Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Musiker und Musikerinnen kennenzulernen. „Gendern ist Pflicht“, sagt Claudia und belehrt mich der weiblichen Unterdrückung der deutschen Sprache. Da ich mir noch nie darüber Gedanken gemacht habe, bin ich sehr erstaunt und engagiere mich sofort dafür.
Claudia, die mit Lisa nicht nur in dem Dritte Welt Laden zusammenarbeitet, wohnt auch bei ihr. Wie ich erfahre, ist Lisa lesbisch, ein bisschen in Claudia verknallt, aber Claudia nur auf Erfa hrungen aus. – Spannend, auch bei den Frauen geht die Post ab, wie zu den besten Zeiten auf der Insel Lesbos.
Claudia und Lisa wohnen zusammen mit Chrisibisi, Trinsi, Moksi, Burbi und Hans. Und wä hrend wir telefonieren, sagt sie das Treffen auf einmal ab. „Was, eine Lieferung kommt? Eine ganze?“
Ich war der Meinung, dass es irgendwas mit dem Geschäft zu tun hat. „Was meinst du denn, Lisa?“ H öre ich Claudia rufen … ich glaube, sie hält jetzt die Hand auf ihr Handy.
„Du, wir müssen das verschieben, ich bekomme Besuch, Da weed schaut vorbei.“
„Wegen eines Typen namens David verschieben wir unser Treffen?“, sage ich entrüstet.
„Du verstehst das nicht, wir hören von einander, SMS schreiben ist mir lieber. Ciao“, sagt sie und ich möchte noch sagen … egal, wenn David kommt, muss man wahrscheinlich spuren.
Nun habe ich das tierische Bedürfnis mich zu befriedigen, irgendwie eigenartig. Zeit, die habe ich ja zur Genüge.
Nachdem ich mir einen abgewichst habe, mache ich einen auf Körperkult und lege mir eine Gesichtsmaske auf, danach eine Schlammmaske für meinen Kö rper (Brust, Beine, Bauch, Po), dabei ziehe ich mir einen Müllsack über, um mich in mein Bett legen zu können, und sehe mir eine Folge von Desperate Housewives an, inzwischen rauche ich eine Zigarette. Ich liebe Bree, Lynette, Susan, Gabrielle und Edie. Es macht Spaß die verzweifelten Hausfrauen bei ihren verzweifelten Taten zu beobachten, ich merke richtig wie (un)verzweifelt mein Leben und meine Taten im Vergleich dazu doch sind. Mopsi versucht ständig an meiner Schlammmaske zu lecken und ich verscheuche das nimmersatte Wesen. Nach dem Körperkult schalte ich den Computer ein. Die blauen Seiten rufen mich und Mond*schein hat mir eine Nachricht geschrieben.
Um 21:03
schrieb Mond*schein: Brian aus der Serie Queer as folk (wenn dir das etwas sagt) wü rde deinen Zustand so beschreiben: „You are pathetic“, und das gleiche sage ich auch zu dir. Du bist nicht anders als die anderen hier, du besitzt nicht einmal den Mut es zuzugeben. Dein einziges Ziel ist es abzuspritzen. Und das – lieber Kabbal-a – macht dein erbärmliches Leben noch erbärmlicher.
Gruß
Mond*schein
18:12
Kabbal-a: Ich fühle mich ein wenig gekränkt, muss dir aber recht geben, mein Leben ist zie mlich erbärmlich (zurzeit). Ich kenne Brian Kinney aus der Serie recht gut, ich habe alle Staffeln von Queer as folk gesehen. Und es stimmt, wenn ich an ihn denke, bekomme ich schon wieder Lust zu ficken, da Ficken etwas Schönes ist. Und in diesem Punkt hab ich dich sicherlich nicht belogen.
Ich mache heute, hier und jetzt eine Veränderung durch. Ich verarbeite, ich lasse los, ich werde losgelassen … und brauche Ablenkung. Mehr nicht. Jetzt weißt du es!
Ich klicke ein paar Typen weg, die ich kenne, verheiratet sind oder gerade in Trennung leben und einen Seelenficker suchen, um den Schmerz leichter zu verarbeiten (eigentlich wie ich!). Es dauert nicht allzu lang und ein anderer Typ ist online, sein Nickname: Miumiu. Er ist ein junger Mann, der Name entlarvt ihn schon vor dem Betrachten seines Fotos. Dolce-&-Gabbana-Lachfresse, die ordentlich verdr oschen gehört. Und diesem mitleiderregenden Gesicht will ich helfen, Mond*schein hatte mich indirekt auf diesen Gedanken gebracht. In der Serie Queer as folk wurde Ted Schmidt auf diese Weise geholfen , indem ihm ein Mitleidsfick von einem wunderschönen, durchtrainierten Mann gewährt wurde, der – da er wunderschön ist – Ted Schmidt niemals berühren würde. Ted Schmidt wusste vorerst von dieser ominösen Helferaktion allerdings nichts, und als er ihrer gewahr wurde, fühlte er sich hässlicher als je zuvor.
Von mir erfährt niemand etwas. Bestimmt nicht.
Bevor ich Miumiu anschreibe, lese ich noch sein Profil durch:
Devote Maulnutte bietet sich an, auf Befehl seines Herrn. Bestellungen von Diensten nur in Absprache meines Herrn, der sehr daran interessiert ist, seine Maulbitch (mich) für mehrere zur Verfügung zu
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