Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Atwood gelesen hätte. Ich verneine und versuche das Gespräch wieder auf meine Probleme zu lenken und ich sage, dass ich durchhalten werde und rauche nebenher eine Zigarette.
„Ja, der Anfang ist ein bisschen zäh“, sagt Samuel.
„Nein, ich mein nicht das Buch, meine Sucht.“
„Ach so!“
Dann erzähle ich ihm, endlich einen Job gefu nden zu haben, der mir gefällt und er lacht.
„Lachst du mich aus?“
„Nein, ich wusste nur schon immer, dass dir die soziale Schiene am ehesten läge.
„Dankeschön“, sage ich hörbar aufgemuntert.
Ich nehme mir eine Emser Tablette, die gegen Hustenreiz ist, da meine Stimme so rau ist. Dann sagen wir uns, wie lieb wir uns haben und legen gemeinsam auf. Das Atmen fällt schon wieder leichter, eine Mischung aus körperlicher und geistiger Besserung tritt ein. Ich rauche die Zigarette zu Ende und gehe nochmals duschen, es ist besser frisch bei der neuen Arbeit zu erscheinen. Die Wäsche, die in meinem Zimmer am Boden liegt, gebe ich mit viel Waschmittel in die Wäschetrommel. Mein Zustand verbessert sich. Ich fühle mich besser und es geht aufwärts. Ich verlasse die Wohnung mit meinen zwei Hunden.
Nächstes Ziel: Green-Witch-House am Ende der Max-Mell-Allee.
Kapitel 11
Das Haus am Ende der Straße. Größer erscheint es mir, größer als es noch bei meinem letzten Besuch au sgesehen hat. Ich trete ein und sofort werde ich freundlichst empfangen.
„Verena hat gesagt, dass du kommst“, sagt ein Mädchen, das meint, dass sie mich kennt, ich nicke eifrig mit meinem ganzen Körper und sie geht mit ihrem ganzen Oberkörper runter zu me inen zwei Mopsen. Ihre Glocken hängen beinahe aus ihrer Bluse heraus.
„Komm rein!“, sagt sie fröhlich und ich komme gerade recht zum Abendessen, Reggaeklänge aus dem Radio, Tune-to-Fly ist am Werk. Verena und Claudia kommen auf mich zu und bieten mir einen Platz an ihrem Tisch an. Auf der Terrasse wird gegrillt. Vom Wohnzimmer aus geht es direkt zur Terrasse, die dann mit dem grün-wuchernden Rasen verschmilzt, genauso möchten es die Grünen Kidz. Es grillt der türkisch aussehende Typ, der mir, als ich ihn begrüßte, seinen Namen sagte, den ich aber schon wieder vergessen habe. Egal. Ich schwitze leicht. Ich nicke freundlich und versuche die Eso-veganen-bio-öko-Typen ein wenig besser zu verstehen. Immerhin haben sie mir einen Job angeboten (noch habe ich ihn nicht), aber das wird schon werden. Sie werden doch wohl meinem Witz und Charme nicht widerstehen können. Und wenn ich meine Arbeit gut mache, werden sie mir wohl eine Vertragsverlängerung anbieten. So läuft das. Eine Hand wäscht die andere, wie in der Politik. Nur dass wir hier hart arbeiten müssen für unsere paar Kröten.
Als ich zum Türken hinübergehe, sage ich: „Das ist aber kein Fleisch!“
„Nein, ist es nicht!“, sagt er selbstverständlich.
„Und was grillt ihr?“
„Halloumikäse, Salatgurken längs geschnitten, Tofu in Scheiben, Kartoffeln, Pastinaken und halbierte Tomatenscheiben.“
Schnell sage ich: „TOLL!“ und gehe wieder ins Haus (Gott sei Dank hat McDonald’s bis Mi tternacht geöffnet). Ich bin noch nicht bereit für die vegetarische Version der Zone-Diät. Wahrscheinlich wird nach dem Grillen ein Jute-Sack-Hüpf-Wettbewerb veranstaltet, um uns zu belustigen. Im Wohnzimmer, das zu einem Versammlungsraum umgestaltet worden ist, haben sie drei Tische aufgestellt, anscheinend haben sie wirklich ein Budget bekommen, mit dem Verena gut wirtschaften kann. Alte Einrichtungsgegenstände treffen auf neumodernen Scheiß: Eine alte Couch, zerrissenes Teil, erinnert an eine Mottenzucht. Moderne Bilderrahmen (ohne Rahmen) mit Bildern drinnen von bekannten Persönlichkeiten, wie Friedensnobelpreisträger. Springbrunnen, die den ganzen Tag nur plätschern und eine mickrige Lichtershow für gelangweilte Omas abgeben und großzügige Tücher, die an einen indischen Basar erinnern.
Der Türke kommt von draußen immer wieder mit gegrilltem Essen, das er auf den Tischen ve rteilt. Alles wirkt friedlich und freundlich. Hyacinthus orientalis ist auch da, ich freue mich sie zu sehen. Mit ihrem Chef hat sie ausgehandelt, dass es für ihn kein Problem sei, wenn sie weiterhin bei den Grünen Kidz ihre Dienste dem Gemeinwohl stifte, ihre Lehre kann sie trotzdem bei ihm machen.
„Finde ich voll geil!“, sage ich laut zu ihr, und beneide sie ein wenig.
„Ja, finde ich auch!“, er
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