Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
betrat die heiligen Hallen und erschrak. Eine Präsenz war anwesend.
Kann es sein? Unsere Göttin ist in Idrak?
Sie drehte sich um und sah mit Entsetzen, dass die Flammen in den Schalen am Eingang brannten. Sie loderten ausschließlich, wenn Sarinaca im Tempel war. Sie hatte es in ihrer Aufregung und Vorfreude völlig übersehen. Nervös fummelte sie an ihrem Haar, blieb mit den Fingern an dem Kamm hängen und wusste nicht wohin damit, da sie dem Protokoll entsprechend keine Robe trug. Sie zupfte ein paar Strähnen darüber und hoffte, dass es niemandem auffallen würde. Eigentlich war es untersagt, persönlichen Schmuck zu tragen, wenn man das Innere Sanctum betrat.
Warum haben mich die Adeptinnen nicht darauf hingewiesen?
Sie ging gemäßigten Schrittes zwischen den Säulen zum Zentrum des Inneren Sanctums, wo sich ein Thron aus erstarrten Flammen vor dem mit Lava gefüllten Abgrund erhob. Die Göttin des Feuers saß jedoch nicht dort, sondern stand mit der Äbtissin ins Gespräch vertieft vor einem großen Tisch an der Seite. Mehrere Dokumente lagen ausgebreitet darauf.
Oh nein! Ich muss Sarinaca gegenübertreten? Und dass auch noch mit dem auffälligen Kamm im Haar?
Sie ging nervös weiter und betrachtete ihre Göttin verstohlen aus der Ferne. Sie war klein und trug nichts bis auf eine Art von Pentacut, das an allen Stellen mit ihrem Körper verbunden war. Anders als bei den Priesterinnen und Kujaans eigenem magischen Schmuck war das Metall von Sarinacas Pentacut jedoch mit der Haut und den Knochen verwachsen. Es schmiegte sich vollständig an ihren zarten Körper, wuchs an Knochenvorsprüngen und Gelenken deutlich daraus hervor und schien von innen heraus zu glühen, als ob es unvorstellbare Energien zurückhielt. Es war mehr ein Teil ihres Leibes, als etwas, das man nachträglich angefügt hatte. Die langen Haare der Göttin waren schwarz und rot wie glühende Kohlen, ihre Augen leuchteten wie Rubine. Sie beugte sich über den Tisch und wies auf eine Landkarte, auf der die Berge und Ebenen miniaturhaft nachgestellt waren. Es sah aus, als würde man auf ein Modell blicken, nur dass über der Landkarte Wolken schwebten und Kraindrachen umherflogen, ganz so, als würde es sich um einen verkleinerten Ausschnitt der wirklichen Welt handeln. Kujaan hatte so etwas noch nie gesehen. Die Äbtissin, muskulös und groß neben der zierlichen Göttin, stand mit verschränkten Armen daneben und schüttelte den Kopf.
Kujaan hielt in respektvollem Abstand inne und fiel auf die Knie. Sarinaca drehte sich um und warf den Blick ihrer alles durchdringenden Augen auf sie. Sofort neigte sie das Haupt.
»Steh auf, Kujaan!«
Die Stimme der Göttin war freundlich, aber resonierte machtvoll in ihren Ohren. Sie erhob sich und verbeugte sich erneut, bevor sie Sarinaca ansah. Die roten Augen schimmerten geheimnisvoll. Ein Lächeln umspielte Sarinacas Lippen. Noch nie war Kujaan ihr so nahe gewesen. Noch nie hatte sie mit der Göttin des Feuers gesprochen, auch wenn sie jedes ihrer Gebete seit so vielen Jahren nur an sie gerichtet hatte. Ihre Handflächen waren urplötzlich feucht und Schweiß lief ihr Rückgrat hinab. Sie fürchtete, dass sie anfing, vor Nervosität zu zittern.
Passiert das wahrhaftig? Stehe ich vor ihr?
»Komm zu mir, Kind!«
Sie zögerte und fühlte sich entrückt. Doch dann erlangte sie den Mut, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sarinaca umfasste Kujaans Schultern und musterte ihr Pentacut.
»Das ist eine solide Arbeit. Ich hatte mit Gritrok, dem Meisterschmied der Shedau‘Kin gesprochen, bevor er sich daran gemacht hat. Es sollte einige Verbesserungen enthalten. Bist du zufrieden damit?
Kujaan schluckte. Die Göttin Sarinaca selbst hatte ihr Pentacut beim Meisterschmied der Zwerge in Auftrag gegeben! Sie erinnerte sich an ihr Initiationsritual und den auffallend alten Zwerg, der mit seinen Hautzeichnungen und seiner Glatze einen furchterregenden Eindruck erweckt hatte.
Sie neigte zur Bestätigung das Haupt. »Ja, oh Sarinaca, Herrscherin über Kabal!«
Sie spürte den Finger der Göttin unter ihrem Kinn und hob den Blick.
»Du wirst dich daran gewöhnen müssen, mit mir zu sprechen, Kujaan. Deine Gemächer werden heute im Laufe des Tages hierher verlegt. Du wirst einen offiziellen Titel im Inneren Sanctum erhalten und neue Pflichten und eine gehörige Portion Verantwortung übernehmen.«
Die Göttin sah den Kamm in Kujaans Haar und lächelte. Sie winkte eine Priesterin herbei und richtete das
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