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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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außergewöhnlich schlecht gehen.
    „Herr Stamberger“, wandte sich Franz an den Meteorologen aus Innsbruck. „Das Entscheidende ist nun das Wetter. Wie sieht es aus?“
    „Gut“, meinte Andreas lapidar. „Soll heißen: Meine Prognose dürfte eintreffen. Derzeit liegen die Spitzenböen im Gipfelniveau bei knapp unter einhundert Stundenkilometer. Der Wind sollte sich weiter abschwächen und erst nach Mittag wieder zulegen. Ähnlich sieht es mit dem Schneefall aus; er hat etwas nachgelassen. Habe mir die aktuellen Messwerte angesehen. Bis jetzt ist in höheren Lagen ein knapper Meter Neuschnee gefallen. Damit ist die Lawinengefahr als sehr hoch einzuschätzen. Von Ausflügen ins ungesicherte Gelände würde ich abraten.“
    „Das ist auch nicht geplant“, stellte Franz fest. „Wir fahren jetzt mit dem Bergewagen zur Gondel, holen die Kabine rein, versorgen die Fahrgäste und am Nachmittag können wir alle unseren wohlverdienten Schlaf nachholen.“
    Gut gebrüllt, Löwe
, dachte Benjamin.

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Sonntag, 7. Januar, 07:00 Uhr
    Die einzige Person in der Kabine, die des Morsecodes mächtig war, war Matteo. Da aber niemand sagen konnte, wie es um die potenziellen Beobachter am Boden stand, hatten sie sich dazu entschieden, die einzig universell verständliche Botschaft zu übermitteln: SOS.
    Wie allgemein erwartet, gab es auch nach einer Viertelstunde keine Antwort auf Raphaels Lichtsignale. Gleichwohl gab dieser nicht auf. Ohne Unterlass sandte er die festgelegte Blinkkombination durch die Bodenluke – dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz.
    „Das bringt nichts“, stellte Sebastian fest. Seine Stimme war rau und tonlos. „Wenn jemand das Signal gesehen hätte, würde er sich bemerkbar machen.“
    Widerwillig erhob sich Raphael vom Wellblechboden und ließ sich neben Sonja nieder. Seine Freundin zitterte am ganzen Körper. Ihr Blick war verschleiert. Er erkannte, dass sie ihre Gesichtszüge nicht länger unter Kontrolle hatte. Immer wieder verzerrte sich Sonjas Antlitz, die bleiche Haut bildete abstoßende Grimassen.
    In hilfloser Verzweiflung nahm Raphael Sonja in den Arm, drückte sie an sich. Er spürte, dass ihre Herzfrequenz erhöht war.
Tachykardie
, dachte er. Ein weiteres Indiz für die lebensbedrohliche Unterzuckerung.
    „Wir könnten wieder Karten spielen“, schlug Martin vor.
    Die Begeisterung der übrigen Passagiere hielt sich in Grenzen.
    „Ich habe eine bessere Idee“, meldete sich Rüdiger zu Wort. „Kinderspiele. Klingt vielleicht albern, aber ist eine hervorragende Ablenkung. Außerdem hält es wach.“
    „Was schwebt dir denn vor?“, fragte Martin.
    „Wie wäre es mit ‚Schere, Stein, Papier‘, ‚Ich packe meinen Koffer‘ oder ‚Stille Post‘?“
    „Ich bin für Letzteres“, sagte Matteo. „Aber ohne die Post.“

Kitzbühel, Hotel Resch
Sonntag, 7. Januar, 07:10 Uhr
    Stefanie kaute an ihren Fingernägeln.
Soll ich? Oder soll ich nicht?
Sie war extra früh aufgestanden, da sie erfahren hatte, dass sich Franz bereits um sieben mit seinen Kollegen und den Rettungskräften treffen wollte. Aufgrund der Dunkelheit konnten die Verantwortlichen nicht vor acht mit der Bergung der Passagiere beginnen. In der Redaktion hatte sie die Live-Zuschaltung für das Morgenjournal um neun vorgeschlagen. Sie hoffte, dass die Rettung bis dahin nicht abgeschlossen war.
    Soll ich? Oder soll ich nicht?
    Sie war zu keiner Entscheidung gelangt. Falls sie während der Livesendung ihre Mutmaßungen äußern würde, konnte dies nur zwei Konsequenzen haben: Entweder ihre These war richtig, und es befand sich ein gesuchter Massenmörder in Kitzbühel. In diesem Fall würde sie sich schlagartig im Mittelpunkt des journalistischen Interesses befinden und gewiss einen Vorteil daraus schöpfen können. Außerdem stand ihr dann zweifellos eine Beförderung ins Haus. Oder aber, sie irrte. Wenn dem so war, würde sie sich zum Gespött der übrigen Reporter machen und bestenfalls einen scharfen Verweis kassieren. Möglicherweise kostete es sie aber auch den Job.
    Wie gern hätte sie jetzt mit Sebastian gesprochen. Seine Meinung war wichtig. Aber das Mobilfunknetz war weiterhin ausgefallen, wie sie zuvor feststellen musste. Keine Chance, mit Sebastian Kontakt aufzunehmen.
    Soll ich? Oder soll ich nicht?

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Sonntag, 7. Januar, 07:15 Uhr
    Emma ließ ihren Blick in gewohnt aufmerksamer Weise durch das Innere von Kabine vierzehn gleiten.

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