Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Kinderhortaufpasserinnen keift schon los, direkt in meine Richtung: „Was sind Sie denn für ein Vorbild für die Kinder?“
Ich? Vorbild? Niemals. Käme mir nie in den Sinn. Memo an mich: Vielleicht doch den Musikclub gründen!
„Ähm, war nicht so …“
Lady Numero tre schupft ihre Brust in eine andere – vielleicht noch bessere – Position, unweigerlich starre ich hin; vor der hab ich am meisten Angst. Sie beginnt zu bleffen: „Sie sollten sich schämen, so jung und schon rauchen?“
Jung? In Schwulenjahre gerechnet bin ich mit meinen neunundzwanzig Jahren schon ein Ren tner.
„Wissen Sie, ich werde die Zigarette …“, ich werde unterbrochen, bevor ich den Satz beenden kann. Ein Kind schreit. Lady Numero uno, eine vegane alternative Esoschlampe in jutefarbener Kleidung, wirft mir vor, negative Energien zu verbreiten. Ich gebe zu, ich hätte mir auch einen anderen Raucherplatz aussuchen sollen. Und bevor ich mich entschuldigen kann, kackt der ve rdammte Köter schon wieder einen Haufen. Ich werde etwas nervös, stecke die Zigarette endlich weg – die Esoschlampe atmet erleichtert auf – und hebe die kleinen Kackbällchen mittels der Kackbeutel, die parfümiert zu sein scheinen, auf. Während ich das tue, ist Mopsi glücklich wie eh und je und tollt im Gras herum, bis er einem Schmetterling nachjagt und somit einen großartigen Jäger mimt. Ich sehe ein paar Kinder beim Spielen und ihre Eltern beim Bläffen zu. Hier sitzen Herrchen und Frauchen auf den Holzbänken und starren hinüber zur Kinderecke – mit Argusaugen. Dort wiederum flennen die Kleinsten, die Marc Aurel gerufen werden oder Samantha-Davina.
„Nein Schackierrrrra bitte schlag die liebe Schackliiiin nicht immer auf den Kopf.“
Begeistert beobachte ich diese Familienbanden, wo ab und zu ein Papi dabei ist, mit einem Rucksack bewaffnet, der alles inne hat, was man so braucht, um täglich als allein erziehender V ater über die Runden zu kommen. „Nein, Justin-Albert, der Leonie-Cameron nicht die Augen ausstechen.“
In diesem Augenblick frage ich mich schon, wie diese armen Kinder zu solchen Namen ko mmen. Mopsi kommt zu mir und hat mir wieder ein Geschenk mitgebracht, dieser Hund fasziniert mich manchmal. Er trägt einen abgerissenen Löwenzahn im Maul und legt ihn mir vor die Füße. „Wuff“, macht er. Ich nehme ihn und schnuppere daran. Aufgeregt bellt er ein bisschen, aber nicht laut, und ich streichle ihm über seinen Rücken. Quietschfidel legt er sich auf den Rücken und möchte, dass ich ihm den Bauch kraule, für ein paar Minuten lasse ich mich breitschlagen, aber nur weil er so süß und so blöd dreinschauen kann. Und während Niels-Alexander, Michelle-Marie und Leon-Maurice mit markerschütternden Schreien ihre Eltern zum Schaukeln, Wippen und Buddeln abkommandieren, liebkose ich dem kleinen Mops seinen Bauch, der hechelt und wedelt mit dem Ringelschänzchen. Er kann nicht viel, aber das kann er besonders gut.
Kleine Hunde, ein Dackel und ein Pudel, sind auch da. Diese allerdings sind sehr zurückhaltend und machen keine Anstalten sich meinem Mops zu nähern, was wirklich angenehm ist. Sonst sieht man immer Hundebesitzer, die ihre kaum zu bändigenden Vierbeiner von anderen Vierbeinern wegziehen müssen. „Er will nur spielen“, hört man die Hundebesitzer dann rufen.
Mit den anderen Hundehaltern komme ich ein wenig ins Gespräch. Sie erzählen mir etwas von ihrer Hundeausstattung; ich wusste gar nicht, dass man mehr als ein Halsband für seinen Hund braucht, in verschiedenen Farben. Da erinnere ich mich, eine Kollektion Hundehal sbänder von Manuel, der geilen Lederjacke, bekommen zu haben. Zur richtigen Grundausstattung gehört aber auch ein eigenes Diätbuch, die gäbe es für Mopse auch. Ganz bestimmt sogar, wenn ich mir meinen Vierbeiner ansehe. Ich bin erstaunt. Ich muss den Mops ebenso auf Diät schicken, wie mich selbst. Aber da er und ich jetzt arbeitslos sind, müssen wir unsere Nerven mit Essen beruhigen, also ist das wiederum erlaubt.
„Aber wenn ich wieder Arbeit habe, dann …“, fauche ich meinem Mops zu, der sich nicht recht auskennt, was ich damit sagen will. Ich eigentlich auch nicht und so lasse ich es bleiben.
Schnell habe ich alle Themen, die relevant sein könnten, mit den anderen Hundebesitzern ausgetauscht. Als ich aufbrechen will, finde ich meinen Mops nicht. Ein Schrei veranlasst mich in eine bestimmte Richtung zu starren. Ich sehe wie „Schackierrrrra“ die Kuchenform aus der Hand
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