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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Evolutionen), die sich manchmal sogar Wunderheiler nennen. Homöopath ist gleich Psychopath. Aber nicht von Karl habe ich geträumt, sondern von seinen Katzen …
      Clerance, die Bock-Katze von Karl, dem Katzenzuhälter, war als Drogenkurier bei der Gefän gnismafia beschäftigt. (Ich träumte von sprechenden Katzen, muss ich jetzt einmal anmerken.) Clerance lernte im Gefängnis Sam kennen, eine Flüchtlingskatze. Jedoch wurde Clerance bei dem Versuch, aus dem Gefängnis auszubrechen, geschnappt; um Informationen aus ihm herauszubekommen, folterten sie ihn bis aufs Blut. Eine sehr lustige Story, könnte auch einen drolligen Comic abgeben, denn Clerance lernte nicht nur Sam im Gefängnis kennen, sondern auch Luna, Kimi, Tiffany, Lili und Oskar, alles Flüchtlingskatzen von Karl, dem Mr. Goody aller Katzennarren.
      Ich sehe nochmals auf meine Uhr, die am Nachtkästchen steht: 05:45 und mir wird schlagartig bewusst, dass ich noch immer wach bin und weiß, dass ich nicht mehr einschlafen werde. Wel thirnkrieg nach dem Aufwachen. Wieder niemand da. Wieder Stille. Leises Leben.
      Um 05:54 stehe ich auf und schalte das Radio ein, bevor es von selbst angeht und mich aus dem Schlaf reißt. Zähne putzen, scheißen gehen, also alles was ein echter Mann um diese Uhrzeit auch tun würde. Im Radio läuft ein rockiges Lied, das am frühen Morgen selten gespielt wird. OOMPH! singen Gott ist ein Popstar . Und ich höre genau hin, wenn Dero Goi meine Lieblingstextzeile singt: Wir sind so glücklich / Wir lieben alle den Schein / Die Welt ist göttlich / Wir sind gemeinsam allein / Wir sind so glücklich / Drum reiht euch alle mit ein / Die Welt ist göttlich / Die Lüge wird euch befreien […]
    Danach sage ich zu meinem Spiegelbild: „Du wirst den Arzt niemals wieder sehen! Wie fühlst du dich damit?“ Mein Spiegelbild schweigt. Ich sehe mich nicht mehr darin, ich werde u nsichtbar. Dann ziehe ich mir die Laufschuhe an und laufe los. Ich laufe für mein Seelenasyl.
    – Wie viel A blenkung erträgt ein Mensch?
     
    Während ich draußen bin, mich aufwärme, erinnere ich mich an die versaute Wohnung. Sofort drehe ich um … der Mops muss mit. „Mopsi“, rufe ich, er ist noch etwas verträumt, springt aber glücklich auf, streckt seine kleinen Glieder, gähnt und lässt die lange Zunge rollend raushängen und springt los. – Enthusiasmus, wie drollig! So schnell würde ich auch gerne munter sein. Als ich ihm die Leine an sein Halsband hänge, niest er und ist ganz aufgeregt. Schnell schnappt er noch nach Wasser und folgt mir mit erhobenem Haupt. Ich kann ihn kaum bändigen und sage immer wieder zu ihm, er solle seine Kräfte aufsparen, für den Lauf.
    Ich gehe nach draußen, die Luft ist frisch und unheimlich klar. Und ich merke, dass es mir be sser geht. Ich fühle mich nicht mehr so allein und betrachte das glückliche kleine Dingchen neben mir, das zu mir hoch stiert, die lange Zunge nach draußen verlagert und mit freudiger Erwartung den nächsten Moment abwartet.
    „Na dann mal los“, sagte ich und beginne ein wenig zu laufen. Während des Laufens muss ich wieder an meine große Liebe denken. Ich möchte wieder ein paar Erinnerungen loslassen, ei nfach vergessen, wegschmeißen, so wie ich weggeschmissen wurde, von einem Tag auf den anderen. „Nein“, sage ich und rufe mir in Erinnerung, was Samuel zu mir gesagt hat, „denk positiver, dann wird es leichter.“ Norbert hatte auch einen guten Rat für mich: „Suche dir Ablenkung“, tue ich doch, tue ich doch, denk ich mir und bin wütend. Mond*schein meinte Musik helfe. Jetzt wird es kompliziert.
    Ständig suchend. Ohne etwas zu suchen. Ich bin ahnungslos. Keine neuen Bekenntnisse, bloß nichts wissen, nichts ahnen, nichts suchen. Ich bin unwissend. Keine neuen Erkenntnisse. Nur ein bisschen gelacht habe ich. – Schon mal ein Anfang! Bestandsaufnahmen crashen unerbittlich auf alte Egoismen. Kaputte Synapsen, totgesoffen, weggesoffen, weggeschnupft, to tgeschnupft. Meine Einsamkeit tränt meine Seele voll. Ich fresse Scherben und wundere mich, dass ich Blut spucke. Mopsi keucht, aber er hält Schritt.
      Ich laufe weiter und nach einigen Minuten spüre ich endlich wieder die Wärme, die von me inem Rumpf ausgehend direkt in den Rücken strahlt. (Ist ja schon mal was Positives, oder?) Es tut gut, wenn man Wärme spürt. Das gleiche wohlige Gefühl empfinde ich, wenn mich jemand umarmt; ich werde selten umarmt. Dann denke ich dort weiter, wo ich aufgehört habe zu

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