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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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entfernt, baumelte die gestrandete Kabine in der Luft wie eine dunkle Spinne, die sich mit aller Kraft an ihre letzten fragilen Fäden klammerte.
    Erfreulicherweise verflog das Gefühl von Unwohlsein rasch. Benjamin wandte sich dem Kopiloten zu und gab das vereinbarte Zeichen. Die Seilwinde surrte, und Benjamin glitt in die Tiefe.
    Wie zu erwarten geriet er durch den Sturmwind in immer heftigere Schwingungen, je näher er der Gondel kam. Aufgrund der Wetterlage war es nicht möglich, näher an die Kabine heranzufliegen. Selbst der momentane Abstand war grenzwertig.
    Obwohl Benjamin eine Sturmhaube, den Helm und seine Schibrille trug, spürte er die eisigen Böen des tobenden Orkans und die Schneekristalle, die auf seinen Körper prasselten. Wenn er sich am Rückweg befand, musste er die Person an seiner Seite bestmöglich vor den Unbilden des Wetters schützen. Aber vermutlich war das noch die leichteste Aufgabe.
    Die Oberseite der Kabine kam rasch näher. Benjamin schwang von links nach rechts, über die Seile hinweg. Er musste achtgeben, dass er nicht mit den Füßen hängenblieb.
    Nur noch zwei Meter.
    Noch einer.
    Benjamin wurde vom Wind zur Seite gedrückt. Für einen Augenblick verlor er die Gondel aus seinem Blickfeld, schwebte über dem Abgrund. Mit dem Überschreiten des Pendelzenits schwang er zurück, direkt auf die Oberkante der Gondel zu. Diesmal würde der Abstand nur wenige Zentimeter betragen.
    „Jetzt!“, brüllte er in sein Helmmikrofon, als er die Kabinenkante passierte.
    Im selben Moment glitt der Helikopter ein gutes Stück tiefer und Benjamin setzte wenig elegant, dafür mit beiden Beinen auf dem Dach der Kabine auf. Georg hatte nicht zu viel versprochen. Sein Freund war ein begnadeter Pilot.
    „Landung erfolgreich“, meldete Benjamin über Funk. „Ich öffne jetzt die Kabinentüren.“
    Er kramte in der Tasche seines Anoraks. Es musste schnell gehen. Jede Sekunde konnte eine heftige Böe den Helikopter erfassen und Benjamin von der Gondel reißen.
    Mit den Handschuhen war der Schraubenschlüssel kaum zu fassen. Kurzerhand zog Benjamin einen Fäustling aus und klemmte ihn sich zwischen die Knie. Er ging in die Hocke und entfernte die Abdeckung der Türmechanik. Hoffentlich leisteten die Fahrgäste seinem Befehl Folge und hielten sich vom Ausstieg fern.
    Er demontierte zwei Schrauben, legte eine Klappe um. Vor ihm lag der Hebel zur manuellen Türentriegelung. Sobald er ihn betätigte, sollte ein Kabelzug dafür sorgen, dass sich die Türen der Gondel öffneten. Allerdings nur, wenn die Mechanik durch den Unfall keinen Schaden davongetragen hatte.
    Benjamin zögerte. Was sollte er unternehmen, wenn der Versuch fehlschlug? Die Tür mit einem Brecheisen öffnen? Ein Fenster einschlagen?
Konzentrier dich
, dachte er und kniff kurz die Augen zusammen. Mit einer entschlossenen Handbewegung legte er den Hebel um.
    Die Türen von Kabine vierzehn öffneten sich.

Schiregion Kitzbühel, Piste 34
Sonntag, 7. Januar, 09:23 Uhr
    Sie fegten auf ihren Motorschlitten die tief verschneite Schipiste entlang. Franz fühlte sich rundum zufrieden. Er hatte das getan, was er spontan wollte, ohne lange Überlegungen anzustellen. Gewöhnlich wog er selbst bei Kleinigkeiten jedes Für und Wider, als hinge sein Leben davon ab; doch nun, da eine Entscheidung tatsächlich seine Zukunft betraf, hatte er kaum einen Gedanken an mögliche Konsequenzen verloren. Eine völlig neue Sicht der Dinge; ein Leben im Moment, wie er es noch nie getan hatte.
    Vor ihnen schälte sich der monumentale Umriss der Seilbahnstütze aus dem Schneegestöber. Am Rand der Piste stand ein Schneemobil. Franz nahm an, dass es dem Mitarbeiter gehörte, der die Kabine überwachen sollte. Als er eine Gestalt am Waldrand erblickte, änderte er seine Fahrtrichtung und stoppte seinen Motorschlitten an der Seite des Unbekannten.
    „Wie sieht es aus?“, erkundigte sich Franz und schob seine Schneebrille auf die Stirn.
    Ibrahims Mundwinkel verzogen sich zu einem feisten Grinsen. „Ei, welch Überraschung! Der Chef persönlich.“
    „Also?“
    „Alles ruhig, Boss. Keine besonderen Vorkommnisse. Auch keine weißen Kater oder andere böse Omen.“
    Dieses Mal war Franz der seltsame Humor des Schwarzafrikaners gleichgültig. „Wir fahren noch ein Stück weiter Richtung Piste fünfundfünfzig. Ist der Helikopter aus Kitzbühel schon gestartet?“
    Ibrahim grinste noch breiter und deutete zu der tief hängenden Wolkendecke empor. Schräg über ihnen

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