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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Tabletten schon gegeben? Ich ho ffe. Er schleckt gerade die Hand eines Mädchens ab, das wie gelähmt in einem weichen Couchsessel liegt und schläft. Beim näheren Betrachten erinnere ich mich an ihr Gesicht, es ist Sylvia.
      Mein Blick wandert von dem schlafenden Mädchen, das von Mopsi abschleckt wird, wieder zu Ver ena.
      „Natürlich, komm doch heute mit, wenn wir unsere Sauberaktion: Befreit den Schlossberg von seinem Müll weiter verfolgen und Mutter Natur eine schwere Last abnehmen, die sie ohne unsere Hilfe nicht bewerkstelligen kann. Wir sind Engel.“
      (Wo ist der Notausgang, die machen mir Angst.)
      Claudia kifft neben mir mal wieder und ich erkundige mich nach dieser Blumenfrau, die sich irgendwie nach einem Strauch benannt hat oder so. Claudia antwortet mir, dass sie wahrscheinlich noch nachkomme. Die hat’s gut, denke ich mir mit einem Lächeln.
      Nach der kurzen Besprechung, Mopsi gähnt schon und hat endlich die Hand des schl afenden Mädchens losgelassen, machen sich die Umweltaktivisten mit Rechen, Stöcken mit Metallspitzen und wieder verwertbaren Papiertüten zum Schlossberg auf.
      „Gehen wir da zu Fuß hin?“, frage ich und denke eigentlich an Mopsi.
      Die Runde, selbst Verena, sieht mich erschrocken an und ich deute auf meinen kleinen Hund.
      „Wenn es dir und deinem Hund zu anstrengend ist, dann kannst du auch wieder nach Hause g ehen“, sagt Verena ohne sich in Zurückhaltung zu üben. Sie hat das Erfolgskonzept, das sie aus der Null-Komma-Nichts-Ideen-Kammer genommen hat, erarbeitet und daran Blut geleckt. Sie ist besessen davon, ihren Lebensstil publik zu machen und Mutter Natur zu helfen. Wahrscheinlich stellt sie sich gerade vor, dass sie als nächste Landesrätin in Sachen Umwelt das Plastikproblem löst (so schwer wäre das ja auch gar nicht) oder sie nimmt sich noch höhere Ziele vor, nämlich die erste Präsidentin der Grünen in Österreich zu werden, die die Autoabgase einfach verbietet und der Wirtschaftslobby den Stinkefinger zeigt. Denn, mal ganz ehrlich gesagt (unter uns), mit einem Wort könnte man den Umweltschutz salonfähig machen bzw. fördern und unsere Kindeskinder hätten tatsächlich eine Chance auf dieser Welt zu überleben. Aber Lobbyisten (oder wie die sich da alle nennen UND SIE SIND IMMER AUS DER WIRTSCHAFT) erpressen unsere PolitikerInnen. Denn wenn weniger Autos verkauft werden, würde der Benzinverbrauch sinken, was den Scheichs nicht gerade gefiele. Also erklären sie uns den Krieg!
      Scheiße.
      Auf Krieg hat ja nun wirklich keiner Bock, außer ein paar hartgesottene Eier unserer Bundeswehr.
      „Ich komme mit, wenn Mopsi nicht mehr kann, werde ich ihn tragen.“ Und fürs Erste hebe ich meinen süßen Mops hoch, küsse ihn am Hinterköpfchen und der Schlingel furzt mal wieder los. Alle Blicke auf mich. „Ich war das nicht“, sage ich recht laut und meine es ehrlich.
      „Ja, ja, was raus muss, muss raus“, sagt der etwas dickere Typ, der wie ein Türke aussieht.
      „Ich war das echt nicht, ich schwöre es.“
      Verena ergreift das Wort und sagt: „Ist doch scheißegal, warum stehst du nicht zu deinen Taten?“
      „Nur wenn ich sie begangen habe.“
      Das rothaarige – wabbende – Ding greift nach der dürren und mageren Hand ihres großen, schlaksigen Freundes und küsst sie. Ich stelle mir vor, wie er eine Rauchwolke mit Grasgeruch fahren lässt und muss lachen.
      Das Mädchen, dem ich den Lesbenstempel aufgedrückt habe, kommt auf mich zu, stellt sich als Helene vor und fragt, ob sie Mopsi an der Leine führen dürfe. Ich sage ja, überreiche ihr das ha arige Ding und bin eigentlich froh, dass ich mich mal nicht um ihn kümmern muss. Verantwortung ist manchmal total schwer zu ertragen.
      Sie hebt ihn, nimmt ihn an ihre Brust, Mopsi sieht sichtlich glücklich aus, hechelt was das Zeug hält und lässt mal wieder einen fahren. „Uuhh“, sind die einzigen Buchstaben, die ich habe und ich sage: „Steh’ zu dir!“
      „Aber das war ich nicht, wirklich!“, sagt die dicke Helene laut.
      Und die Runde beginnt zu lachen.
      Die Lesbe in Spe: „Das war ich wirklich nicht!“
      „Na, wer wird denn da gewisse Geräusche, die ganz natürlich sind, verleugnen?“
      Verena und Claudia, die dauerkiffen und immer noch ziemlich normal auf mich wirken, verteilen Genuss-Kekse . Sie schmecken ausgezeichnet. „Kann ich das Rezept mal eben schnell haben?“, frage ich, aber niemand will mir eine ehrliche

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