Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Meine G esichtsfarbe wechselt von blass-rosa ins käsige, wie mir Vera mitteilt.
Vera hört mir jetzt nicht mehr zu, sie ist zu sehr mit ihrem Joint beschäftigt und mit dem Typ, der Pädagogik studiert, wahrscheinlich ein bisschen schwul ist, auf hetero macht, damit die Frauen auf ihn stehen. Manuela ist ganz in ihrer Nähe, lesbisch, etwas extraordinär und zufä llig mal wieder down, weil keine Vagina zur Stelle ist, die sie etwas aufmuntert. Sie trinkt ihren Wodka mit Wasser verdünnt, damit das Zeug schneller fährt, ich stehe auf, gehe in die Küche, mache mir noch einen Drink, merke, dass ich etwas durcheinander bin, sehe Olsen, er ist mit seiner neuen Freundin hier, einer Spanierin; Maria heißt sie, glaube ich, ich gehe hin, begrüße sie, zeige wie schlank ich geworden bin, verziehe mich in mein Zimmer, weine, denke an Olsen, schlucke noch schnell ein paar Appetitzügler ( – Phentermin, Sibutramin, Cathin, Aminorex – das haut so richtig rein, so dass ich schon nach wenigen Tabletten eigentlich Herzschmerzen bekommen müsste, aber heute ist das kein Problem, ich habe eine Valium eingeschmissen, damit das Herz nicht so zum Rasen kommt).
Ich gehe wieder auf die Party, setze mich auf die Couch und glaube tatsäc hlich, ich könnte mich sehen, wie ich gelangweilt durch den Raum blicke, kurz nach den Blicken des Pädagogikstudenten giere und mich dann abwende, den Flur entlanggehe, das küssende Pärchen beobachte und mir vorstelle, ich würde für einen Augenblick mitmachen dürfen. Ich verschütte meinen Drink, gehe zum Kühlschrank, mache mir einen neuen, und das Pärchen ist nicht mehr da. Ich mache mir noch einen Drink und gehe zu Peter, der gerade mit Flora knutscht, sie ist schön, blond und hat einen verhältnismäßig kleinen Po, den liebt Peter sicherlich sehr. Peters Arsch sah ich auch einmal, live und direkt.
„Wie geht’s dir Peter?“
„Danke, gut“, sagt er und ich merke, dass es ihm nicht gefällt mit mir zu reden, ich weiß auch warum, denn auf der letzten Vormitternachtsparty-Party durfte ich seine runde Kugel ganz von der Nähe beobachten. Irgendeine Mutprobe musste er bestehen und letzten Endes hing er mit den Füßen nach oben hochgezogen, nackt, und um Hilfe rufend in einem Studentenheim, da bekam ich Mitleid und half ihm. Der Anblick seines süßen Arsches wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Jedoch gab es damals schon das Problem: Flora. Ich sehe sie an, ihre blonden, schönen Haare, sie sieht mich an, bemerkt, dass ich schlanker geworden bin, sieht meine Taille, meine neue Hose (designed by Marc O’Polo) lächelt und holt sich noch einen Drink, ich gehe ihr nicht nach, bleibe bei Peter, der mich schweigend ansieht und ich beobachte ihn dabei, wie er mich ansieht und wir sehen uns an. Ich stelle mir vor, wie er mich küsst, ich ihn aber abzuwehren versuche; Flora taucht wieder auf. Beide gehen, heute muss ich extrem gut aussehen. Nun unterhalten sie sich mit Bernd, ein Studienkollege, und er ist mit Anna zusammen. Beide sind wohl schon seit ihrer Geburt für einander bestimmt gewesen, denn sie gelten als das Vorzeigepärchen in unseren Runden. Bernd, der auf Medizin macht – schon fast fertig –, sprüht vor Leidenschaft und Gewissenhaftigkeit. Anna ist wohl die Rebellin der Beziehung, sie knüpft Fäden, verbindet schnell und löst und trennt, möglicherweise sortiert sie auch nur. Ihre Art eine Freundschaft zu halten ist bestimmt die Ereignisreichste, denn Diplomatie kennt sie keine. Vor wenigen Tagen ist sie endlich von ihrer Salmonellenkrankheit geheilt worden und das erste was sie macht: Party. Sie hat dabei ziemlich viel abgenommen und präsentiert sich jetzt mit ihrer neuen, engen Leggings; sie hat fast überhaupt keine Oberschenkel mehr, sieht auch ziemlich abgezehrt aus, aber jede Frau (und auch ich als Mann ebenso) ist fasziniert von ihr. „Eine tolle Frau…“, „… meistert jede Hürde“, „attraktiv“, sind nur wenige Wortfetzen, die man zu hören bekommt, wenn man über Anna und ihren wunderschönen Freund spricht oder sie gemeinsam sieht.
Ich gehe zu ihnen rüber, Anna umarmt mich, fragt wie es mir geht, weil ich letzte W oche fast zusammengeschlagen worden wäre und ich sie direkt nach dem Discobesuch angerufen habe; nur ein paar Schrammen erinnern an den Vorfall, die bald geheilt sein werden. Beinahe hätte ich dieses traumatische Ereignis vergessen, jetzt erinnere ich mich wieder an die zahnlosen Typen, an ihre stinkenden Finger, an ihre
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