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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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ergötzte.
    Er hatte Lust. Unfassbare Lust. Fast meinte er, es wäre noch niemals so schlimm gewesen. Bislang hatte er sich zumindest einige Wochen oder gar Monate beherrschen können, bevor er die Jagd wieder aufgenommen, sich eine Frau gesucht und mit den Planungen begonnen hatte. Diesmal war es anders. Er musste sich ablenken, irgendwie. Gleich würde es Essen geben. Gut. Danach könnte er eine Runde durch den Ort joggen und sich später einen schwachsinnigen, aber unterhaltsamen Hollywoodfilm ansehen. Vielleicht ging er auch in eine Bar. Oder besser nicht, womöglich traf er dort auf interessante weibliche Gesellschaft. Aber ein Poker- oder Tarockspiel wäre eine willkommene Zerstreuung. Er wusste auch, wen er dafür begeistern konnte. Ja, auf diese Weise sollte er den heutigen Abend überstehen.
    Und morgen … morgen würde ihm garantiert nicht langweilig werden.

Bayerischer Wald, Jagdhaus bei Arnbruck
Freitag, 5. Januar, 19:15 Uhr
    Bernhard Lichtenberger kauerte auf einem hölzernen Schemel und betrachtete die Leiche der jungen Frau. Mittlerweile war die Spurensicherung eingetroffen und an der Arbeit, der Schauplatz wurde von mehreren Scheinwerfern taghell erleuchtet. Michael, der Gerichtsmediziner, ein überraschend junger, drahtiger Bursche, hatte ihm seine Vermutung bestätigt, wonach das Opfer noch nicht lange tot sein konnte; vermutlich weniger als achtundvierzig Stunden. Zwar wollte Bernhard den Ergebnissen der Spurensicherung nicht vorgreifen, doch nahm er an, dass Fund- und Tatort identisch waren. Wahrscheinlich hatte der Mörder sein Opfer hierher gebracht, sich an ihm vergangen und es anschließend durch einen Schnitt in die Kehle getötet.
    „Wir haben sie“, sagte Anna und senkte ihr Mobiltelefon. „Die Frau heißt Jasmin Müller, Studentin in München. Sie wurde gestern früh als vermisst gemeldet.“
    Bernhard nickte abwesend. Etwas an der Toten irritierte ihn. Aber er konnte nicht sagen, was es war.
    „Ich habe den Besitzer der Jagdhütte eruiert“, sagte Andreas, der vor wenigen Minuten am Tatort eingetroffen war. „Ein Großgrundbesitzer aus Arnbruck. Er ist bereits auf dem Weg hierher.“
    „Gut, gut“, murmelte Bernhard.
Es hat mit dem Blut zu tun. Ist es die Farbe? Der Geruch? Die Beschaffenheit?
    Seine Gedanken wurden von Motorengeräusch unterbrochen, das rasch anschwoll. Ein Geländewagen mit Blaulicht hielt am Ende der Forststraße. Drei Männer sprangen heraus, einer davon war Bernhard nicht unbekannt. Mathias Ortlieb, der Polizeivizepräsident des Landeskriminalamts in München, quasi der Vorgesetzte seines Vorgesetzten und ein enger Freund von Bernhards Vater. „Wer ist hier der leitende Beamte?“, brüllte er.
    Bernhard erhob sich und trat auf den Neuankömmling zu. „Das bin wohl ich.“
    „Ah, Bernhard.“ Ein schwaches Lächeln erschien auf Mathias’ Zügen. „Ich hätte dich lieber unter angenehmeren Umständen wiedergesehen. Wo ist sie?“
    Bernhard deutete zur Jagdhütte.
    In diesem Augenblick blitzten erneut Scheinwerfer zwischen den Bäumen auf. Zwei Fahrzeuge schlingerten den Waldweg entlang, eines davon erinnerte verdächtig an einen Sendewagen. „Haltet uns die Presse vom Leib“, befahl Mathias seinen Begleitern, zündete sich eine Zigarette an und folgte Bernhard in das Innere der Hütte.
    Auf der Stirn des Vizepräsidenten erschienen tiefe Falten, als er die Tote erblickte.
    „Verdammt“, fluchte Mathias und zog heftig an seinem Glimmstängel. „Sieht nach Nummer fünf aus.“
    „Ist kein Einzelfall, nicht wahr?“
    „Richtig.“ Mathias fuhr sich durch das schüttere Haar. „Die Lage der Toten am Rücken, die Schnitte im Brustbereich und vor allem die Entfernung der äußeren Genitalien sind Beweis genug. Vermutlich handelt es sich um einen Einzeltäter. Es wurde immer nur eine DNA am Tatort gefunden. Zumindest vier weitere Tötungsdelikte in den vergangenen Jahren gehen auf sein Konto. Jeder Mord in einem anderen Bundesland, alle Opfer wurden in abgelegenen und verlassenen Gebäuden gefunden. Wenn das Bundeskriminalamt davon erfährt, wird es sich zweifellos einmischen. Wir müssen die Angelegenheit sofort zur Chefsache erklären. Was wir brauchen, ist ein fähiger Inspektor, der die Leitung der Ermittlungen übernimmt.“
    Mathias legte eine Pause ein und nützte die wenigen Sekunden Stille, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Bernhard begegnete Annas Blick. Das Gesicht der jungen Kriminalistin war eine Grimasse, ein Abbild von Schmerz,

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