Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
kleiner Mann, stimmt’s?“
Eine Stimme sagt: Ändere dich.
„Aber wie?“, kommt es mir laut über die Lippen.
Claudia sagt sofort zu ihren Freundinnen, mit ihrer mittlerweile sehr aparten Stimme, dass ich die Fähigkeit hätte mit Tieren zu sprechen. Mit offenem Mund starren mich die Jointis an.
Du hast die Kraft in dir, mein Junge.
„Ach, Mopsi, red nicht so wie Meister Jogi, ich weiß doch, dass ich älter und weiser bin als du.“
Willst du so enden wie diese Typinnen hier? Sie sind nett, sie geben mir zu fressen und würden niemals einer Fliege etwas zu Leide tun, aber du, Klaus, du hast doch mehr auf dem Kasten. Du magst es nicht, gedämpft zu sein, deshalb verstehe ich auch gar nicht, warum du einen selbst gedrehten Joint von diesen Jointis rauchst. Du stehst auf DP!
„Hä?“, sage ich. „Ich steh auf DP? Auf D ouble P enetration?“
Nein, du Dussel, auf Druck und Puls.
Ich sehe Mopsi an, der jetzt sein zweites Bein auf meinen Oberschenkel legt. „Ich weiß“, sage ich zu ihm. Ich muss nochmals versuchen den Schmerz, der mir widerfahren ist, loszulassen …“
Ja, lass endlich los den verdammten Scheiß!, kommt aus dem kleinen Mopsgehirn.
Ich darf nicht so viele Drogen nehmen. Die Jointis sehen mich mit weit geöffnetem Mund und ganz offenen Gedanken an. Sie hoffen wohl, dass ihnen dieselbe Eingebung passiert, mit meinem Hund kommunizieren zu können.
„Frag ihn, wie sich ein Hund fühlt?“, sagt Claudia und stützt ihre Hände im Gras ab und wartet, was ich zu dem Mops sage.
Ich hab den Drang zu vögeln verloren, es juckt überall und ich rieche ihre Periode, sagt Mopsi mit quälender Stimme und blickt Claudia an.
„Darauf will er nichts sagen, das ist ein Tiergeheimnis“, sage ich der Runde und die Mädchen beginnen sich mit ihren Ökogewändern am Boden zu wälzen; danach stehen sie mopsfidel auf und ad hoc bilden sie einen Singkreis und tanzen. Einige von ihnen wollen auf einen Baum klettern, wohl in der Hoffnung einen Ökobauern zu erspähen. „Bis wieder einer verhaftet wird“, sage ich und Claudia rückt näher zu mir.
Mopsi hechelt und ich denke mir, dass vielleicht mein Vater durch den Mops gespr ochen hat.
„An was denkst du?“, fragt mich Claudia, die Verena, ihre neuen Freundin, einen innigen Kuss gibt. Verena ist ein wenig blass, wohl zuviel an der Tüte geschnüffelt, aber ansonsten recht brav. Sie studiert Soziologie, ist im dritten Semester und versucht drei Prüfungen pro Jahr zu absolvi eren. Ihre Eltern sind sehr reich. Damit sie ihr Studium ja nicht abbricht, muss sie – von ihren Eltern bezahlt – jede Woche einmal zum Therapeuten gehen. Das muss sie machen, seit sie 16 ist, denn sonst hätte sie die Maturareife niemals erlangt.
„Ach, Claudia, mir geht’s gut. Hab einen neuen Wohnungskollegen, nicht schwul – frag nicht – aber er ist soooo süß. Ich stelle ihn euch gern bei Gelegenheit vor. Er hat auch einen Mops. Mopsinchen ist ihr Name …“, und Mopsi springt auf, als er den Namen hört, sagt aber nichts dazu. Claudia gibt ihm wieder ein Leckerli und vergnüglich kaut er darauf herum. Er sieht so glüc klich aus, mein Mops.
Verena erklärt, dass sie Tiere sehr mag. Aber für sie keine Zeit hat.
„Was tust du denn sonst noch, wenn du nicht auf der UNI bist oder in der Therapie?“, frage ich das gute Kind.
„Ich arbeite!“, sagt sie selbstverständlich.
„Und was?“
„Ich reinige die Umwelt, und das kostenlos.“
Ach wirklich? Ich hätte dem Kind gar nicht soviel Denkvermögen zugetraut. „Wie kann ich das verstehen?“, frage ich ein wenig doofig nach.
„Mmm, so wie ich es sage“, sie gibt ihrer Freundin Claudia einen Kuss. „So wie andere für ihre Arbeit Geld bekommen, gehe ich jeden Tag hinaus in die Welt – irgendwohin versteht sich – und putze und reinige die Öffentlichkeit. Manchmal brauche ich Wochen bis ich ein Projekt abg eschlossen habe, zum Beispiel arbeite ich gerade an der Müllbefreiungsaktion vom Schlossberg.“
Beeindruckt von dem jungen Ding, sage ich ihr: „Du faszinierst mich. Kann ich dir dabei i rgendwie helfen? Wenn Mopsi mit darf?“
„Klaro, ich würde mich freuen. Wir werden halt nicht dafür bezahlt. Und Handschuhe brauchst du auch. Wir finden die schrecklichsten Sachen im Müll. Zum Beispiel Kondome, Spritzen, Hu ndekackbeutel und vieles mehr.“
(So sah es auch in der Lagerhalle aus, in der ich Alice einen
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