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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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hinein. Nix da!
    Ich wische mir über die Augen, hole mir Block und Bleistift für mögliche Notizen. Ich wähle die erste Nummer. Es hebt jemand ab, ein Mann: „Hallo?“
    „Ja, grüß Gott, mein Name ist Klaus Pattinger und ich rufe Sie wegen der Stellenanzeige als Mitarbeiter im Verkauf an.“
    „Ja, ja, ja, Verkauf, ist gut.“
    Kurze Pause. Dann sage ich: „Ja, Verkauf ist immer gut. Was soll ich denn verkaufen?“
    Der Mann, wahrscheinlich ein Türke, lacht und sagt: „Nix gut, du Österreicher, Kebap-Stand besser wenn du Türke.“
    Ich nicke – als könnte mich der Kebap-Stand-Besitzer sehen – und sage dann: „Ja, ja, ist besser wenn ich Türke seien, was, wenn ich so spreche, besser so für Kundschaft?“
    Der Mann legt auf.
    Tja, der will wohl keinen verantwortungsbewussten und anpassungsfähigen Mitarbeiter einstellen. Sein Pech! Ich lache.
    Zwei Kaffee, drei Zigaretten und vier Packungen Manner Schnitten später wähle ich wi eder eine Nummer. Eine Frau am anderen Ende spricht klar und deutlich: „Hallo, Hotel Sackhauser, Sie sprechen mit Frau Ursula Summ.“
    Ich muss etwas lachen – aber das sieht sie ja nicht: „Ja, guten Tag Frau Summ. Mein Name ist Klaus Pattinger und ich rufe Sie wegen Ihrer Stellenanzeige an, die mir das AMS vorgeschlagen hat.“ Ich habe ein tierisch gutes Gefühl. Frau Summ wirkt freundlich.
    „Oh, da muss ich Sie enttäuschen, wir haben heute jemanden eingestellt, die Stelle ist somit b ereits vergeben.“
    „Danke für die Auskunft, noch einen schönen Tag.“
    Entmutigt gebe ich das Telefonieren für heute auf. Wenn mich jemand fragt, warum ich nur zwei potenzielle Arbeitgeber angerufen habe, dann deshalb, weil mich beide deprimierter gemacht haben, als ich ohnehin schon bin.
     
    18:11 Zu aller erst gehe ich mit Mopsi raus. Eine weitere Tablette mische ich dem Hund unter sein Fressen. Wie wird Mopsi wohl mit richtigen Namen heißen? Ich läute bei meiner Nachbarin, aber es öffnet mir niemand die Tür. Frau Bischof wird wohl noch im Krankenhaus sein. Ich hoffe sehr, um Mopsis Willen, dass sie bald wieder nachhause kommt. Sicherlich vermisst sie ihren Hund schon.
    18:20 Duschen, Aroma-Therapie durch meine Duftöllampe.
    18:30 Essen: Salatschüssel. Gewichtskontrolle: 71kg. Ich fühle mich nicht gesund. Ich lege mich ins Bett, esse die Salatschüssel mit Tomaten, Basilikum, Mozzarella, etwas Wurst und Brot aus. Jetzt habe ich Bauchweh. Die Wirkung der Drogen, die ich über den Tag genommen habe, lässt nach. Die Drogen waren: Kaffee, das Leistungselixier von Dr. Boehm und die Nervenruh-Dragees, damit ich nicht flippte und zu sehr grinse. Ich lache noch ein wenig und schlafe ein.
    05:11 Ich wache auf. Mopsi blickt unter der Bettdecke hervor. „Diese Uhrzeit ist schrec klich“, sage ich leise und entkräftet, aber ich bin munter und denke über den gestrigen Tag nach. „Ich lebe noch“, ist ein Gedanke, den ich habe und ich bin nicht stolz darauf. Ich bin nicht mehr mit dem Arzt zusammen und ich weiß, ich muss weitermachen, ich weiß auch, dass es weiter geht. „Es muss nur wieder ein Sinn her“, und ich stehe auf, gehe ins Badezimmer, putze mir die Zähne, nehme die Wäsche von dem Wäscheständer herunter, schreibe eine Rund-SMS an meine Freunde, dass ich sie alle lieb habe und sie bald wieder mit meiner Anwesenheit rechnen können. Das Geschirr wird gewaschen und dann werden die Laufschuhe angezogen. Ich gehe laufen, ich muss hinaus, ich muss an die kalte Luft.
    05:55 Ich laufe.
     
    Ich nehme den direkten Weg zum Haus und ich bin wild, ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr, weil er noch immer mein Leben kontrolliert, obwohl er nicht da ist. „Durchtrennen“, sage ich und ich stelle mir vor, dass ich die fein gesponnenen Netze zwischen uns mit einer blitzblanken Schere durchtrenne. Ich falle vom Gehsteig. Da liege ich. Zurzeit öfters am Boden als im wirkl ichen Leben. Und ich denke mir, dass ich die geilste Drecksau auf der Welt hätte sein können, und die Geschichte mit dem Arzt hätte ein ähnliches Ende gefunden. Ich laufe weiter.
    „Ich bin ein freier, attraktiver, junger Mann“, sage ich mir, diesmal nicht mehr so laut und laufe we iter. Bis ich wieder vor dem verdammten Haus stehe. Wild entschlossen diesmal anzuläuten und zu sagen: „Schreib mir nicht mehr, es ist aus!“ Und ich stehe vor der Tür und ich hebe meine Hand und auf einmal höre ich: „Miau“, ich blicke hinunter zu meinen Füßen, und Oskar schmiegt sich an mich. Schnell nehme

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