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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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die meisten anderen Häuser in dieser kleinen Stadt, nur dass er lange Zeit nicht gestrichen worden war. Neben dem Haus befand sich ein zementiertes Fundament, wo wahrscheinlich eine Garage geplant gewesen war. In dem gepflegten Garten, der voller Sträucher und Stauden war, stand ein kleines Vogelhaus.
    Im Garten machte sich ein Mann, den sie für über siebzig hielten, an einem Rasenmäher zu schaffen, der offensichtlich nicht anspringen wollte. Er mühte sich damit ab, das Startkabel zu ziehen, das wie ein langer Wurm in sein Loch zurückschnellte, sobald es losgelassen wurde. Er bemerkte sie erst, als sie unmittelbar vor ihm standen.
    »Das Ding taugt wohl nichts«, sagte Erlendur. Er blickte auf den Rasenmäher und inhalierte den Rauch der Zigarette, die er sich angezündet hatte, sobald er aus dem Auto gestiegen war. Elínborg hatte ihm verboten, unterwegs zu rauchen, sein Auto sei sowieso schon eine Zumutung.
    Der Mann blickte hoch und musterte die beiden Unbekannten in seinem Garten. Er hatte einen grauen Bart und graue Haare, die schütter zu werden begannen, eine hohe, intelligente Stirn, dichte Augenbrauen und lebhafte braune Augen. Die dicke Hornbrille auf seiner Nase mochte vor einem Vierteljahrhundert in Mode gewesen sein.
    »Wer seid ihr?«, fragte er.
    »Bist du Hannes?«, fragte Elínborg zurück.
    Der Mann bejahte das. Er hatte nicht mit Besuch gerechnet und betrachtete sie forschend.
    »Wollt ihr mir Tomaten abkaufen?«, fragte er.
    »Vielleicht«, sagte Erlendur. »Sind sie gut? Elínborg hier ist nämlich Expertin.«
    »Hast du nicht in den fünfziger Jahren in Leipzig studiert?«, fragte Elínborg.
    Der Mann schaute sie an und antwortete nicht. Es war, als verstünde er die Frage nicht, und erst recht nicht, weshalb sie gestellt wurde. Elínborg wiederholte sie.
    »Was ist denn los?«, fragte der Mann. »Wer seid ihr? Warum fragt ihr nach Leipzig?«
    »Du bist 1952 dorthin gegangen, nicht wahr?«, fragte Elínborg.
    »Das stimmt«, sagte der Mann verblüfft. »Warum fragt ihr danach?«
    Elínborg sagte ihm, wer sie waren, und teilte ihm mit, dass der Skelettfund im Kleifarvatn im Frühjahr sie auf die Spur isländischer Studenten in der DDR gebracht hatte. Es sei nur ein Aspekt von vielen, die im Zusammenhang mit diesem Fall untersucht würden, erklärte sie, ohne den russischen Apparat zu erwähnen.
    »Ich … was … ich meine …«, sagte Hannes zögernd. »Was hat das mit den Isländern zu tun, die in Deutschland studiert haben?«
    »Vielleicht nicht in Deutschland, sondern in Leipzig, um es präzise auf den Punkt zu bringen«, sagte Erlendur. »Wir möchten etwas über einen Deutschen namens Lothar in Erfahrung bringen. Ist dir dieser Name bekannt? Lothar Weiser.«
    Hannes blickte ihn so entgeistert an, als sähe er in seinem Garten Gespenster. Seine Blicke wanderten von Elínborg zu Erlendur.
    »Ich kann euch nicht behilflich sein«, sagte er.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Erlendur.
    »Tut mir Leid«, erklärte Hannes. »Ich hab das alles vergessen, es ist so lange her.«
    »Wir wären dir sehr dankbar, wenn …«, setzte Elínborg an, aber Hannes fiel ihr ins Wort.
    »Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr verschwinden würdet«, sagte er. »Ich bin der Meinung, dass ich euch nichts zu sagen habe. Ich bin keine Hilfe für euch. Es ist lange her, seit ich über Leipzig gesprochen habe, und ich habe nicht vor, jetzt wieder damit anzufangen. Ich habe das alles vergessen, und ich denke nicht daran, mich von euch verhören zu lassen. Das bringt überhaupt nichts.«
    Er machte sich wieder am Startkabel zu schaffen und fummelte anschließend am Motor herum. Erlendur und Elínborg schauten sich an.
    »Warum glaubst du das?«, fragte Erlendur. »Du weißt ja gar nicht, was wir von dir wollen.«
    »Nein, und ich will es auch gar nicht wissen. Lasst mich in Ruhe.«
    »Es handelt sich doch gar nicht um ein Verhör«, sagte Elínborg. »Aber wenn du möchtest, können wir dich vorladen. Vielleicht findest du das besser.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, sagte Hannes und blickte von seinem Rasenmäher hoch.
    »Was ist denn dabei, ein paar Fragen zu beantworten?«, fragte Erlendur.
    »Ich brauche das nicht zu tun, wenn ich es nicht möchte, und ich habe nicht vor, es zu tun«, sagte er. »Auf Wiedersehen.«
    Elínborgs Miene nach zu urteilen war sie im Begriff, ihm gehörig die Meinung zu sagen, aber Erlendur packte sie beim Arm und schob sie zum Auto.
    »Falls er glaubt, dass er mit so etwas

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