Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
derer sie sich erinnerte. Sie erkannte die Sprache, Qirama, und wurde sich bewusst, dass sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt außerstande war, auch nur das einfachste Wort dieser Sprache zu äußern.
Mit einem Gedanken verwandelte sie sich in eine ihr bekannte Form, die der Sprache fähig war. Sie wusste, dass sie bald Worte über ihre Lippen fließen lassen musste, wohlbedacht in ihrer Wahl.
Sie werden bald kommen. Sie werden mich fragen. Ich muss ihnen antworten.
Die Einfachheit der Gedanken konnte die Schwere nicht aufwiegen, die ihre Bedeutung mit sich brachte. Dies war der Augenblick, als der Mann erwachte, den sie geheilt hatte, nachdem er sie so schmerzvoll erweckt hatte.
Der große Kopf mit den Hörnern drehte sich in ihre Richtung.
»Charna!«
Der Name hat eine Bedeutung ... es ist nicht das erste Mal, dass ich mich dieses Namens und seiner Bedeutung erinnern muss. Es ist diese neuerliche Metamorphose, die mich vergessen ließ, wer ich bin. Doch ich habe dies zuvor erlebt ... und mich meiner selbst erinnert.
Sie blickte den Mann an, rief sich seinen Namen ins Gedächtnis und wurde sich der Verwandlungen bewusst, die auch er durchlaufen hatte.
»Thanasis«, flüsterte sie.
Der Mann lachte und stand auf, einen überraschten Blick auf seine Hand werfend, wo sie die schwere Verletzung geheilt hatte.
»Mein Arm? Was ist mit meinem Arm passiert?«
»Der Machtfokus an deinen Fingern ist überlastet worden und wurde im Heilungsprozess mit deinem Körper verbunden.«
Er betrachtete die Hand aus goldenen Metallgliedern, deren Struktur sich bis weit hinauf in seine Schulter zog. Auf irgendeine Weise war die Hand der Macht zu einem Teil seiner Hand, seines Arms geworden - hatte beides sogar ersetzt.
»Das ... ist ungewohnt. Wird es wieder verschwinden?«
»Nur, wenn du den Machtfokus aufgibst.«
Er sah sie mit aufgerissenen Augen an und begutachtete den Arm noch einmal. »Eigenartigerweise fühlt er sich gut an.« Er ließ den Arm sinken und trat auf sie zu. »Doch wie geht es dir? Du siehst gut aus, so wie ich dich von deinen besten Tagen in Erinnerung habe.«
Sie betrachtete sich selbst, versuchte zu erkennen, ob die Metamorphose, die sie durchlaufen hatte, sich in ihrem Äußeren zeigte.
Ich erinnere mich an die flammenden Zeichen aus Drachenblut, das Pentacut mit den Blutrubinen ...
Eine Kleinigkeit ließ sie innehalten.
Sie erinnerte sich, dass einer der Blutrubine zerplatzt war, als sie gegen die Tjolfin gekämpft hatte, um Jenara zu retten. Der Blutrubin war jetzt jedoch wiederhergestellt.
Was ich sehe, ist nicht, was ich bin.
Sie hob einen Arm und ließ das Pentacut verschwinden.
Thanasis zuckte zurück und riss die Augen auf. »Wie hast du das gemacht?«
Sie sah ihn an. »Wie holst du Luft? Wie stehst du aufrecht?«
Er blickte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. »Du hast dich verändert. Wir haben nicht viel Zeit, bevor Sarinaca hierherkommen dürfte, um sich mit dir zu unterhalten.«
»Sie befindet sich auf dem Weg. Ich spüre ihre Ankunft als eine mögliche Strömung im Ozean der Zeit.«
»Dann müssen wir uns verstecken, damit wir reden können.«
Sie hob eine Hand und Dunkelheit fiel um sie herum wie ein schwerer Vorhang, der die Welt beendete.
»Die Zeit fließt nicht mehr für uns ... aber nur für eine Weile«, sagte sie leise.
Thanasis sah sich erschrocken um.
»Sprich!«, sagte sie lauter und lächelte, weil sie wusste, dass es ihn beruhigte.
Er schluckte und berichtete ihr, was sie bereits wusste. Aber während er sprach, erkannte sie die Wahrheit hinter den Worten, die Wahrheit hinter all den Tatsachen, die er aufzählte.
Metamorphosen ... das ist es, worum es ihr stets ging. Ich erkenne das jetzt, aber ich begreife auch, dass es mehr Zeit braucht, als sie je verstehen wird.
Mutter, du hast dich geirrt.
Ich zahle den Preis für deinen Irrtum, doch ich zahle ihn willentlich. Es gibt Bedeutung im Leben, so klein und uninteressant es in deinen Augen auch erscheinen mag. Du hast in all deiner Größe die Relationen außer Acht gelassen.
Sie erinnerte sich an eine Reise, die sie in ein scheinbar riesenhaftes Zimmer geführt hatte. Sie war geschrumpft, zu einem Käfer geworden, zum unscheinbarsten Ausdruck des Lebens, den ein Mensch mit bloßem Auge erkennen konnte und so oft in Verachtung auslöschte.
Dort, im Namenlosen Abgrund, in der Reise in ihr unbewusstes Selbst, war sie der Wahrheit begegnet, die ihre Mutter verleugnete.
Als sie sprach, tat sie es in
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