Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
ich das Katzenknäuel, hebe es hoch und streichle das süße Tier. Ich setze mich auf die Stufen, die kalt sind, Oskar ist auf meinem Schoß, er schnurrt und seine Zunge streckt er weit hinaus. – Gleich wie der Mops.
„Willst du mir damit etwas sagen?“
Oskar blinzelt, ich streichle sanft über seinen Rücken und erinnere mich an einen warmen Ort, an die Therme in Bad Waltersdorf. Doch bevor wir sie besuchten, machte er das zweite Mal mit mir Schluss.
♥♥ Zwei Tage bevor wir die Therme besuchten, hatte er eines Abends mich besucht… Er lud mich zu einem mitternächtlichen Spaziergang ein. Wir fuhren in die Schörgelgasse, bei den Mülltonnen stellte er seinen schwarzen Ford (neuestes Leasingmodell) ab und begann zu sprechen, dass er nicht mit mir zusammen sein könnte.
Die Nachricht traf mich nicht gerade wie der Blitz. „Deine Entscheidung a kzeptiere ich nur dann, wenn du die Wahrheit sagst“, war meine Bedingung. Er sagte mir die Wahrheit, die bis heute – für mich – keine Gültigkeit hat.
„Du bist zu jung, Klaus, ich liebe dich, aber du bist zu jung.“
„Wer sagt das?“
„Meine Frau!“
„Seit wann hörst du auf das, was deine Frau sagt?“
„Ich habe so entschieden und da war dieser eine Traum.“ Ich sollte wohl an dieser Stelle erwä hnen, dass der Arzt seine Träume sehr ernst nahm. Er meinte, es wäre eine bewiesene Wissenschaft, dass das, was man träumte, auch tatsächlich in Erfüllung ginge oder eine Botschaft aus dem Jenseits sei, wenn man sie richtig deuten konnte.
Ich fasse zusammen: Der Arzt träumte, dass er auf einer Klippe stünde und sich nicht zu spri ngen getraute. Das veranlasste ihn zu glauben, er könne keine Beziehung zu mir aufbauen, und außerdem war ja seine Frau dagegen.
„Aber Sex können wir haben“, sagte er danach. Und ich gab ihm eine Ohrfeige.
Zwei Tage später waren wir in der Therme, liebten uns heiß und innig. Wir gingen zuerst in die Kräutersauna, rieben uns anschließend mit gecrashtem Eis ein und suchten verschiedene Dampfbäder auf. Danach ließen wir uns genüsslich in die Liegebetten fallen, die wir für uns reserviert hatten. Und da ergriff ich die Chance. Wir lagen in der letzten Reihe nebeneinander und blickten uns immer wieder verliebt an. Natürlich erschrak er ständig, wenn sich einer von den 100-jährigen Arthritis- oder Multiple Sklerosebesuchern bewegte, die kaum sehen oder gehen konnten. Es hätte ja sein können, dass einer ihn kannte oder ein Patient von ihm war. Jedoch fasste ich in einer ruhigen Minute nach seiner Hand, hielt sie fest, flüsterte seinen Namen und sagte leise: „Und wenn ich mit dir von der Klippe springe?“
Der Arzt war nun so gerührt, dass er auch meine Hand ganz fest hielt, sie natürlich gleich wi eder losließ, wenn einer dieser Urzombies auftauchte, um den Schlafsaal zu verlassen. Ich konnte regelrecht fühlen, dass in meinem Gehirn literweise Dopamin ausgeschüttet wurde, ich war glücklich. Wir waren zusammen. Beim anschließenden Essen stellte er seine Bedingungen, und genau das war der Grund, warum mein Glück nicht lange anhielt.
1) Ich bin verheiratet und bleibe verheiratet. Ich hasse meine Frau zwar bis aufs Blut, aber sie gibt mir die Sicherheit einer heterosexuellen Beziehung. Meine Patienten wollen einen heteros exuellen Arzt. (Wer’s glaubt wird selig.)
2) Weihnachten und Geburtstagsfeiern nur bei mir, ich feiere nicht mit deiner Familie.
3) Meine Kinder gehen über alles (hört, hört).
4) Ich liebe dich, es ist aber nur eine kleine Flamme, ob mehr wird, entscheidet sich durch dein
Verhalten.
5) Ich werde weiterhin so viele Männer ficken, wie ich will. Nicht heute und jetzt, aber ich lasse mir ke inen Fick verbieten.
Tja, that’s it. Ich lernte sehr viel in diesem Jahr und besonders lernte ich die Opferrolle kennen und auch zu hassen. Aber ich willigte ein, in der Hoffnung, es würde alles besser werden. Doch auch ich musste lernen, dass man einen alten Baum nicht verpflanzen konnte. Wir Menschen/Männer wollen so sehr für das, was wir sind, geliebt werden. Und wir werden es nicht ! Solche Männer – wie der Arzt – saugen dich aus, sie wollen alles von dir, besonders deine Normalität. Easy living sozusagen. Easy living-Freizeitgestalung. Easy living-Sport, -Sex, -Schwanz, -Poloch, alles wollen sie von dir haben, nur keine wirkliche Nähe. Eine Fernbedienung wollen sie aus dir machen, mit der sie dich ein- und ausschalten können, nach Belieben, wann
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