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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Haraldur gesagt und gierig auf sein Essen gestarrt. Er wollte Erlendur nicht beim Essen dabeihaben.
    »Iss ruhig«, hatte Erlendur gesagt. »Ich warte so lange.«
    Haraldur schaute ihn grimmig an, kapitulierte aber bald. Erlendur schaute weg, als er sich das Gebiss aus dem Mund nahm.
    »Und was für Beweise wollt ihr dafür haben?«, fragte Haraldur jetzt. »Ihr habt gar keine Beweise, weil er nämlich nie zu uns gekommen ist. Gibt es denn kein Gesetz, das einen vor solchen Belästigungen schützt? Dürft ihr einen wirklich am laufenden Band behelligen?«
    »Wir wissen jetzt, dass er zu euch gekommen ist«, sagte Erlendur.
    »Pah. Verdammter Blödsinn. Wie wollt ihr so was wissen?«
    »Wir haben sein Auto gründlich untersucht«, sagte Erlendur. Er hatte eigentlich nichts in der Hand, fand es aber die Mühe wert, dem Alten etwas zuzusetzen und ihn glauben zu machen, dass es Indizien gäbe. »Seinerzeit wurde das Auto nämlich nicht sehr genau unter die Lupe genommen, und seitdem hat sich die gesamte Technik revolutioniert.« Erlendur versuchte zu bluffen. Haraldur ließ den Kopf hängen und starrte auf den Boden.
    »Auf diese Weise haben wir neue Indizien gefunden«, fuhr Erlendur fort. »Der Fall wurde damals nicht als kriminelles Delikt angesehen und nicht entsprechend bearbeitet. Das wird bei Vermisstenmeldungen im seltensten Fall gemacht, weil es hierzulande gar nichts Besonderes ist, wenn Leute verschwinden. Vielleicht wegen der Wetterverhältnisse. Vielleicht liegt es auch daran, dass man in Island so etwas gern auf die leichte Schulter nimmt. Vielleicht genügt uns ja die simple Erklärung, dass die Selbstmordrate hier erschreckend hoch ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, entgegnete Haraldur.
    »Er hieß Leopold. Kannst du dich daran erinnern? Er war Verkäufer, und du hattest ihm in Aussicht gestellt, einen neuen Traktor bei ihm zu kaufen. Und an dem bewussten Tag hatte er nichts anderes mehr vor, als zu euch hinauszufahren. Ich glaube, das hat er gemacht.«
    »Irgendein Recht muss man doch haben«, sagte Haraldur. »Du kannst doch nicht einfach hier aufkreuzen, wann es dir passt.«
    »Leopold ist zu euch auf den Hof gekommen«, sagte Erlendur.
    »Quatsch.«
    »Er kam zu euch Brüdern, und irgendwas ist passiert. Ich weiß nicht, was das war. Er hat vielleicht etwas gesehen, was er nicht hätte sehen dürfen. Ihr habt euch mit ihm angelegt wegen etwas, das er gesagt hat. Vielleicht war er zu penetrant. Er wollte an diesem Tag den Kaufvertrag unter Dach und Fach bringen.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, beharrte Haraldur. »Er ist nie zu uns gekommen. Er hatte es vor, aber er ist nicht erschienen.«
    »Was glaubst du wohl, wie lange du noch zu leben hast?«, fragte Erlendur.
    »Einen Scheißdreck glaube ich. Du hast überhaupt keine Beweise, sonst hättest du mir sie schon längst unter die Nase gerieben. Aber du hast gar nichts in der Hand. Du kannst nämlich nichts in der Hand haben, weil er nie zu uns gekommen ist.«
    »Willst du mir nicht einfach sagen, was passiert ist?«, sagte Erlendur. »Du wirst es nicht mehr sehr lange machen. Du würdest dich besser fühlen. Selbst wenn er zu euch gekommen ist, muss das nicht bedeuten, dass ihr ihn umgebracht habt. Davon habe ich nichts gesagt. Er kann genauso gut wieder weggefahren sein und sich dann aus dem Staub gemacht haben.«
    Haraldur hob den Kopf, und die Augen unter den buschigen Brauen waren starr auf ihn gerichtet.
    »Mach, dass du wegkommst«, sagte er. »Ich will dich nie wieder hier sehen.«
    »Ihr hattet Kühe da auf dem Hof, nicht wahr?«
    »Raus mit dir!«
    »Ich bin hingefahren und habe den Kuhstall und den Misthaufen dahinter gesehen. Du hast mir gesagt, ihr hättet zehn Kühe gehabt.«
    »Was soll denn das?«, sagte Haraldur. »Wir waren Bauern, willst du mich etwa deswegen einbuchten?«
    Erlendur stand auf. Er ließ sich von Haraldur irritieren und provozieren, obwohl er wusste, dass er über den Dingen stehen sollte. Er hätte einfach gehen und mit der Ermittlung weitermachen sollen, anstatt sich über ihn zu ärgern und sich von ihm reizen zu lassen. Haraldur war nichts anderes als ein unangenehmer alter Griesgram. Erlendur ließ sich aber nicht lange von solchen Gedanken beeinflussen. »Wir haben Kuhscheiße im Auto gefunden«, sagte er. »Deswegen musste ich an deine Kühe denken, Skjalda oder Huppa oder wie du sie genannt hast. Ich glaube nicht, dass der Dreck von Leopold ins Auto getragen wurde. Es ist natürlich

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