Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
ische Gründe verfolgen und keine monetären.“
Die Runde nickt und in Gedankenhappen denke ich mir, wie doof die doch alle sind. Der Eso-vegane-bio-öko-Typ, dem ich meine Meinung geigte, weil ich mich sehtechnisch angehimmelt füh lte, blickt wieder zu mir. Er starrt mich sogar an. Ich sage aber nichts, wahrscheinlich sehe ich heute einfach nur zum Kotzen aus. Das rothaarige Ding, das mich in das Clubhaus gelassen hat, sitzt neben ihm. Sie hält seine Hand. Im bequemen Schneidersitz lassen sie sich von Verena berieseln, die wirkt, als wäre sie ein Zentrum für diese jungen Leute.
Verena selbst ist ebenso jung. Jung und schön. Wenn auch nur schön deswegen, weil der L ebensstil, den sie vertritt, ihre Gesichtshaut noch nicht geschädigt hat. Aber warte nur, wenn du die nächsten Jahre weiter in der prallen Sonne die Müllreste anderer entsorgst, dann werden dir die ersten Falten den Griff in den Hyaluronsäure-Tiegel erleichtern und du wirst dir wünschen 5 oder 10 Jahre früher zu hautglättenden Mitteln gegriffen zu haben. Wenn einmal die Schäden eingetroffen sind, kann man sie nicht wieder rückgängig machen, man müsste schon chirurgische Maßnahmen einleiten, um Sonnenschäden oder ganz einfache alterungsbedingte Erschlaffungen wieder zu korrigieren. Ruhig bleiben, ruhig bleiben , sage ich zu mir selbst.
„Und deshalb sage ich euch, dass wir mit dieser Bewegung eine Welle der Freude, des Glücks und der Beliebtheit einleiten werden. Die Menschen müssen sehen, was sie wegwerfen, um sie zum Umdenken animieren zu können. Sie werden sehen, dass die Natur all das Plastik, all das Zeugs, das sie wegwerfen nicht verdauen kann. Die Natur stirbt und wir mit ihr!“ Die letzten be iden Wörter sagt sie ganz laut. Claudia setzt mit einem Nicken ein, die Runde folgt ihr, bei mir bleibt die Welle stecken, ich sehe nur zu und wundere mich.
Verena ist in ihrem Element. Sie faselt etwas von Welterneuerung. Ihre Bewegung wird die ga nze Welt erreichen.
(Die Alte hat doch einen Schuss.)
Neben dem rothaarigen Mädchen sitzt ein Mädchen, wahrscheinlich lesbisch, das stark schwitzende Unterarme hat. Mit ihrer knallroten Hornbrille auf der Nase, der bunten Kappe mit der Aufschrift Beam me up erinnert sie mich an eine unseriöse Science-Fiction-Nutte aus einem Hollywood-Streifen. Ich lächle sie kurz an. Irgendwie habe ich zu Lesben einen ganz starken Bezug. Sie haben nicht solche Vorurteile und manche von ihnen haben einen Hang zum männlichen Geschlecht, was mich irgendwie fast anturnt. Go, Lesbe, go!
Neben mir hat sich ein ziemlich dicker Typ hingesetzt, er hält mir seine fleischige Hand zur Begrüßung hin; ich nehme sie und werde von ihrem Gravitationsfeld regelrecht angezogen. Er trinkt auch ein Bier, sieht sehr mitgenommen aus. Sein Gesicht und auch sein Körper sind stark behaart. Er hat was Türkisches an sich, wahrscheinlich ist er auch ein Türke und James-Bond-Fan. Ich de nke an länderübergreifenden Sex, aber nicht mit ihm.
„Und weil es wichtig ist, dass wir zusammenhalten, freut es mich besonders euch mitzuteilen, ein neues Mitglied an Land gezogen zu haben. Den arbeitslosen Klaus.“
Ich saufe gerade den letzten Schluck von meinem Bier und wünsche mir eigentlich schon wieder ein neues und verschlucke mich beim letzten Tropfen, als ich meinen Namen aus Verenas Mund rufen höre.
„Was?“, kommt mir erschrocken aus dem Mund.
Der drahtige Typ, der so komisch starrt und dessen Hand von dem rothaarigen Ding gehalten wird, hat lange Dreads, die mir nicht gefallen. Seine Freundin, mit den wabbernden Brüsten, sagt zu mir: „Ich dachte doch gleich, dass du keiner von uns sein willst. Seht ihn doch mal an …, diese geschniegelte Erscheinung.“
Der glotzende, drahtige Typ hat durch seine Freundin mit mir gesprochen und ich ste lle mir schon vor, wie ich seine Rosette wund ficke. Was mich dennoch wundert, ist, dass die mich als so aalglatt ansehen. Vorurteile satt, denk ich mir, die Eso-veganen-bio-öko-alternativen-TypenInnen sind nicht besser als all die anderen. Noch immer muss meine Erscheinung etwas sehr Schnöselhaftes und extrem Gepflegtes aufweisen. Memo an mich: Die letzte Anti-Falten-Creme wieder ins Programm aufnehmen.
„Hey, ich sehe mir diese Gruppe, euch Eso-Typen und -Typinnen ja nur an. Das ist doch wohl mein Recht.“
Der Dread-Typ sagt etwas, ich verstehe es nicht, er nuschelt.
Mopsi rülpst. Oh mein Gott, habe ich ihm heute seine
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