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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Leitung, und sie landete im Allerheiligsten.
    »Palfy?«
    »Hallo Papa!«
    »Kati, schon wieder. Habe ich eine akustische Erscheinung?«
    »Ich nerve ungern«, sagte Katinka. »Aber es gibt zwei Dinge, die ich unbedingt mit dir besprechen will.«
    »Und die wären?« Die Stimme der Sekretärin im Hintergrund lenkte ihn einen Moment ab. »Augenblick, Schätzchen, ich muss hier etwas unterzeichnen.«
    Katinka kontrollierte die Uhr. Es dauerte eine Minute, dann nahm er das Gespräch wieder auf.
    »Was wolltest du mir erzählen? Entschuldige, aber ich bin ein bisschen unter Druck.«
    »Wie immer.«
    Er lachte sein charmantestes Lachen.
    »Du hast ja so recht«, gab er zu.
    »Dani, Dani Zanini, du erinnerst dich … wir haben über sie gesprochen.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte er knapp.
    »Sie ist tot.«
    Wieder sah sie auf die Uhr. Nach genau 32 Sekunden fragte Ignaz Palfy:
    »Wie bitte?«
    »Papa, wann hast du Dani das letzte Mal gesehen?«
    »Ich … das kann ich dir nicht sagen. Bewusst habe ich sie … also, ja, das muss wohl auf der Beerdigung ihrer Eltern gewesen sein.« Er unterbrach. Katinka hörte, wie er eine Mineralwasserflasche öffnete.
    »Vor vier Jahren?«
    »Was heißt das, sie ist tot, Katinka!« Er bemühte sich, seiner Stimme einen neutralen Klang zu verleihen. Sie hörte seinen stoßweisen Atem in der Leitung. Er war erschüttert. Und verbarg es denkbar schlecht.
    »Du hast sie nicht zufällig in den letzten Tagen gesehen?«, fragte Katinka. »Das wäre wichtig. Sie ist nämlich ermordet worden.«
    »Was?« Ignaz Palfys Stimme brach.
    »Du möchtest mir jetzt bestimmt sagen, dass du sie in der vergangenen Woche getroffen hast. Hat sie vielleicht sogar bei dir gewohnt? Habt ihr miteinander geschlafen?«
    Schon bevor er antwortete, war Katinka einiges klar. Dani war nach Wien geflüchtet. Sie erinnerte sich an Danis Hilferuf, und schlagartig ahnte sie, was sie da im Hintergrund gehört hatte. Eine Bahnhofsdurchsage. ›Hier Wien, Westbahnhof.‹ Verschwommen und sehr fern, aber in den Tiefen ihres kindlichen Gedächtnisses waren diese fünf Silben eingeritzt wie die Rillen in einer alten Schellackplatte.
    »Als ich dich am Sonntag angerufen habe, war Dani bei dir. Ich habe dich gefragt, was du von ihr weißt. Sie hat vor dir gesessen, du hast sie dabei angesehen. Du kennst Hinz und Kunz in Wien. Sie war in Schwierigkeiten, und dir hat sie vertraut!«
    Schluckgeräusche in der Leitung.
    »Kati, ich …«
    »Sie musste etwas Juristisches regeln, und du hast sie an Rosenstock verwiesen, habe ich recht?« Sie trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Du hast sie vom Bahnhof abgeholt. Sie hat dich angerufen, du wolltest sie dort treffen. Aber du warst ein paar Minuten zu spät. Sie hat mich angerufen, von einer Telefonzelle am Westbahnhof aus. Sie wollte mit mir sprechen, vielleicht dachte sie, du hättest sie vergessen. Dann hat sie dich kommen sehen und das Gespräch sofort unterbrochen. Sie wollte wohl nicht, dass ich von eurem Techtelmechtel etwas mitbekomme.« Katinka holte tief Luft. »Wahrscheinlich hattet ihr ein ganz lockeres Verhältnis. Das passt doch zu dir, die Schulfreundinnen deiner Tochter abzuschleppen. Ist mir auch ganz egal. Ich will nur eines von dir wissen: Wovor hatte Dani Angst?«
    »Das«, krächzte Ignaz Palfy, »das kann ich dir nicht sagen. Ich musste es ihr versprechen.«
    »Dani hat sich in der Fränkischen Schweiz ein Sommerhaus gekauft. Dort hat sie Panzerglasfenster und eine Spezialtür einbauen lassen, nicht gerade billig, so eine Ausstattung. Die Bedrohung, vor der sie in die Knie ging, muss also was durchaus Handfestes gewesen sein, nicht nur ein Spanner mit Fernrohr.«
    Stille 600 Kilometer weiter südöstlich.
    »Falls du Interesse hast, dass ich auch noch ermordet werde«, sagte Katinka kühl, »dann soll es mir recht sein. Ich schenke dir eine Stunde Bedenkzeit. Bis dahin rufst du mich zurück. Ansonsten gebe ich dem ermittelnden Bamberger Hauptkommissar deine Telefonnummer und die entsprechenden Hintergrundinfos. Er heißt Harduin Uttenreuther. Nur, damit du schon mal weißt, wer und was da auf dich zukommt.«
    Sie drückte mit Elan auf den roten Knopf und schleuderte das Telefon von sich. Es schlitterte über die Tischplatte und blieb knapp vor der Kante liegen.
    Das darf nicht wahr sein, dachte sie. Mein Vater vögelt meine Freundin Dani. Ein paar Tage und Nächte später wird sie ermordet. Sie muss das Fax von seinem Büro aus abgeschickt haben. Oder

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