Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
immer sie es wollen.
Wir verließen die Therme am Abend als Paar. Er fuhr natürlich zu seiner Frau zurück nachha use, ich in meine WG. Ich erzählte meinen WG-Mädels, was passiert war, und sie waren alles andere als begeistert über den Neustart der Beziehung, aber sie hofften auf etwas Gutes, so wie ich.
Das Herz kann die abstrakten Dinge der Realität nicht erkennen.
Ich weiß noch, als der Arzt und ich ein paar Tage später (!) telefonierten. Er hatte sich nach unserem gemeinsamen Thermenaufenthalt nicht mehr gemeldet, er war auf seltsame Weise traurig, weinte, und ich fragte ihn, was los war. Seine Antwort war: „Ich habe mich von Karl, dem Katzenzuhälter, getrennt.“
Ich freute mich über diese Nachricht sehr und sagte ihm, dass er aber nicht traurig sein müsse, denn er habe ja jetzt mich, und ich würde ihn auch lieben und glücklich machen. Der Arzt gab mir zu verstehen, dass er glückliche Jahre mit Karl gehabt hatte.
Dies mochte ich natürlich nicht anzweifeln, doch entsprach – wie immer – nicht alles der Wahrheit. Karl postete auf dem Gayportal, dass er den Arzt, samt Umzugsschachteln rausgeschmissen hatte. Das war auch der Grund, warum der Arzt weinte, er hatte den Abgang nicht selbst vorbereitet.
So war ich wieder alleine zu Hause. Eine Woche später – ich saß wie auf glühenden Kohlen – tr afen wir uns wieder und er sagte mir, dass er sich, was unsere Beziehung anbelangte, nicht mehr ganz sicher wäre. Obendrein warf er mir vor, ihn bei seiner Arbeit zu behindern, denn er hätte wichtige Seminare vorzubereiten.
„Aber wie behindere ich dich denn, wenn wir uns nicht sehen?“
„Allein schon der Gedanke, dass du mich sehen willst, hindert mich daran, mein volles Leistungspensum auszuschöpfen.“
Tja, da fällt mir nur ein: Hört, hört!
L angsam erhebe ich mich von meinen fünf Buchstaben und laufe den direktesten Weg nachhause. Der Lauf nachhause ist einsam, soviel sichtbare Isolierung. In Wohnungen, Häusern, Dächern, Dachgeschossen, Garçonnières, Kellergeschossen etc. Blanke Überspannung, die ins Dunkel schießt. Und wenn ich diese Stille betrachte, dieses Jeder-für-sich sein wollen, frage ich mich, ob all diese Menschen sich selbst mehr lieben, als jemand anderen. Ist so was überhaupt möglich? Selbstliebe ist das Wort, das mir einfällt. Und wenn diese Menschen sich alle selbst mehr lieben, was stimmt dann nicht mit mir? Liebe ich mich zu wenig?
Zu meinem Mantra Loslassen füge ich die Selbstliebe hinzu.
Der Arzt kündigte sich an. Es war ein herrlicher Tag. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass die Sonne in mein Zimmer geschienen hatte, alles war aufgeräumt und ich freute mich sehr ihn wieder zu sehen. Er zündete sich am Fenster eine Zigarette an, sah gut aus und ich wünschte mir, er würde mir seine Liebe gestehen. Dies traf auch ein.
Er hielt mir einen Zeitungsartikel hin, wo der Film Prince of Persia – Der Sand der Zeit vorgestellt wurde, mit einem Interview von Jake Gyllenhaal. Dort war auch von seinem Film Brokeback Mountain die Rede, den er mit Heath Ledger zusammen gedreht hatte, bevor dieser an einen tragischen Tod sterben sollte. Man fragte ihn, wie er denn auf die Idee käme, in diesem Film einen schwulen Cowboy zu mimen und er antwortete, ich wäre verrückt gewesen, wenn ich es nicht versucht hätte . Dieser Satz veranlasste den Arzt zu denken, dass er verrückt wäre, wenn er es nicht mit mir versuchen würde. Eine Woche später betrog er mich mit seinem Ex-Freund, mit Karl, dem Katzenzuhälter mit der zuckenden Zebravulva, und dann hatten der Arzt und ich die Syphilis.
Ka *pitel -8
I ch weiß, was jetzt alle denken: „Jeder wird auf irgendeine Weise betrogen“, da haben alle auch irgendwie recht. Aber ich war trotzdem enttäuscht und verletzt. Wie kam es zu diesem Betrug? Karl, der Katzenzüchter, war nach Kroatien gefahren, mit seinen schwulen Freunden aus Wien. Er erzählte mir, besser gesagt meinem Fakeprofil, dass er schon etwas traurig sei, da er doch ohne seinen Arzt fahren müsste. Ich war darüber natürlich sehr erfreut. In der Zwischenzeit hatte der Arzt versprochen auf seine Katzen aufzupassen, was mir nicht recht war. Das sagte ich ihm auch, und er regte sich fürchterlich über meine Abneigung gegen seinen Ex auf, und beteuerte ständig, er würde das alte Loch nicht mehr vögeln. Ich glaubte ihm nicht, da er mir ständig gesagt hatte, jede Gelegenheit zum Ficken – auch mit
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