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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Falls ich mich richtig erinnere, hat dieser Idiot von Níels versucht, sich darum herumzudrücken, ihr das zu sagen. Da hat es bei mir ausgehakt.«
    »Und wie hat sie reagiert, als du ihr das gesagt hast?«
    Marian versuchte, sich in die Vergangenheit zurückzuversetzen. Erlendur wusste, dass sein Gedächtnis trotz des hohen Alters und diverser Gebrechen unfehlbar war.
    »Sie war natürlich alles andere als begeistert. Das war aber Niels’ Fall, und ich wollte mich nicht zu sehr einmischen.« »Hast du ihr Hoffnung gemacht, dass er noch am Leben sei?«
    »Nein«, sagte Marian. »Das wäre absurd gewesen. Völlig absurd. Ich hoffe, dass du dich nicht mit solchen Hirngespinsten abgibst.«
    »Nein«, sagte Erlendur, »gewiss nicht.«
    »Und lass sie das bloß nicht hören!«
    »Nein«, sagte Erlendur, »das wäre absurd.«

    Eva Lind rief an, als er nach Hause gekommen war. Er war noch einmal im Büro vorbeigefahren und hatte anschließend etwas zu essen eingekauft. Das Fertiggericht war in der Mikrowelle, die sich im gleichen Augenblick wie das Telefon meldete. Diesmal war Eva ruhiger als bei ihrem letzten Gespräch. Sie wollte ihm nicht sagen, wo sie war, erklärte aber, in der Therapie einen Mann kennen gelernt zu haben, bei dem sie derzeit wohne. Sie sagte Erlendur, er solle sich keine Sorgen machen. Sie hatte sich mit Sindri in einem Café im Zentrum getroffen. Er sei dabei, sich eine Arbeit zu suchen.
    »Will er in Reykjavík bleiben?«, fragte Erlendur.
    »Ja, er will wieder nach Reykjavík ziehen. Passt dir das etwa nicht in den Kram?«
    »Dass er in die Stadt zieht?«
    »Dass du mehr von ihm siehst.«
    »Nein, ich habe nichts dagegen. Ich finde es gut, wenn er nach Reykjavík kommt. Denk doch nicht immer das Schlimmste von mir, Eva. Was ist das für ein Mann, bei dem du jetzt wohnst?«
    »Niemand, der dich interessiert«, sagte Eva Lind. »Und ich denke auch nicht ständig das Schlimmste von dir.«
    »Seid ihr zusammen auf einem Trip?«
    »Auf einem Trip?«
    »Ich höre es, Eva. Ich höre es an deiner Stimme. Ich mach dir keine Vorwürfe, dazu habe ich keine Lust mehr. Von mir aus kannst du tun und lassen, was du willst, aber lüg mich nicht an. Ich möchte nicht, dass du lügst.«
    »Ich … ich lüge … was meinst du damit, wie ich rede? Immer musst du …«
    Sie hängte ein.
    Valgerður kam nicht, obwohl sie verabredet waren. Sie rief in dem Augenblick an, als Erlendur den Hörer auflegte, und erklärte, dass sie Überstunden hätte machen müssen und erst jetzt bei ihrer Schwester eingetroffen sei.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie. »Wir sprechen uns.«
    Er ging in die Küche und nahm das Fertiggericht aus der Mikrowelle, Frikadellen in brauner Soße und Kartoffelpüree. Er dachte an Eva Lind, an Valgerður und an Elínborg. Er warf die Packung ungeöffnet in den Müll und zündete sich eine Zigarette an.
    Das Telefon klingelte zum dritten Mal an diesem Abend. Er starrte auf den Apparat und hoffte, dass er von selber wieder aufhören würde, aber als das nicht geschah, ging er dran. Es war ein Mitarbeiter der Spurensicherung.
    »Es ist wegen dem Falcon«, sagte der Mann.
    »Ja. Was ist mit dem Falcon? Hast du etwas gefunden?«
    »Das meiste ist Straßenstaub, Steinchen und dann etwas Erde«, sagte der Mann. »Wir haben alles analysiert und fanden etwas, das Tiermist sein könnte. Etwas aus einem Kuhstall oder einem Schafstall. Aber nirgendwo Blut.«
    »Kuhmist?«
    »Ja, da ist aller möglicher Dreck und Sand, genau wie in allen anderen Autos, aber auch Kuhmist. Wohnte dieser Mann vielleicht außerhalb von Reykjavík?«
    »Nein«, erwiderte Erlendur, »aber er war viel auf dem Land unterwegs.«
    »Man kann dem aber keinerlei Bedeutung beimessen, das weißt du«, sagte der Mann. »Nach so langer Zeit und nach so vielen Besitzern.«
    »Vielen Dank«, sagte Erlendur und beendete das Gespräch. Eine Idee schoss ihm durch den Kopf. Er schaute auf die Uhr. Es war bereits nach zehn. Um diese Zeit schläft doch noch niemand, dachte er unschlüssig. Nicht im Sommer. Trotzdem zögerte er noch eine Weile, aber dann gab er sich einen Ruck.
    »Ja«, sagte Ásta, Leopolds Verlobte. Erlendur verzog sein Gesicht. Er hörte ihr an, dass sie es nicht gewöhnt war, so spät am Abend noch Anrufe zu erhalten. Obwohl es Sommer war. Er sagte, wer er war, und sie fragte sehr verwundert, was er von ihr wolle, ob es nicht Zeit bis zum nächsten Tag damit gehabt hätte.
    »Natürlich hätte es Zeit

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