Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Antwort nehmen.
„Gehen wir!“, sagt Claudia und bestimmt den Ton.
Als wir das Green-Witch-House, wie es einige nennen, verlassen, sagt Verena zu mir, dass wir heute eh eine magere Runde seien, denn eigentlich wären es mehrere HelferInnen. „Viel mehr“, sagt sie nachdrücklich. Mir ist es egal wie viel wir hier sind, Hauptsache ich kann mir am Abend den Wanst voll schlagen.
Mopsi wird getragen und räkelt sich neben seiner neuen Liebe hin und her, besonders die linke Brust der Lesbe hat es ihm angetan, er hat seinen Sehnsuchtsblick aufgesetzt. „Ach Mopsi, du alter Charmeur.“
Die Lesbe Helene ist ganz verliebt in den Hund und sagt zu Verena, dass ihre Freundin am Schlos sberg zu uns stoßen würde.
„Oh, das ist ja toll, dass L.U.G. zu uns stößt.“
Man spricht es Lug aus. Das sollen die Initialen von L et U s G o sein. Irgendwie kreativ und ich erfahre, dass Lug für ihre große Liebe (Liv) von Wien nach Graz gezogen ist. Hyacinthus orientalis stößt auch zu uns, mit einem lauten Ruf: „Hey, ich hab’s doch noch geschafft!“ Und alle freuen sich.
Und die Lesbe Helene möchte am liebsten Liv genannt werden. Meine neue Hundesitterin, die sich meinen Mopsi unter die Arme gerissen hat, heißt ab jetzt Liv und ich frage sie, ob auch di eser Name für etwas Besonderes stünde. Sie verneint und fragt, ob ich denn die Tochter von Steven Tyler nicht kenne. Die hieße nämlich Liv Tyler. „Es dämmert mir“, sage ich zu ihr. Die Herr-der-Ringe-Trilogie ist doch schon lange her. Meine Fresse, ich muss wirklich alt geworden sein.
„Pass schön auf Mopsi auf“, sage ich zu ihr, um das Gespräch in eine andere Richtung zu le nken. Sie nickt eifrig und ich widme mich wieder Verena und ihrer Weltverschwörungs-Theorie.
Auf der Straße sehen wir wie eine gesponserte Community der Grünen Partei aus, die zuhause Katzen züchtet und V ogelscheiße als wiederverwertbaren Dünger verkauft. Lauter Eso-vegane-bio-öko-Typen und mitten drinnen ich. Ein schwuler Halb-Stricher, der noch in den Kinderschuhen steckt, weil er sich das teure Koks nicht leisten kann und um ihn herum irgendwas Braun-Grünes, das die Welt erobern will. Oder für sich einnehmen und dann zwingen will, wiederverwertbare Kleidung zu tragen. Egal, die Hauptsache ist doch, dass wir uns alle verstehen und eine Randgruppe sind, die sich für etwas stark macht.
Der etwas Dickere fragt mich, wie mein Ernährungsstatus ist.
„Tja, wenn ich was zum Essen kriege, nehme ich es. Und heute hab ich schon solch einen Kohldampf, dass ich sogar zu Mopsis Hundefutterschüssel greifen würde.“
Mein Hund macht „wuff“ und ich antworte mit „miau“. Mopsi geht schnurstracks weiter.
„Wie kommt denn das?“
„Tja, ich habe nichts mehr. Kein Geld, keine Perspektiven, nichts … da ist niemand und nichts.“
„Dann ist es ein Leichtes, die Reserven wieder aufzufüllen, leb anders !“, sagt der etwas dickere Türke und ich forme mit meiner rechten Hand einen Schnabel und bewege den Schnabel auf und ab.
„Das ist aber nicht sehr freundlich von dir“, sagt der dicke Türke zu mir.
„Du weißt von meinen Problemen rein gar nichts.“
Verena mischt sich ein, wie immer und sagt, dass ich einmal lernen sollte, Meinungen anderer zu akzeptieren. Und der Tipp mit leb anders hat durchaus seine Berechtigung.
„Glaubst du an Gott?“, fragt Verena.
„Nein!“
„Solltest du aber!“
„Du willst mir doch nicht sagen, dass du an Gott glaubst, oder?“
„Doch, an Gott, die Göttin und das Universum, Mutter Erde, alles eins.“
Eigentlich wollte ich lauthals SO EIN SCHEIß rufen, stattdessen bleibe ich diplomatisch und sage: „Wohl The Secret von Rhonda Byrne einmal zu oft gelesen, was?“
Claudia, die sich ein neues Stäbchen angezündet hat, sagt: „Klaus, wir sind hier eine Gemei nschaft, die füreinander da ist. Wir haben Ziele und Werte, das sollte dir schon auffallen. Außerdem habe ich von deiner misslichen Lage berichtet und darum gebeten, dir unter die Arme zu greifen.“
„Du hast hier allen erzählt, dass es mir scheiße geht?“, bricht es gellend aus mir raus.
„Das sieht man sofort, wenn man dich kennenlernt. Du steckst mitten in einer Schuldenkrise, verkaufst dich für ein paar Gramm Koks, bist arbeitslos, brichst ständig Streit vom Zaun und siehst keinen Sinn mehr in deinem Leben … also bitte, erzähl mir jetzt nicht, dass es dir gut geht“,
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