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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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knirschte unter den Reifen. Echte Steppenläufer wurden aufgewirbelt wie Plastiktüten in der Stadt. Und überall die Hochspannungsmasten der Bonneville Power Administration, die durch den grünen Wüstenbeifuß marschierten wie eine Kolonne riesiger Soldaten.
    Bis nach Prineville waren es fast zweihundert Kilometer. Wie war diese Entfernung zu erklären? Warum war Facebook nicht nach The Dalles oder Quincy gegangen? Auf der Karte sah es aus wie ein Katzensprung. Da die Gegend so abgelegen war und wenige Besucher verzeichnete, nahm man sie leicht als zusammenhängende Einheit wahr. Doch wenn man unter der gigantischen Himmelskuppel langsam Meile um Meile zurücklegte, durch kleine Städte rollte und leere Kreuzungen überquerte, war unverkennbar: Jeder dieser Orte hatte seinen eigenen Charakter, seine eigene Geschichte und seine Bewohner viel zu erzählen. Die Cloud des Internets und all die einzelnen Bestandteil dieser Cloud waren reale, unverwechselbare Orte – eine im Grunde selbstverständliche Tatsache, die uns nur wegen der Unmittelbarkeit seltsam vorkommt, mit der wir permanent mit diesen Orten kommunizieren.
    Als mich die unglaubliche Weite der Landschaft gerade so schön eingelullt hatte, wurde ich von meinem Weg abgelenkt: Alle paar Hundert Meter steckten in der roten Erde des Seitenstreifens weiß-orangefarbene Plastikpfosten. Nach einer Weile beschloss ich, anzuhalten und mir einen aus der Nähe anzusehen. Die Aufschrift lautete: »Achtung, Glasfaser-Erdkabel! Graben verboten! Level 3 Communications«.
    Das Unternehmen Level 3 hat seinen Hauptsitz in Denver und betreibt eines der weltweit größten Backbones. Hier lag eine seiner Fernleitungen vergraben, die wahrscheinlich aus mehreren Hundert Glasfasersträngen bestand – auch wenn vermutlich nur eine Handvoll zur Signalübertragung genutzt wurden, während die übrigen »Dark Fiber« waren und als Reserve für die Zukunft dienten. Jeder dieser Glasfaserstränge kann viele Terabit Daten übertragen. Was mich faszinierte, war jedoch nicht die schiere Kapazität (Billionen!) oder die geographische Reichweite des Level-3-Netzes, sondern das genaue Gegenteil. Es war die Momentaufnahme, das Zusammentreffen alles dessen an diesem konkreten Punkt. Wenn Sie auf die Miniaturansicht eines Fotos klicken und warten, bis das Bild sich aufbaut, dann kommen die vereinzelten Lichtimpulse – wenn auch nur einen winzigen Sekundenbruchteil lang – hier am Straßenrand des Highways 197 vorbei, unweit eines Pünktchens auf der Landkarte, das den Namen »Maupin« trägt. Wo sie zu welchem Zeitpunkt vorbeikommen, ist schwer zu sagen, doch es genügt, sich in Erinnerung zu rufen, dass auf dem gesamten Weg zwischen Hier und Dort immer ein weiß-orangefarbener Pfosten am Straßenrand steht. Die Signale folgen einem durchgehenden, realen Pfad.
    Einige Meilen weiter fuhr ich über einen Kamm und wurde mit dem Jackpot jedes Internettouristen belohnt: eine Station, in der die Lichtsignale auf ihrer weiten Reise »regeneriert«, sprich verstärkt werden. Ein Stacheldraht umgab eine zwei Tennisplätze große Fläche, auf der sich ein gekiester Parkplatz und drei kleine Gebäude befanden. Als ich ausstieg, um mir das Ganze aus der Nähe anzuschauen, drehte plötzlich der kräftige Wüstenwind und schlug die Autotür zu. Zwei der Gebäude hatten containerartige Stahlwände. Das dritte bestand aus Beton und Putz und hatte zahlreiche Türen wie ein Schließfachschrank. Dazwischen stand ein sofagroßer Kraftstoffbehälter in Zeppelinform. Am Zaun war ein weißes Schild mit roten und schwarzen Lettern angebracht: »Betreten verboten. Level 3. Notfall-Rufnummer: …« Da es hier weit und breit nichts gab, war das Gebäude nicht der Zielort der Signale. Sie wurden hier lediglich vom Equipment in diesen Häuschen empfangen und weitergeleitet, ein unvermeidlicher Boxenstopp, den die Photonen auf ihrer Reise durch das Glas einlegen mussten.
    Direkt gegenüber auf der anderen Seite der Straße war zu besichtigen, wie das Problem eine Generation zuvor gelöst worden war. Dort stand eine Richtfunkstation von AT & T , ein düsteres, bunkerartiges, für einen Atomkrieg ausgelegtes Gebäude, größer als ein Einfamilienhaus, mit spindeldürren Antennen. Daneben sah die Anlage von Level 3 aus wie die Hütten, die man hinter Tankstellen antrifft. Ich erinnerte mich an denselben Kontrast in Cornwall, zwischen dem hässlichen Bunker von BT und dem sehr viel diskreteren Gebäude von Global Crossing. Ich

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