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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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willst du?“, erkundigte sich Bernhard.
    „Zum Wagen“, erwiderte Anna.
    „Weshalb?“
    „Wegen …“ Sie zögerte, wirkte verunsichert. Doch dann strafften sich ihre Züge. „Ich hole die MP.“
    „Bitte? Was willst du mit dem Maschinengewehr?“
    „Wir haben es mit einem gefährlichen Massenmörder zu tun“, beschwor Anna. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“
    „Nein.“ Bernhard verpackte seine gesamte Autorität in dieses eine Wort.
    Anna schwieg einen Moment. „Aber …“
    „Nein, habe ich gesagt. Wir haben unsere Dienstpistolen, das ist mehr als ausreichend.“
    Obgleich Bernhard seine Stimme nicht erhob, war die Botschaft eindeutig. Selbst ein tauber Einfaltspinsel musste sie verstehen. Und seine Partnerin war beides nicht.
    Anna starrte auf den Fußboden. Vier Sekunden. Fünf. Dann hob sie den Kopf. „Darf ich dich etwas fragen?“
    Bernhard ahnte, dass ihm die Frage nicht gefallen würde. Dennoch nickte er.
    „Bist du schon einmal von einem Mann in den Arsch gefickt worden?“
    Bernhards Kinnlade klappte nach unten.
    „Nein! Meine Güte, was ist …“
    „Stell dir vor, es würde jemand tun. Mit Gewalt.“
    Bernhard schüttelte den Kopf. Das war unglaublich. Er gewann immer mehr die Überzeugung, dass er Anna nicht auf diesen Einsatz hätte mitnehmen sollen.
    „Stell dir vor, nachdem er das getan, deinen Arsch blutig gefickt hat …“
    „Anna!“
    „… fängt er an, deinen Körper mit einem Skalpell zu verzieren. Überall dort, wo es so richtig weh tut. Und am Ende, kurz bevor er dich mit einem Schnitt in die Kehle tötet, schneidet er dir den Schwanz ab und lässt ihn vor deinen Augen in ein …“
    „Anna, jetzt reicht es aber!“
    „Was würdest du tun“, fuhr seine Partnerin ihn an, „außer schreien und um dein Leben winseln?“
    „Wenn du nicht sofort …“
    „Nichts. Wie jeder andere normale Mensch. Wie es alle Opfer des Mörders getan haben. Bis auf Jasmin. Sie hat übermenschliche Kräfte besessen, einen unbeugsamen Willen. Mit ihrer Botschaft wollte sie eins erreichen: Gerechtigkeit. Sie will, dass wir ihren Mörder finden. Sie will, dass wir ihn zur Verantwortung ziehen. Sie will, dass er so leidet, wie sie gelitten hat.“
    Bernhard schwieg. Es gab eine Menge, was er hätte erwidern können, erwidern wollte.
    „Man kann es auch anders sehen“, sagte er leise.
    „Ach?“, entgegnete Anna. „Nehmen wir für einen Augenblick lang an, er hätte nicht Jasmin geholt. Sondern deine Tochter.“

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Sonntag, 7. Januar, 08:59 Uhr
    Das Schwierigste war, Sonja dazu zu bringen, den Apfel zu schlucken. Raphael schnitt die Frucht in ganz kleine Stücke und schob sie behutsam zwischen ihre klammen Lippen. Doch Sonja wandte unwillig den Kopf zur Seite.
    „Schlucken, mein Schatz“, flehte Raphael. „Bitte!“
    „Vorher kauen wäre besser“, meinte Matteo. „Dann kommt der Fruchtzucker schneller ins Blut.“
    Widerstrebend mahlte Sonja mit den Zähnen und würgte den süßen Brei hinunter. Nach einigen Minuten und weiteren Apfelstücken wurde ihr Kauen regelmäßiger, ihre Atmung ruhiger. Sonjas Züge entspannten sich.
    „Mehr“, flüsterte sie.
    Wortlos reichte ihr Raphael einen größeren Bissen, den Sonja bereits selbstständig zwischen die Zähne schob. Nach zehn Minuten war der Apfel vertilgt. Sonja wischte sich die Haare aus dem Gesicht und gelangte mithilfe von Raphael in eine aufrechte Sitzposition. Ihre Gesichtsfarbe war merklich rosiger als vorhin.
    „Wie geht es dir?“, fragte Raphael.
    „Besser“, erwiderte Sonja und stieß erleichtert die Luft aus. „Viel besser.“
    „Trotzdem solltest du die Gondel als Erste verlassen“, meinte Matteo. „Der Apfel hat deinen Blutzucker nur kurzfristig stabilisiert.“
    Sonja nickte wissend. Sie wandte sich Raphael zu und lächelte sanft. „Ich danke dir, mein Schatz. Ich würde sagen, du hast dich als Ehemann bewährt.“
    „Nicht doch“, entgegnete Raphael und senkte beschämt den Blick.
    Sonja drehte sich in Samanthas Richtung. „Auch dir danke, dass du mir den Apfel gegeben hast. Woher hast du ihn?“
    Samantha wippte mit ihren Beinen auf und ab. „War in Mamas Rucksack“, sagte sie. „Unten brauchen wir noch einen Apfel. Damit Mama auch gesund wird.“

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Parkfläche vor dem Hauptgebäude
Sonntag, 7. Januar, 09:15 Uhr
    Der Helikopter landete inmitten eines aufstiebenden Tornados aus Schneekristallen. Die Zuschauer kniffen die Augen

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