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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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auch, warum wir es sind?
    Präsident. Das erste Wort, das ich höre.
    Hofmarschall. Bester! Sie werden hören, und aus der Haut werden Sie fahren—Wenn Sie sich noch des Hofballs entsinnen—es geht jetzt ins einundzwanzigste Jahr—wissen Sie, worauf man den ersten Englischen tanzte, und dem Grafen von Meerschaum das heiße Wachs von einem Kronleuchter auf den Domino tröpfelte—Ach Gott, das müssen Sie freilich noch wissen!
    Präsident. Wer könnte so was vergessen?
    Hofmarschall. Sehen Sie! da hatte Prinzessin Amalie in der Hitze des Tanzes ein Strumpfband verloren—Alles kommt, wie befreiflich ist, in Allarm—von Bock und ich—wir waren noch Kammerjunker—wir kriechen durch den ganzen Redoutensaal, das Strumpfband zu suchen—endlich erblick ich's—von Bock merkt's—von Bock darauf zu, reißt es mir aus den Händen—ich bitte Sie!—bringt's der Prinzessin und schnappt mir glücklich das Compliment weg—Was denken Sie?
    Präsident. Impertinent!
    Hofmarschall. Schnappt mir das Compliment weg—Ich meine in Ohnmacht zu sinken. Eine solche Malice ist gar nicht erlebt worden.—Endlich ermann' ich mich, nähere mich Ihrer Durchlaucht und spreche: Gnädigste Frau! von Bock war so glücklich, Höchstdenenselben das Strumpfband zu überreichen, aber wer das Strumpfband zuerst erblickte, belohnt sich in der Stille und schweigt.
    Präsident. Bravo, Marschall! Bravissimo!
    Hofmarschall. Und schweigt—Aber ich werd's dem von Bock bis zum jüngsten Gerichte noch nachtragen—der niederträchtige, kriechende Schmeichler!—Und das war noch nicht genug—wie wir beide zugleich auf das Strumpfband zu Boden fallen, wischt mir von Bock an der rechten Frisur allen Puder weg, und ich bin ruiniert auf den ganzen Ball.
    Präsident. Das ist der Mann, der die Milford heirathen und die erste
Person am Hof werden wird.
    Hofmarschall. Sie stoßen mir ein Messer ins Herz. Wird? wird?
Warum wird er? Wo ist die Nothwendigkeit?
    Präsident. Weil mein Ferdinand nicht will und sonst Keiner sich meldet.
    Hofmarschall. Aber wissen Sie denn gar kein einziges Mittel, den Major zum Entschluß zu bringen?—Sei's auch noch so bizarr, so verzweifelt!—Was in der Welt kann so widrig sein, das uns jetzt nicht willkommen wäre, den verhaßten von Bock auszustechen?
    Präsident. Ich weiß nur eines, und das bei Ihnen steht.
    Hofmarschall. Bei mir steht? Und das ist?
    Präsident. Den Major mit seiner Geliebten zu entzweien.
    Hofmarschall. Zu entzweien? Wie meinen Sie das?—Und wie mach' ich das?
    Präsident. Alles ist gewonnen, sobald wir ihm das Mädchen verdächtig machen.
    Hofmarschall. Daß sie stehle, meinen Sie?
    Präsident. Ach nein doch! Wie glaubte er das?—daß sie es noch mit einem Andern habe.
    Hofmarschall. Dieser Andre?
    Präsident. Müßten Sie sein, Baron.
    Hofmarschall. Ich sein? Ich?—Ist sie von Adel?
    Präsident. Wozu das? Welcher Einfall!—Eines Musikanten Tochter.
    Hofmarschall. Bürgerlich also? Das wird nicht angehen. Was?
    Präsident. Was wird nicht angehen? Narrenspossen! Wem unter der Sonne wird es einfallen, ein paar runde Wangen nach dem Stammbaum zu fragen?
    Hofmarschall. Aber bedenken Sie doch, ein Ehmann! Und meine
Reputation bei Hofe.
    Präsident. Das ist was anders. Verzeihen Sie. Ich habe das noch nicht gewußt, daß Ihnen der Mann von unbescholtenen Sitten mehr ist, als der von Einfluß. Wollen wir abbrechen?
    Hofmarschall. Seien Sie klug, Baron. Es war ja nicht so verstanden.
    Präsident (frostig). Nein—nein! Sie haben vollkommen Recht. Ich bin es auch müde. Ich lasse den Karren stehen. Dem von Bock wünsch' ich Glück zum Premierminister. Die Welt ist noch anderswo. Ich fordre meine Entlassung vom Herzog.
    Hofmarschall. Und ich?—Sie haben gut schwatzen, Sie! Sie sind ein
Studierter! Aber ich,—mon Dieu!—was bin dann ich, wenn mich Seine
Durchleucht entlassen?
    Präsident. Ein Bonmot von vorgestern. Die Mode vom vorigen Jahr.
    Hofmarschall. Ich beschwöre Sie, Theurer, Goldner!—Ersticken Sie diesen Gedanken! Ich will mir ja Alles gefallen lassen.
    Präsident. Wollen Sie Ihren Namen zu einem Rendez-vous hergeben, den
Ihnen diese Millerin schriftlich vorschlagen soll?
    Hofmarschall. Im Namen Gottes! Ich will ihn hergeben.
    Präsident. Und den Brief irgendwo herausfallen lassen, wo er dem
Major zu Gesicht kommen muß?
    Hofmarschall. Zum Exempel auf der Parade will ich ihn, als von ungefähr, mit dem Schnupftuch heraus schleudern.
    Präsident. Und die Rolle ihres Liebhabers gegen den Major

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