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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mir aufkam. Wollen wir weiter darüber kein Wort verlieren. Meine Ernennung zum Kapitän dieses Schiffs traf mich wie ein Schock - wie ein trauriger Schock selbstverständlich, meine Herren -, doch ich baue darauf, daß sie dank Ihrer Mitarbeit von Erfolg begleitet sein wird. Ich bin sicher, daß ich mich diesbezüglich auf Sie verlassen kann.»
    Er umfaßte die Zuhörer mit einem strahlenden Blick, die ihn hinwiederum voll angstvoller Neugier musterten.
    «Zweifellos wird ihnen vor unserer Abfahrt meine frühere Besatzung - äh - alles sagen können, was Sie über mich wissen möchten», fuhr Ebbs angeregt fort. «Es handelt sich nur darum, daß ich gewisse Dinge in einer bestimmten Weise erledigt haben möchte, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir den Gefallen täten, mir darin Folge zu leisten. Ich glaube nicht, daß ich deswegen ein Umstandskrämer bin, meine Herren. Keineswegs. Ich bin dessen sicher, daß ich nicht den Vorwurf verdiene -» er schneuzte sich - «ein altes Weib zu sein, was mir, wie ich gelegentlich hörte, von rangjüngeren Offizieren in die Schuhe geschoben wurde. Solange Sie sich an die Vorschriften der Gesellschaft halten, werden Sie in mir einen vollkommen gerechten und verständnisvollen Kapitän finden.»
    Da jeder einzelne der Zuhörer bereits die Gesellschaftsstatuten bezüglich der Führung des Schiffes und seiner Offiziere an irgendeiner Stelle in einer ihm genehmen Form wurmstichig gemacht hatte, begannen sie nun, einander alarmierte Blicke zuzuwerfen.
    «Ganz besonders möchte ich das Thema erwähnen», sagte Ebbs. Die Hälfte der Gesichter zog sich in die Länge. «Ich bin gewiß weitherzig, meine Herren, und erkenne durchaus an, daß gelegentlich einem Trunk eine stimulierende Wirkung zuzusprechen ist. Doch nach all meinen Dienstjahren zur See kann ich nicht umhin, zu erklären, daß ich bei den meisten Gelegenheiten ein Glas Wasser, frisch von der Leitung, bei weitem vorziehe. Ich hoffe, meine Herren, daß mir während der Fahrt keine Fälle von Trunkenheit Unterkommen werden. Ein zweiter Punkt, den ich hervorheben möchte, ist der Umgang mit Passagieren. Vor allem mit weiblichen Passagieren.» Die andere Hälfte der Gesichter wurde lang. «Ich hoffe, daß meine jüngeren Offiziere sich an die Vorschriften der Gesellschaft halten und den Passagierdecks fernbleiben werden. Dem wahren Seemann bedeuten Passagiere lediglich eine lebendige Ladung. Trotzdem», fuhr er fort und verfiel wieder in seinen früheren munteren Ton, in der krampfhaften Hoffnung, einen guten Eindruck zu erzeugen, «ich bin dessen sicher, daß wir eine sehr, sehr angenehme Fahrt haben werden. Dieses Schiff, das, wie ich sehe, den stolzen Namen eines Herrschers der Goten trägt...»
    «Waren es nicht die Franken, Sir?» fragte Brickwood, ein dicklicher junger Mann, der Zweite Offizier.
    «Die Goten waren es», sagte Ebbs. «Ich habe doch selbstverständlich die Namen aller Schiffe der Gesellschaft studiert. Er war ein Herrscher der Goten und lebte um 800 vor Christus...»
    «War's nicht nach Christus, Sir?» fragte Brickwood.
    «Mr. Brickwood, ich muß Sie wirklich schon sehr bitten, mich zur Sache kommen zu lassen. Zufälligerweise habe ich die Geschichte der Gesellschaft sehr eingehend studiert.»
    «Verzeihung, Sir.»
    «Das alles ist vollkommen richtig. Aber um weiterzugehen...»
    «Ich glaubte nur, Sie hätten sich versprochen, Sir.»
    «Nein, das habe ich nicht. Um weiterzugehen -» Ebbs' Blick fiel auf ein großes Bild über Brickwoods Haupt, das einen Mann mit hohem Blutdruck und goldgelbem Backenbart darstellte und die Aufschrift trug. Er schneuzte sich abermals. «Schön, jedenfalls sind für den Seemann alle Schiffe gleich. Sie schwimmen auf dem Wasser, sie enthalten Maschinen, sie bieten ihm Kost und Quartier. Nur die Menschen auf ihnen sind von Belang. Wollen Sie sich das bitte vor Augen halten, meine Herren. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?»
    Jedoch die einzigen Punkte, bei denen Ebbs ihre Neugier wachgerufen hatte, konnte man in seiner Hörweite unmöglich erwähnen.

    Ebbs pflegte seine Urlaube in einem Häuschen in Acton bei seiner älteren Schwester zu verbringen; sie war eine gebieterische Erscheinung und lebte im Glauben, er befände sich noch in einem Stadium hinausgezögerter Jugendlichkeit - deshalb versah sie ihn vor jeder Fahrt mit guten Ratschlägen betreffs der Wichtigkeit, den Hals zu waschen,

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