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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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freute sich schon auf das, was die Eltern von dieser Reise zu erzählen hatten.
    »Das war das Letzte, was sie uns sagte«, erklärte die Frau leise, als Erlendur das Ehepaar besuchte. Wir sind erst zwei Wochen später nach Island zurückgekommen, und da war sie verschwunden. Wir haben unterwegs noch einmal von Kopenhagen aus angerufen und auch, als wir in Keflavík gelandet waren, aber sie nahm nicht ab. Als wir in ihre Wohnung kamen, war sie verschwunden.«
    »Es gab da ja kaum anständige Telefonverbindungen, das besserte sich erst, als wir wieder in Europa waren«, sagte der Ehemann. »Von dort haben wir natürlich versucht anzurufen, aber sie antwortete nicht.«
    Erlendur nickte, die umfangreiche Suchaktion nach der Tochter, die Guðrún hieß und Dúna genannt wurde, war erfolglos geblieben. Man hatte mit ihren Freunden gesprochen, mit Kommilitonen und Verwandten, doch niemand hatte eine Erklärung für ihr Verschwinden oder konnte sich vorstellen, was aus ihr geworden war. Die gesamte Küstenstrecke in Reykjavík und der Umgebung war abgesucht worden, Gummiboote kamen ebenso zum Einsatz wie Taucher, die im Meer suchten. Auch den Austin Mini hatte man nirgendwo gefunden. Man suchte das Auto aus der Luft, im Umkreis von Reykjavík und auf der Strecke nach Akureyri sowie entlang der anderen großen Straßen aber gefunden wurde es nicht.
    »Das Auto war eigentlich eine richtige Klapperkiste, sie hat es in Akureyri gekauft«, erklärte ihr Vater. »Man konnte nur auf der Fahrerseite einsteigen, weil die andere Tür klemmte. Die Fensterkurbeln waren kaputt, und die Hecktür ließ sich auch nicht mehr öffnen. Aber sie liebte ihr Auto über alles und ist damit viel herumgefahren.«
    Die Eltern sprachen über die Interessengebiete ihrer Tochter. Eines davon waren Seen. Sie studierte Biologie, und ihr Spezialgebiet waren Binnengewässer und deren Ökosysteme. Auf diese Information hin konzentrierte sich die Suche dann darauf; man kontrollierte alle Seen in der Umgebung von Reykjavík und auf der Strecke nach Akureyri, aber ohne Erfolg.
    Erlendur sah von dem Bericht hoch. Er hatte keine Ahnung, wo sich die Eltern des Mädchens jetzt befanden. Wahrscheinlich lebten sie immer noch in Akureyri, beide über siebzig und pensioniert, und genossen hoffentlich das Alter. In den ersten Jahren hatten sie sich ab und zu mit ihm in Verbindung gesetzt, aber jetzt hatte er lange nichts mehr von ihnen gehört.
    Er nahm die andere Akte zur Hand. Für das Verschwinden des jungen Mannes aus Njarðvík schien es eine durchaus einleuchtende Erklärung zu geben. Er war unpassend gekleidet gewesen, und obwohl die Entfernung zwischen Keflavík und Njarðvík nicht groß war, hatte er in einem tobenden Schneesturm den Tod gefunden. Höchstwahrscheinlich war er vom Kai ins Meer gefallen und von den Wellen davongetragen worden. Nach den Aussagen der anderen Partygäste war er ziemlich alkoholisiert gewesen, was zur Folge hatte, dass er wohl kaum noch dazu fähig gewesen wäre, sich schwimmend an Land zu retten; dazu waren sein Denkvermögen, seine Energie und seine Willenskraft vermutlich zu sehr eingeschränkt gewesen. Die zuständigen Bergungsmannschaften, die Angehörigen des Mannes und seine Freunde suchten in den ersten Tagen die gesamte Küstenlinie vom Garðskagi-Leuchtturm bis zur Halbinsel Álftanes ab, fanden jedoch keinerlei Spuren von ihm. Zwischenzeitlich musste die Suche immer wieder wegen schlechten Wetters eingestellt werden. Alle Versuche, ihn zu finden, blieben erfolglos.
    Erlendur setzte sich mit Marías Freundin Karen in Verbindung, um ihr zu sagen, dass er sich die Kassette angehört hatte, die sie ihm in seinem Büro überreicht hatte. Sie unterhielten sich eine ganze Weile, und Karen nannte ihm die Namen von einigen Leuten, zu denen María Kontakt gehabt hatte. Sie fragte Erlendur nicht, weshalb er sich näher mit der Sache befassen wollte, schien aber erfreut über seine Reaktion zu sein.
    Einer von denen, die Karen erwähnt hatte, war ein Mann namens Ingvar. Erlendur beschloss, ihm einen Besuch abzustatten. Ingvar hatte nichts dagegen und gab sich ebenfalls zufrieden mit Erlendurs Erklärungen, weshalb er sich nach María erkundigte. Sie trafen sich spätnachmittags, als eiskalte Regenschauer auf die Stadt niederprasselten. Erlendur sagte ihm, dass die Polizei an einer umfassenden Studie über Suizide beteiligt sei, die in Zusammenarbeit mit sämtlichen skandinavischen Ländern durchgeführt würde. Das war nicht

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