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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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kann mich sehr gut daran erinnern, wie sehr du dich eingesetzt hast. Da war doch noch jemand anderes mit dem Fall befasst?«
    »Marian Briem«, sagte Erlendur. »Wir beide haben diesen Fall bearbeitet. Marian lebt nicht mehr. Ich habe mir die alten Protokolle noch einmal angesehen. Du warst auf dem Land, als er verschwand.«
    »Ja, meine Eltern stammen aus Kirkjubæjarklaustur. Ich war dort mit ihnen zu Besuch, eine Woche oder so. Als ich wieder in die Stadt kam, hörte ich das von Davið.«
    »Du hast damals gesagt, dass du von dort aus zum letzten Mal mit ihm telefoniert hast. Er hat dich angerufen.«
    »Ja. Er fragte mich, wann ich wieder in die Stadt käme.«
    »Er wollte dir etwas mitteilen.«
    »Ja.«
    »Er hat dir aber nicht sagen wollen, was es war.«
    »Nein, er tat sehr geheimnisvoll, klang aber sehr froh. Er wollte mir etwas Erfreuliches sagen, nichts Schlimmes, danach habe ich ihn ausdrücklich gefragt. Er lachte und sagte mir, ich solle mir keine Gedanken machen, es würde sich alles klären.«
    »Und er klang wirklich froh?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, dass wir dich seinerzeit danach gefragt haben.«
    »Das habt ihr gemacht, und ich konnte euch nicht weiterhelfen, damals genauso wenig wie jetzt.«
    »Nur mit dem, was du uns damals schon gesagt hast, dass er dir etwas sagen wollte, worüber er sehr froh war.«
    »Ja.«
    »Seine Eltern wussten nicht, was das sein konnte.«
    »Nein, er schien mit niemandem darüber gesprochen zu haben.«
    »Ist dir inzwischen vielleicht ein Gedanke gekommen, was das gewesen sein könnte?«
    »Es handelt sich nur um Vermutungen. Irgendwann viel später kam ich zu der Überzeugung, dass es sich um ein Mädchen gehandelt haben muss, dass er ein Mädchen kennengelernt und sich in sie verliebt hat, aber ich weiß nichts Genaues. Wahrscheinlich ist mir der Gedanke auch erst gekommen, nachdem ich Gilbert wiedergetroffen habe.«
    »Davið hatte keine Freundin, als er verschwand?«
    »Nein, keiner von uns«, sagte der Rechtsanwalt und lächelte. »Irgendwie ging ich auch davon aus, dass er sich als Letzter von uns ein Mädchen anlachen würde. Er war nämlich entsetzlich schüchtern. Hast du überhaupt jemals mit Gilbert gesprochen?«
    »Gilbert?«
    »Um die Zeit, als Davið verschwand, ging er nach Dänemark. Jetzt ist er aber wieder in Island und lebt hier. Ich könnte mir vorstellen, dass er der Einzige ist, mit dem ihr nie gesprochen habt.«
    »Ja, ich erinnere mich dunkel«, sagte Erlendur. »Ich glaube, wir haben ihn nie erreicht.«
    »Er hatte vor, ein Jahr in einem Hotel in Kopenhagen zu arbeiten, aber es gefiel ihm dort so gut, dass er hängen blieb. Er hat dann eine Dänin geheiratet. Seit ungefähr zehn Jahren ist er wieder hier. Wir telefonieren manchmal miteinander, und irgendwann glaubte ich herauszuhören, dass Davið etwas mit einem Mädchen hatte. Das glaubte Gilbert jedenfalls, aber es war alles sehr vage.«
    »Vage?«
    »Ja, sehr.«
    Erlendurs Freundin Valgerður rief nach dem Abendessen bei ihm an; er hatte es sich gerade mit einem Buch in seinem Sessel bequem gemacht. Sie versuchte, ihn zu überreden, mit ihr ins Theater zu gehen. Im Nationaltheater gab es eine äußerst populäre Komödie, und Valgerður wollte das Stück unbedingt zusammen mit Erlendur sehen. Der sträubte sich dagegen, denn er langweilte sich für gewöhnlich im Theater. Auch ihre Versuche, ihn mit ins Kino zu schleifen, waren erfolglos geblieben. Bis auf Chorkonzerte, Sinfoniekonzerte oder Liederabende war ihm praktisch alles zuwider. Zuletzt war er mit Valgerður zu einer Abendveranstaltung mit einem gemischten nordisländischen Chor aus dem Svarfaðardalur gegangen. Eine Verwandte von Valgerður sang in dem Chor, und er hatte den Abend sehr genossen. Das Programm bestand aus Liedern zu Gedichten von Davið Stefánsson.
    »Dieses Stück ist angeblich sehr komisch«, erklärte Valgerður. »Eine amüsante Farce. Es würde dir guttun.«
    Erlendur zog eine Grimasse. »In Ordnung«, sagte er. »Wann ist das?«
    »Morgen Abend. Ich hole dich ab.«
    Er hörte ein Klopfen an der Tür und verabschiedete sich von Valgerður. Vor der Tür stand Eva Lind mit Sindri im Schlepptau. Sie begrüßten ihren Vater und ließen sich im Wohnzimmer nieder. Beide kramten ihre Zigaretten heraus.
    »Was hast du eigentlich neulich zu den Typen da oben gesagt, ich hab keinen Mucks mehr von denen gehört, seitdem du mit ihnen geredet hast?«
    Sindri grinste. Erlendur hatte sich gewundert, dass das Gedröhne so plötzlich

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