Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
und hätte nicht mehr lange zu leben. Da ich verliebt war, wollte ich auch bei ihm bleiben, egal wie krank er gewesen wäre. Damit hatte Cora wohl nicht gerechnet.
Wie dem auch sei. Ich glaubte ihm. Auch mein viel zu jugendliches Aussehen kam als Tischg espräch auf. Nämlich in der Form, dass es seinem guten Ruf schädigen könnte (hört, hört!). Ich beschwor den Arzt mir einfach zu glauben, dass ich ihn liebte und dass ich mit ihm zusammen sein wollte. „Brauchst du eine neue Niere? – Ich gebe sie dir!“
Ich versprach dem Arzt mit niemandem über seine ominöse Krankheit zu sprechen. Der L ügencocktail seiner Frau, gemixt mit Eis, einer Zitrone und eine Orange für den frischen Geschmack, 1 cl Verstand, 2 cl pure Scheiße und 1cl Ekel hat mich beinahe umgehauen.
„Brauchst du ein ne ues Herz? – Hier bitte, da hast du!“
Es graut wieder, es wird heller und ein Auto biegt in die Theodor-Körner-Gasse ein, ich bitte in diesem Augenblick, es möge mich überfahren, dass dieser Schmerz, der in mir bohrt, endlich aufhört. Aber das Auto sieht mich, hält an und der Fahrer steigt aus und hilft mir auf. Ich blicke den Fahrer an und sage ihm, dass ich einen so starken Krampf gehabt hatte, dass ich deshalb zusammengebrochen war. Ich danke ihm für seine Hilfe und verspreche ihm, besser auf mich aufzupassen.
Das Auto fährt weg. Ich setze mich wieder an den Straßenrand, diesmal so, dass mir nichts pa ssiert. Ich drücke mich an den feuchten Busch, der zwischen einem Zaun hindurch wächst und weine wieder. Ich weine. Halt! Aufhören! Ich rufe mir ein Taxi, fahre damit nachhause und esse anständig. Die Uhr verrät, das ich noch viel Zeit für mich habe, also dusche ich mich und beginne danach ein neues Buch zu lesen, dass sich Cabal nennt, geschrieben von Clive Barker. Nach der Leselektüre, sprich nach hundert Seiten, nehme ich ein Leistungselixier von Dr. Boehm zu mir. Ich nehme zwei davon und ich bin voll aufgedreht, bin voll stark, voller Kraft.
Eigenartig nicht zur Arbeit gehen zu müssen. Okay, ich bin jetzt e twas hibbelig, aber das gehört wohl dazu. „Loslassen“, sage ich zu mir und ich stelle mir die vielen Ereignisse vor, die mich belasten und versuche sie in einen Luftballon zu drücken, zu stecken, zu stopfen, um sie danach loszulassen. Im Geiste sehe ich diesem Luftballon hinterher; er muss weit weg von mir fliegen. Schon bald darauf weine ich wieder.
Aber ich lasse los, ich lasse etwas los, das ich nicht brauche.
Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, gebe ich Mopsi etwas zu fressen und so hi bbelig ich bin, so aufgedreht ist er und ich nicke ihm zu. Der Mops weiß jetzt schon, dass das soviel heißt, wie: rausgehen! Deshalb gehen wir raus, aber ohne die Gitarre. Es wird tatsächlich noch ein warmer Tag. Herrlich. Mit kurzem T-Shirt und langer Cargohose mache ich mich mit Mopsi auf den Weg in den Park. Danach werde ich wohl die Stellenanzeigen, die mir mein AMS-Berater gegeben hat, durchsehen. Aber jetzt mal ein Eis essen. EIS? Ich bin über meine Gedanken selbst verwundert, aber wenn man Liebeskummer hat, darf man ruhig etwas Schokolade zu sich nehmen, Frauen tun das ja in Mengen, wenn sie verlassen werden. Ich nur in Form von einer Kugel. Dazu genehmige ich mir beim Zigarettenautomaten eine Packung Marlboro light. Wow, heute besorge ich’s mir ordentlich. Apropos besorgen, das könnte ich auch bald wieder mal tun. Eine richtige Sexorgie feiern.
Während ich Eis schlecke und mich in den Park setze, setzt sich Mopsi ebenso zu mir. Gott sei dank gibt es hier an jeder Ecke diese Kackbeutel für die Hunde, um den Park nicht zu verunre inigen. Ich sammle ein paar Stücke ein und setze mich wieder genüsslich auf die Parkbank. Einige Frischlufttanten bezirzen meinen Mops und lächeln ihn an, Mopsi hechelt zurück. „Braver Junge“, sage ich zu ihm.
Ich zünde mir eine Zigarette an. Vielleicht hätte ich eine andere Parkbank wählen sollen, denn Lady Numero uno, die selbst wie ein Kackbeutel aussieht – nur nicht in pinker Farbe sondern in jutebraun – hüstelt schon auffällig laut. Zuvor hatte sie noch Mopsi so lieb zugezwitschert, wie süß er doch wäre. Lady Numero due verzieht das Gesicht und ich komme mir echt wie ein Ve rbrecher vor. Hallo, wir sind hier im Freien, denke ich mir mit zusammengekniffenen Augen. Lady Numero tre schupft ihren großen Busen in eine bessere Position. Hey, hey, keine Sorge, ich will da nicht ran. Und Lady Numero quattro, die älteste von den vier
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