Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
sie.
Hinter ihnen erschien ein größerer Schemen am anderen Ende des Platzes. Seine Präsenz schluckte das trübe Licht des Ortes und Finsternis breitete sich am Horizont aus. Dies war kein einfacher Wächter, sondern ein schwarzer Hund von titanischen Ausmaßen. Seine silberfarbenen Krallen kratzten Rillen in den Stein des Bodens, der unter seinen Schritten erzitterte. Seine roten Augen fixierten sie unerbittlich. Er grollte aus den Tiefen seines riesenhaften Körpers, ließ mit dem Laut die Gebäude erzittern, während alles um ihn herum von der kalten Schwärze verschluckt wurde. Die Toten ergriffen plötzlich die Flucht.
»Spring!«
Thanasis tat, wie ihm geheißen und stürzte in die Dunkelheit hinab. Das Geräusch mächtiger Pfoten und messerscharfer Krallen, die im Sprint auf den Stein schlugen, hallte als Echo den Schacht herunter. Dann verschluckte die Schwärze sie vollständig.
13 - Ein dunkler Traum von Leben und Tod
Seraphia folgte Faunus in den Wandelgang. Es war düster zwischen den Gebäuden und sie waren bisher niemandem begegnet. Sie blickte zur Seite auf den vom Mond erleuchteten Platz hinaus und sah eine andere Inkarnation des Herrn von Garak Pan in einen Hauseingang treten. Es war schwer verständlich, Faunus hier zu sehen und zu wissen, dass er gleichzeitig an vielen Orten war. Ein jeder seiner abgespaltenen Aspekte zeigte eine alternative Seite seiner Persönlichkeit. Sie ahnte, dass diese verschiedenen Charakterzüge immer einseitiger wurden, umso größer der Grad seiner Zerteilung wurde. Der Faunus, der jetzt neben ihr ging, unterschied sich allerdings kaum von jenem, mit dem sie vor zwei Stunden gesprochen hatte.
»Weißt du die ganze Zeit, wie »viele« du bist?«
Faunus warf ihr ein charmantes Lächeln zu. Sie konnte nicht anders, als ihrerseits lächeln. Er war im Moment der Einzige, der dazu in der Lage war, ihr schweres Gemüt aufzuheitern.
»Stets einer zu wenig.«
Sie lachte leise. »Für mich nicht.«
Faunus sah sie überrascht an. »Ist das jetzt ein Kompliment oder etwas anderes?«
Sie lachte erneut. »Ich bin sehr ungeschickt in Komplimenten. Ich sollte vielleicht direkt sagen, was ich denke«, sie sah ihm in die Augen. »Ich mag dich, Faunus. Aber die Sache mit der Eishexe geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich ...«
Er ergriff ihre Hand und sie ließ es geschehen, sammelte sich einen Augenblick.
»Als ich die Dunkle Flamme empfing, war das ein gutes Gefühl. Man hat mir seit meinem zehnten Lebensjahr beigebracht, dass ich die Herrin der Dunklen Flamme sein würde. Aber gestern da ... habe ich ... sie ist tot, verstehst du?«
Er nickte verständnisvoll. »Sie wollte dich töten, du hast dich verteidigt. Wärest du an ihrer Stelle, wäre niemandem geholfen.«
Sie wandte sich von ihm ab und starrte Irian an, schüttelte den Kopf. »Ich spürte da etwas, eine Stimme sprach zu mir. Ich weiß nicht, Faunus, das kann nicht richtig sein.«
Sie drehte sich zu ihm um, begegnete seinem unvermittelt ernsten Blick.
»Haben sie dir gesagt, was mit der vorherigen Herrin der Dunklen Flamme geschah?«
Sie konnte kaum ihre Überraschung verbergen. Konnte das sein? Sie wusste nicht, dass jemand vor ihr die Bürde getragen hatte.
»Aha. Lass mich raten! Davon steht auch nichts in den Geschichtsbüchern und alten Aufzeichnungen, die man dich lesen ließ?« Faunus lehnte sich an eine Säule. »Ihr Name war Kujaan. Sie wurde durch die Macht der Dunklen Flamme ... verändert.«
Die Worte waren wie ein Blitzschlag, der in ihr Herz schlug.
Wieso hat man das verschwiegen? Warum haben Cendrine und Charna mich angelogen?
Sie trat näher an Faunus und ergriff seinen Arm. »Ich muss mehr darüber erfahren!«
Er lächelte sie an. »Ich war nie ein Freund von dieser Sache. Es liegt etwas Unnatürliches darin und ich mag solche Dinge nicht. Wenn ich dir von Kujaan erzähle, musst du das für dich behalten. Sie würden nicht wollen, dass ich das tue, aber ich halte es für das Richtige.«
Seraphia nickte.
»Kujaan war eine junge Frau, ach, ein Mädchen! So wie du. Schön, aber unschuldig. Ehrgeizig, jedoch gewissenhaft. Sanft, trotzdem voller Wildheit.« Faunus lachte, wie in alte Erinnerungen versunken. Dann wurde sein Blick hart und er sah ihr in die Augen. »Sie starb durch Sarinacas Hand.«
Sie trat einen Schritt zurück, schockiert.
»Wieso steht das nirgendwo geschrieben? Weshalb weiß niemand etwas davon?«
»Bin ich ein Niemand? Und zu den geschriebenen Worten: Es
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