen und zieh dir diese Gesichtsmaske herunter.«
Sie kehrten in die Gaststube zurück, wo Kassandra dem jungen Mann einen Krug kalten Weins und etwas zu essen bestellte.
»Ihr seid sehr ... geschickt.«
»Ich war nicht immer eine Priesterin.«
»Ich dachte, alle Priesterinnen werden früh in den Orden aufgenommen.«
»In der Regel ja. Früher konnte eine Frau jedoch auch dem Pfad des Pankration folgen.«
»Wird das nicht auch in den Kasernen gelehrt?«
»Kein Mann beherrscht die Elemente, wie es eine Frau vermag. Verbinden sich körperliche Kräfte und magische Talente zu einer Einheit, ist es möglich, unglaubliche Dinge zu erreichen.«
Kassandra schluckte, als sie sich erinnerte, wie sie Thanasis kennengelernt hatte. Sie war jung und arrogant gewesen, hatte den Minotaur herausgefordert, als er während eines Besuchs in die Hallen der Kämpfer gekommen war. Er hatte die Herausforderung kaum ernstgenommen, bis sie es schaffte, ihn zu überraschen und von seinen Füßen zu werfen.
Sie kicherte, als sie sich an seinen Gesichtsausdruck erinnerte.
Er erteilte ihr danach eine Lektion in Kampfkunst, die sie nicht vergessen hatte. Nach dem Kampf waren sie in den Waschräumen übereinander hergefallen - es war der wildeste Liebesakt gewesen, den sie je erlebt hatte. Erst einige Jahre danach, als sie Mann und Frau waren, entdeckte sie mit Thanasis' Hilfe ihre besondere Gabe der Voraussicht. Er führte sie zum Schwarzen Labyrinth und im Anschluss an ihren Aufstieg zur Unsterblichkeit wurde sie zu einer Seherin des Ordens, bis sie schließlich zur Ranghöchsten unter ihnen wurde. Alles, was sie jetzt war und alles, was sie nicht geworden ist, verdankte sie ihrer Begegnung mit Thanasis.
So sehr sie sich auch ihren Mann zurückwünschte, konnte sie sich dennoch nicht eines gemischten Gefühls erwehren.
Was wäre ich heute, wenn ich ihm nicht begegnet wäre?
»Kassandra?«, fragte Minael, als sie nicht auf seine Worte reagierte.
»Was hast du gesagt?«
»Ihr seid schnell vorangekommen und erreicht Daecophiaba sicher bereits in den späten Abendstunden. Tasacet erwartet Euch dort.«
»Woher weißt du das?«
»Es gibt ein altes Fernübertragungsgerät in einer verlassenen Stadt in der Nähe.«
»Du konntest Tasacet damit erreichen?«
»Sie trägt ein Armband und ist fast immer erreichbar, wenn man eines der Fernübertragungsgeräte benutzen kann.«
Kassandra schnippte mit den Fingern. »Hätte ich das gewusst!«
Sie erzählte ihm von der Begegnung mit den Shedau'Kin.
»Ich weiß aus unseren Quellen, dass die Zwerge bereits alles erfahren hatten,
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