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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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hat mich in der Zeitung mit den anderen gesehen, als ein Bericht über uns kam und fand die Idee mit der Grünen Welle so gut, dass er meinte, mich da voll und ganz unterstützen zu wollen.
      Weise Entscheidung, denke ich mir. – Wie man sieht, ich kann ja doch nett sein!
      Liv sagt zu mir, dass sie von Claudia über Facebook (!) erfahren hat, dass ich nach alten Kinderreimen oder Liedern suche.
      „Ja, das ist richtig“, meine Blicke schweifen zu Claudia, die gerade kräftig aus einer Bierdose trinkt. (Ich bin noch immer nett, oder?) Und Lug stimmt mit ihrer männlichen Stimme plötzlich ein paar Zeilen an:
     
    „Mein Huå t der hat drei Ecken,
    drei Ecken hat mein Huåt.
    un d wenn er nicht drei Ecken hätt’
    dann wär’ er nicht mein Huå t.“
     
    „Verdammt lange her das Teil!“, sage ich lachend zu ihr und das Mann-Weib nickt energisch, gibt mir Fünf und setzt sich wieder zu ihrer Liv-Tyler-Braut. Wow, die Kommunikation ist gigantisch in diesem Håus.
     
    Ein kleines Problem ergibt sich, als sich der stämmige Türke umziehen geht. Da er beim Grillen so extrem schwitzt, wird einigen ganz mulmig in der Magengrube. Und ein paar machen diesen Blick, wie wenn im Horrorfilm die verspiegelte Kleiderschranktür geöffnet wird und ein Zombie mit aufgerissenem Maul herausspringt.
      Ich hoffe, dass der Türke neben mir sitzt, denn dann würden meine Schweißattacken gar nicht so auffallen.
      Während sich der stämmige Türke umzieht, singt er das Lied Bo von Rita Yahan Farouz. Der Song ist mir deshalb bekannt, weil Ivri Lider den gleichnamigen Text für den Schwulenfilm Yossi & Jagger übernommen hat. Meine Gedanken: Mmmm, ist der wirklich ein Türke? Aber das Ergebnis ist, dass sich der stämmige Türke wieder zum Griller stellt, summt und weitermacht; in seinen Augen ist so etwas wie Stolz zu sehen, Stolz hierbei mitzumachen, bei der Grünen Welle dabei zu sein. Und bevor die Welle so richtig die Welt umsegelt, begrillt er noch seine Liebsten. Einige bringen ihm Bier hinaus und er bedankt sich herzlich dafür. Wenn etwas fertig ist, gibt er es auf einen Teller und bringt ihn uns, damit wir was zum Essen haben. Zu den Tischen kommen immer wieder elfenhafte Typen und –innen, mit elfenhaften Bemalungen im Gesicht, die Salate und Saucen verteilen.
      „Was sind das für seltsame Maori-Zeichen?“, frage ich.
      „Das hat nichts mit den Maori zu tun“, sagt eine selbsternannte Elfe recht barsch zu mir, „das sind die Zeichen der Natur! Ich habe mich umtaufen lassen, mein neuer Name ist Rosa Damascena“, sagt mir das nach Lavendel stinkende Ding.
      „Sehr schön, noch mehr Blumenkinder“, versuche ich freundlich zu betonen. Es hat nicht fun ktioniert, sie zeigt mir den Stinkefinger.
      Rosa Damascena überdreht die Augen und sagt: „Du hast voll miese Vibes“, und zieht einen Tisch weiter und bewirtet die Gäste dort. „Und aus deinem Arsch scheint die Sonne“, rufe ich ihr gallig hinterher und ernte aggressive Blicke von einigen Gästen.
      (Aufhören. Aufhören. Du bist hier Gast, Klaus.)
      Gegrilltes wird vom Türken immer wieder serviert und von den Gästen reichlich genommen und g egessen. Wein wird geöffnet, Unterhaltungen geführt und ich bin endlich bereit mich ein wenig zu entspannen. Besonders dann, als das Thema Sex und andere Länder an meinem Tisch auftaucht.
      Verena sagt: „Auf deutsch Sex machen, heißt, dass du in der Missionarsstellung genommen wirst, hast du das gewusst, Claudia?“
      „Nein, echt?“, erstaunter Ausruf Claudias. „Ich kannte nur die Bezeichnung französisch für Oralverkehr, eigenartig, ob die Französinnen und Franzosen sich ständig ihre Genitalien schlecken?“
      „Das glaube ich schon!“, sage ich mit Nachdruck (wohl eher ein Wunschgedanke), kaue auf meiner gesalzenen Kartoffel und ziehe alle Blicke auf mich: „Seht euch doch die Pudel der Fra nzosen an, die schlecken sich öfters als alle anderen Hunderassen dieser Welt, von irgendwem müssen sie sich das abgeschaut haben.“
      Die Lesbe Helene, die ja eigentlich Liv genannt werden möchte, und ihre Freundin Lug lachen lauthals und Liv sagt: „Du, ich hab gehört, englischer Sex ist die Bezeichnung für Rollenspiele, voll masochistisch und so. Mit Erziehungsspielen, Strafen und Spanking, echt arg, voll die Delle.“ Mit ihrer großen Brille auf der Nase, den Piercings in der Unterlippe und den kurz geschorenen Haaren hat sie was von einer moderne Eule aus einem

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