Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
ich auf Männer (außer auf Sex) so allergisch.
20:33
Mond*schein: Wie kannst du gegen Männer allergisch sein, aber auf Sex nicht. Den machst du doch mit den Männern.
Punkt für dich, denke ich mir. Mein Gott, dass diese Männer, die sich zieren, immer so intelle ktuell sind… schrecklich!
20:34
Kabbal-a: Ja, schon recht, es ist doch schon ein Fortschritt, dass ich mir eine andere Ablenkung suche als den Sex, oder? Du könntest wenigstens ein bisschen freundlicher sein.
20:40
Mond*schein: Na ja, bis Österreich den ersten schwulen Präsidenten gewählt hat, wird es noch dauern. Deshalb gebe ich dir einen Rat umsonst: singst du gerne?
20:42
Kabbal-a: Du weichst aus, oder du verarschst mich. Aber ich gebe dir eine ehrliche Antwort: singen kann ich jetzt nicht so gut, nur unter der Dusche, aber ich spiele recht gut auf meiner Gitarre … vier Jahre Unterricht und dann halt nur mehr privat … für meinen Ex-Freund … aber davon fang ich jetzt nicht zu reden an.
20:46
Mond*schein: Da ist ja ein Mensch auf der anderen Seite des Computers … Spaß beiseite … magst du Tiere?
20:50
Kabbal-a: Wenn du das sagst, mein Herzchen! Na ja, ich passe gerade auf den Hund, einem Mops, meiner Nachbarin auf. Er stinkt, ist laut, furzt was das Zeug hält, so viele Blähungen hat nicht mal Ottfried Fischer nach einem Hauptgang, aber … er ist ein süßes Vieh, das ich manchmal sogar knuddlen muss; aber verrat es keinem!
20:51
Mond*schein: Werd nicht so schnippisch! Ich erzähl doch niemanden, dass ich dich kenne. Nimm doch den Hund als Hobby, ist sicherlich auch erfüllend.
20:52
Kabbal-a: Mmm, nur der Hund scheint mir zu wenig, aber das mit dem Singen, bzw. das mit dem Spielen … ich könnte doch eine Band gründen.
20:53
Mond*schein: Aber auf die unkonventionelle Art. Stell dich in den Park, schreib ein Schild, wo draufsteht, was du suchst und dann spiel einfach los.
Du und der Mops im Park, auf der Wiese, ein echt cooles Bild, Mann!
So ganz frisch ist der Typ, Mond*schein, nicht. Ich im Park, umgeben von Fremden, der singt, bis die Polizei kommt und ihn abführt …
20:55
Kabbal-a: Tja, eine Idee … von hoffentlich vielen.
20:56
Mond*schein: Du blockst ab? Schon jetzt.
20:59
Kabbal-a: Ja, ich werde dich jetzt leider verlassen müssen. Aber ich sage dir in alle Form danke, für deine nett gemeinten Ratschläge.
21:01
Mond*schein: Gerne geschehen. Dir auch alles Gute. Ciao …
21:03
Kabbal-a: Vielleicht chatten wir ein anders Mal … würde mich freuen.
21:03
Mond*schein: Wir werden sehen. Pass auf den Mops gut auf.
21:04
Kabbal-a: Mach ich. Ciao.
Ich beende meine Internetsession. Ein Mausklick und du bist wieder in einer anderen Welt. Diese andere Welt kommt mir kleiner und unscheinbarer vor. Sie ist auch weniger bunt und deshalb muss ich sie mir bunter machen, mit Typen, mit Sex, mit Drogen, mit Sport, damit ich endlich wieder einen Endorphin-Schock habe und mich spüre, etc., etc., etc. vielleicht auch mal wieder Gitarre spielen.
Es läutet an der Tür; dahinter steht Urgene, er wird dem, was er im Internet von sich zeigt, gerecht. Ein hagerer Adonis. Ein – wie ich schon auf den Fotos gesehen habe – aalförmiger Typ, dessen Mundfotze schon so offen und hungrig aussieht wie der zahnlose Mund meiner Oma während ihres Schönheitsschlafes. Eine abgemagerte, vegane Gestalt, eine Bleistiftskizze, die keine Unterscheidung zwischen billigem Nahrungs-Müll und dekadentem Feinkost-Abfall trifft, sondern für die schwule Welt hungert, damit er weiterhin von aktiven Männern gefickt wird. Aktive Männer wie ich wollen keine dicken Männer, wir lieben kleine, dünne Heroin-Stricher, damit wir sie leichter biegen können. (Glaube ich das wirklich, was ich hier denke?)
„Komm rein“, sage ich neugierig und er kommt langsam herein. Er sagt nicht viel. Er zieht se ine Sommerjacke aus und man nimmt an, er sehe aus wie ein zerdrücktes Blatt Papier, das vom Leben in den Mülleimer geworfen worden ist. Seine Haare sind kurz und er hat die typische Welle in seinem Haarschnitt, die ihm das Erscheinungsbild eines echten Studenten verleiht, er möchte so aussehen und auch so behandelt werden. Seine Augen haben etwas Treues, auch seine großen Hände, die er behutsam zusammengefaltet hält. Ich öffne für uns zwei Dosen Bier von Egger und er setzt sich nieder. Mopsi kommt in dem Augenblick angelaufen und mit einem Satz hüpft er
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