Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
dusche ich gemütlich we iter.
Als ich fertig bin, trockne ich mich ab, creme mich ein und gehe hinaus. Alles ist aufgewischt, mit Küchentüchern und Klopapier. Das Leintuch wurde abgezogen, Kopfpolster und Bettd ecke ebenso, alles was vom Inder versaut worden ist, liegt in einer Ecke und wird demnächst gewaschen.
Ich frage: „Und wie hat es dir gefallen?“
Er nickt nur. Ich sage ihm, er solle eine Antwort geben, und er sagt, dass er ein wenig verstört sei, aber es habe ihm gefallen.
Verwirrung macht sich in seinem Kopf breit. Rufen Sie gebührenfrei unter folgender Nummer an, um einem armen Dritte-Klasse-Mann zu helfen, den Lichtschalter im Hirn zu finden. Der Inder sieht mich eigenartig an, verstörter als vorher und geht mit schnellen Schritten aus der Wohnung. In meiner Wohnung stinkt es. Ich glaube mich zu erinnern, ein Loch am Kopf des Inders gesehen zu haben, vielleicht entwich daraus dieser übel riechende Gestank . Meine olfaktorische Wahrnehmung ist besser als meine auditive. Doch bevor er endgültig meine Wohnung verlässt, fragt er: „Warum bist du so feindselig?“
„Reine Projektion“, und mir entweicht ein kleines Schmunzeln.
Ich lasse mir beim Überziehen des Bettes Zeit, ich mag den Geruch von frisch gew aschener Bettwäsche. Dann lege ich mich mit meinem Laptop ins Bett und schreibe Mond*schein noch eine Nachricht.
Hallo Mr. Mond*schein!
Ich vermisse deine beißenden Kommentare sehr. Und wenn ich dich je verletzt haben sollte, dann weißt du wirklich nicht wie der Sex mit mir ist.
19:10 Ich gehe schlafen, lege die CD von Louise Hay ein, die mir Samuel geschickt hat.
19:16 Ich höre der Stimme der Frau gerne zu. Die Zeit rinnt, rennt und rutscht. Und wir hinte rher. Ich denke nach und schreibe meine geistigen Ergüsse nieder, es wird eine Geschichte daraus. Sie ist jung, zeitgemäß und ich gebe der Geschichte eine ganz persönliche Note.
Weniger als Nichts
(Eine Geschichte über das Unwohlsein)
… und ich sitze auf einer alten Couch, sie riecht leicht modrig und g egenüber von mir ein Typ, der wahrscheinlich Pädagogik studiert und ich höre ihm trübselig zu, bin eifersüchtig auf seine Figur; er ist magerer als ich und hat dichtere und kürzere Haare. Dann schwenken meine Blicke rüber zu meiner Wohnungskollegin, Laura, ihr Vater besitzt eine Firma, eine Fliesenlegerei um genau zu sein. Er ist reich, sie ist reich, die ganze Familie ist reich und Laura dröhnt sich gerade zu, zum dritten Mal in dieser Woche.
„Die Leute werden immer herzloser“, sagt Peter, dessen Gespräch ich nur zusammenhangslos verstehe. Ich studierte mit ihm eine Zeitlang. Er ist mit Flora liiert, die ich selbst einmal liebte; sie ist blond, sie ist blöd und riecht unheimlich gut nach dem neuen Duft von Jil Sander; obwohl ich mir sicher bin, dass niemand sie leiden kann, wird sie schnell in die Gruppe integriert.
Ich wechsle den Raum, gehe durch den Flur. „Die Leute werden immer herzloser! Wo gehst du hin?“, höre ich noch, aber ich reagiere nicht darauf. Am Flur sehe ich auf mein Handy, ich telefoniere mit Helmut, nur kurz, er lässt mich lange warten, er hat noch se inen Lover in der Leitung, ich lege auf, bin leicht gekränkt und sehe in der Küche ein knutschendes Pärchen. Ich hasse sie beide, öffne den Kühlschrank, mache mir eine Flasche Wodka auf, mische ihn in einem Glas mit etwas Eis, Zitrone und Cola, davon genehmige ich mir drei, bis ich auf die Terrasse gehe, dort erblicke ich Vera, eine Studentin, sie schreibt an ihrer Diplomarbeit, seit fünf Jahren. Sie redet über den neoliberalen Kapitalismus: „… das ist wie der reale Scheiß, lass mich mal ziehen“, und sie zieht am Joint von Isabella, sie lehnt sich zurück und begrüßt mich: „Hi, du!“
Ich lache sie an, setze mich zu ihr und der erste Gedanke, den ich habe, ist, dass sie gedan klich schon viel weiter ist als ich. Ich werde nervös, trinke aus meinem Glas und frage nach dem Befinden ihrer Schwester Samantha. Samantha lebt in Australien, irgendwo in der Wüste und sucht nach der Erleuchtung, sagt sie mit knappen Worten. Fest schließe ich meine Augen, stelle mir Samantha vor, ein kleines, blondes Mädchen, mit glatter, geschmeidiger Haut, die in der Wüste sitzt, scheinbar ohne Wasser, ringsum nur Sand und nach der Wahrheit suchend. Sie wird sie aber nicht finden, außer viel Sand in der Ritze.
„Olsen ist auch hier“, sage ich zu ihr, „und er hat seine Freundin mitgebracht.“
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