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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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führte. Dieser allerdings wartete schon sehnsüchtig auf ihn, aber nicht um ihn liebreizend im pinkfarbenen Tutu (wie sonst an abendlichen Travestieshows hinterm Hof) zu empfangen, sondern um ihm die Hölle heiß zu machen!
    Karl, der Katzenzuhälter im pinkfarbenen Tutu, hatte nämlich vor unserer Abreise nach Wien des Arztes Handy durchsucht und die Nachrichten, die wir uns geschrieben hatten, gelesen. Er oder ich! Per Handy schrieb ich dem Arzt, wie sehr ich mich auf den Urlaub in Wien freute. Karl duldete diese Liaison nicht länger. Der Arzt allerdings hatte einen Trumpf im Ärmel, er ha tte – laut eigenen Angaben – zu Karl gesagt: „Wir können gerne ein Paar werden, aber du musst akzeptieren, dass ich alles ficke, was ich ficken möchte.“ Karl akzeptierte, weil er verliebt oder ein Opfer war.
    Inzwischen erkannte der Einzeller auf zwei Beinen, seine Feinde nennen ihn Karl, dass sich der Arzt eher zu jungen Männern hingezogen fühlte. Karl war beinahe so alt wie der Arzt.
    Drei Monate nach der Causa Wien trennten sich beide auf Wunsch des Katzenzuhälters. Zwischenzeitlich, wenn es den Arzt doch nach einer alten Zebravulva gelüstet hatte, fickte er ihn, Karl hatte dazu nicht viel zu sagen. Die Fotos, die der Arzt dabei machte, speicherte er auf seinem Handy und zeigte sie gerne her. Karl, der arbeitslose Katzenzuhälter, ließ sich gerne für die Liebe erniedrigen und dabei nackt fotografieren. Meistens kniete er am Boden, als hätte er ein paar Hunde-Chromosomen zuviel von seinem Vater mitbekommen. Karl war absolut passiv, er hatte nie gelernt mit seinem Penis umzugehen. Die Sorgenfalten, die er auf den Fotos hatte, standen ihm tief ins Gesicht geschrieben. Karl war ein Opfer, ein Opfer wie ich. Hatte er den Arzt doch auf einem Rastplatzbesuch kennengelernt, wo Opfer auf ihre Täter warteten.
     
    Die Wien-Affäre hing mir jedoch auch nach, hatte der Arzt doch ein Fickdate während unseres Wienaufenthalts mit seiner Internetbekanntschaft Fingergut gemacht. Nur leider stand vor ihm kein Calvin-Klein-Model sondern Helgundis Braunschweig. Deshalb entschied er sich mich zur Rede zu stellen. Er war sich fast sicher, dass ich hinter diesem verwerflichen Koitalprojekt steckte. Zu Recht! Auf diese Idee brachte ihn schlussendlich mein immer größer werdender Kontrollzwang, der sich durch seine immer schlechter konstruierten Lügen entwickelt hatte. Ich lachte innerlich über die Geschichte, und wie verdutzt der Arzt ausgesehen haben musste, als Helgundis Braunschweig ihm die Tür aufmachte.
     
    Mein Lauftempo verlangsamt sich abrupt. Es graut. Wolkendecken öffnen sich. Einige Sonnenstrahlen fallen so langsam, dass ich glaube, ich könne ihren Schweif sehen. Sie glitzern an mir vorbei und ich glaube plötzlich felsenfest daran, sie angreifen zu können und ich strecke meine Hände nach ihnen aus. Ich dehne meinen Körper, atme tief durch, es ist kalt und ich laufe kleine Schritte, um mich warm zu halten. Ein Schmunzeln kommt mir über meine Lippen und ich weiß, dass ich – womöglich – auf dem richtigen Weg bin, meine Sorgen zu verarbeiten. Ich empfinde jetzt gerade Freude. Bilder von uns treffen mich schlagartig wie die ersten Sonnenstrahlen, unaufhaltsam dringen sie durch die Wolken- und Nebeldecke. Der Wiener Prater, unser wildes Geknutsche … Liebe, Leere. Beides liegt nah beieinander. Sowie Selbstliebe und Selbsthass. Ich denke daran, dass diese Bilder bis in alle Ewigkeit in mir existieren. Sie werden zu Symbolen werden, heranreifen, nur nicht wie Wein immer besser werden, sondern sie werden meine Gegenwart mit Negativem füllen, vergiften. Andere Symbole wie die Kinokarte unseres ersten, gemeinsamen Films (Brüno) konnte ich problemlos wegwerfen. Wie wirft man Gedankenmüll weg? Und spontan sage ich: „Loslassen, lass es einfach los.“
     
    Zuhause angekommen, erwartet mich der süße, kleine Mops.
     
     
    Kap i*te-l 6
     
     
    A m selben Tag.
     
    Claudia meldet sich per Telefon. Sie hat zwei weitere Typen überreden können, die schwul sind, und die je ein Instrument (mehr schlecht als recht) spielen können, dem Club der Musiker beizutreten. Da sie mit ein paar Studenten in einer recht großen WG wohne, möchte sie ein Treffen bei sich organisieren. Ich bin begeistert und frage, ob ich Mopsi mitnehmen könne, und sogleich meint sie, Mopsi wäre das Maskottchen schlechthin.
    Kurzer Hand, also einen Kaffee später, bin ich schon eingeladen, bei ihr vorbeizukommen, qu asi um die nächsten

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