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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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an. »Ich habe keine Ahnung, wer diese Frau war. Ich weiß noch nicht einmal sicher, ob er wirklich eine Frau gemeint hat. Es hat sich also niemand gemeldet, als Davið verschwunden war?«
    »Nein«, antwortete Erlendur.
    Sein Handy klingelte. Erlendur entschuldigte sich bei Gilbert und nahm das Gespräch an.
    »Ja, hallo.«
    »Nimmst du etwa Leute wegen María ins Verhör?«
    Erlendur war überrascht. Die dunkle, schwere Stimme klang ernst, in ihr schwang ein kalter und vorwurfsvoller Ton mit.
    »Wer spricht da?«, fragte er.
    »Ihr Mann«, sagte die Stimme am Telefon. »Was bezweckst du eigentlich damit?«
    Erlendur fielen einige Antworten darauf ein, aber es wären alles Lügen gewesen.
    »Was für ein Spiel spielst du da eigentlich?«, fragte Baldvin.
    »Wir sollten uns vielleicht treffen«, sagte Erlendur.
    »Was sind das für Nachforschungen, die du da anstellst? Was hast du damit im Sinn?«
    »Wenn du am späten Nachmittag zu Hause bist, könnte ich …«
    Baldvin legte auf. Erlendur lächelte Gilbert verlegen an.
    »Entschuldige«, sagte er. »Wir sprachen über diese Frau. Weißt du irgendetwas über sie, was mir weiterhelfen könnte?«
    »So gut wie nichts«, antwortete Gilbert. »Davið rief mich am Tag vor meinem Abflug an, um sich von mir zu verabschieden. Er sagte, vielleicht wäre es jetzt in Ordnung, mir ein kleines Geheimnis zu verraten, ich sei ja auf dem Weg nach Dänemark. Im Grunde genommen wollte er mir aber nichts verraten, doch als ich nachgehakt und ihn direkt gefragt habe, sagte er mir, dass es wohl etwas über ihn und seine Beziehungen zu Frauen zu berichten gäbe, wenn ich wieder nach Island käme.«
    »Und das war das Einzige, was er gesagt hat, dass es etwas über seine Beziehungen zu Frauen zu berichten gäbe?«
    »Ja.«
    »Vorher hatte er sich nie für Mädchen interessiert?«
    »Nein, kaum.«
    »Und du hast das so ausgelegt, dass er ein Mädchen kennengelernt hätte?«
    »Ja, das glaubte ich. Aber weißt du, das war nur so ein Gefühl, weil er sich so eigenartig ausgedrückt hat.«
    »Du hattest nicht den Eindruck, dass er sich mit Selbstmordgedanken trug?«
    »Nein, ganz im Gegenteil, er war fröhlich und guter Dinge. Sogar außergewöhnlich guter Dinge, verglichen damit, wie schweigsam, nachdenklich und ernsthaft er sonst manchmal sein konnte.«
    »Und du weißt von niemandem, der ihm übel gesonnen war?«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Du weißt aber nicht, wer diese Frau war?«
    »Keine Ahnung. Leider.«

Zwölf
    Als Erlendur bei dem Haus in Grafarvogur vorfuhr, dämmerte es bereits. Der Winter stand nach einem kurzen, verregneten Sommer vor der Tür. Erlendur hatte dem Winter nie mit Beklemmungen entgegengesehen, im Gegensatz zu den meisten anderen, die die Stunden zählten, bis die Tage wieder länger wurden. Er hatte den Winter nie als Feind betrachtet. Dunkelheit und Kälte drosselten das Tempo, und seinem Empfinden nach hüllte einen Finsternis mit Frieden ein.
    Baldvin nahm ihn an der Tür in Empfang, und als Erlendur ihm ins Wohnzimmer folgte, überlegte er, ob er selbst wohl in diesem Haus wohnen geblieben wäre, nachdem sowohl Leonóra als auch María tot waren. Er kam nicht dazu, sich danach zu erkundigen. Baldvin verlangte Erklärungen, weshalb Erlendur überall in der Stadt Erkundigungen über ihn und María einzog, wieso er das durch Bekannte erfahren müsse und um was es eigentlich ginge, ob die Polizei vorhabe, eine Ermittlung in die Wege zu leiten.
    »Nein«, sagte Erlendur, »davon kann keine Rede sein.«
    Er berichtete Baldvin, dass bei der Kriminalpolizei Hinweise auf gewisse Ungereimtheiten eingegangen seien. So etwas käme bei Selbstmordfällen mitunter vor. Eine Freundin von María, die er nicht beim Namen nennen wolle, setze ihn da ein wenig unter Druck, und deswegen habe er persönlich mit einigen von ihren Bekannten gesprochen, doch das ändere nichts an der Tatsache, dass sich María das Leben genommen hatte. Baldvin solle sich darüber keine Gedanken machen. Es handele sich keinesfalls um eine offizielle Ermittlung, dafür bestehe schließlich kein Anlass.
    Erlendur redete noch eine ganze Weile auf Baldvin ein, langsam und bedächtig und in diesem entschuldigenden Ton, der meistens gut bei den Leuten ankam, die mit der Polizei zu tun hatten. Er bemerkte, dass Baldvin sich etwas beruhigte. Er hatte wütend bei einem der Bücherregale gestanden, doch als sich die größte Spannung gelegt hatte, ließ er sich auf einem Sessel nieder.
    »Und was ist nun? Wie

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