Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
bevor Ihr sie kontaktiert habt.«
Kassandra schnaubte. »Wir stehen wie Narren da. Selbst die Zwerge sind besser informiert, als der Orden. Wenn wir diese Zeit überleben, muss der Orden sich ändern. Vielleicht hatte Charna recht, als sie anfing, das Wissen der Alten Tage zu erforschen. Es gibt viele Dinge, die wir vergessen haben. Zu viele Dinge.«
Minael aß schnell und trank seinen Wein in wenigen Zügen. Er schien ungeduldig.
»Wir sollten bald weitereilen. Tasacet wartet auf Euch, doch sie hat dringende Geschäfte zu erledigen, die ihre Aufmerksamkeit fordern.«
»Als ob ich diese Reise zum Spaß machen würde«, erwiderte Kassandra zornig.
Minael hob abwehrend die Hände. »So war das nicht gemeint. Ich habe sogar gefragt, ob Ihr nicht per Fernübertragungsgerät mit Tasacet sprechen könntet, aber sie bestand auf einem persönlichen Gespräch. Sie wäre Euch entgegen geeilt, aber es scheint, sie ist in irgendeine Angelegenheit verwickelt und möchte den Tempel nicht verlassen.«
»Die Geräte sind ohnehin nicht sicher. Man kann nicht wissen, ob jemand mithört, der besser nicht zu viel erfahren sollte.«
»Das sagte sie mir auch. Ich kenne diese alten Gerätschaften kaum. Ich hatte schon Mühe, das Ding in Gang zu setzen und kann mir kaum vorstellen, wie jemand es schafft, ein Gespräch zu belauschen, dass man darüber führt.«
Kassandra seufzte. Im Grunde ging es ihr ähnlich, zu wenig war ihr aus den Alten Tagen bekannt, aus der Zeit von Kabals ferner Vergangenheit. Ihre Gedanken wanderten zu Cendrine, die sie vor ihrer Reise ins Reich der Sidaji, die gefühlte Jahre zurücklag, doch in Wirklichkeit erst einige Wochen her war, auf ihre Schlafprobleme angesprochen hatte.
Was hatte sie gesagt? Dass sie das dringende Gefühl hatte, sich an etwas Wichtiges erinnern zu müssen ... woran wohl?
Minael zahlte das Essen und sie brachen auf. Er verschwand jedoch durch den Hintereingang und Kassandra sah ihn erst wieder, als sie viele Stunden später unter einem Nachthimmel dahinglitten. Humaa hatte ihr Möglichstes gegeben und jetzt, wo es absehbar war, dass sie bald Daecophiaba erreichten, ließ sie sich nur noch erschöpft im Wind gleiten. Zu viel hatte ihr der wilde Flug der letzten Tage abverlangt.
Als sie sich der Küste näherten, witterte der Kraindrache die Luft und sah sich kurz nach Cassarain um, der geräuschlos neben ihnen dahinglitt, nur ein Schatten in der Dunkelheit.
»Wir sind bald da. Ich muss dringend rasten«, sagte Humaa.
»Nicht nur du. Meine Beine fühlen sich furchtbar an und ich kann kaum noch auf meinem Hintern sitzen. Ich bin dir sehr dankbar für deine Mühe.«
»Kein Dank ist nötig. Dies ist auch meine Welt - ich will sie nicht verlieren.«
Kassandra klopfte Humaa auf den Hals und ersparte sich eine Antwort. Als die schillernden Lichter um die Goldenen Kuppeln und Turmspitzen und Zwiebelhauben Daecophiabas in Sicht kamen, glitzernd in der hell erleuchteten Stadt, überspannt von einem weiten Sternenhimmel, stiegen Drachenreiter auf, die ihnen bald entgegenkamen und sie begrüßten. Diesmal waren es jedoch keine Stadtwachen, sondern Tempelwächter und Mikarianer aus dem nahegelegen Fort. Offenbar waren die Sitten Usheuserics noch nicht gang und gäbe in den Goldenen Städten. Oder zumindest, überlegte Kassandra, nicht in Daecophiaba. Die Stadt hatte traditionell eine engere Bindung an den Orden gehabt, denn in ihren festen Mauern ruhten viele Geheimnisse aus den Alten Tagen.
Sie landeten im Innenhof des Tempels, einem fünfeckigen Bau, dessen Atrium groß genug war, um Dutzende der Zelte aufzunehmen, die auch hier inmitten der gepflegten Grünflächen aufgestellt worden waren, um die Verletzten aus Idrak unterzubringen, die Mikar mit Hilfe seines Speers hierher versetzt hatte.
Kassandra beobachtete beim Absteigen einen Trupp Männer und Frauen, die einen Karren beluden. Die in Stoffe und Laken eingewickelten Formen waren unmissverständlich.
Die Vorsteherin des Tempels begrüßte sie und begutachtete nervös Cassarain, der die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, offenbar nicht sehr mochte. Die Priesterin folgte Kassandras Blick und nickte müde.
»Es sterben mehr, als überleben. Und die, die überleben, tragen schreckliche Wunden an Leib und Geist davon. Wir sind alle am Ende und unsere Heilzauber werden schwach und unwirksam. Es scheint, dass die Zerstörung Idraks unsere Kräfte beeinflusst.«
Kassandra wusste, dass die Vernichtung des Bergs und des Tempels, so
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