Kafka am Strand
Problem steht, umreiße ich der jungen Frau, die den Frühdienst an der Rezeption hat, meine (angebliche) Lage. Ich trage ein sauberes, weißes Polohemd von Ralph Lauren, cremefarbene Chinos, ebenfalls von Ralph Lauren, und neue Topsider-Turnschuhe. Weiße Zähne, der Duft von Seife und Shampoo. Höfliche Ausdrucksweise. Wenn ich mir Mühe gebe, schaffe ich es, auf Erwachsene einen günstigen Eindruck zu machen.
Schweigend lauscht sie meiner Geschichte, schmunzelt und nickt. Sie ist zierlich, trägt eine grüne Uniformjacke über ihrer weißen Bluse und wirkt ein bisschen müde, erledigt aber ihren morgendlichen Dienst korrekt. Wahrscheinlich ist sie im gleichen Alter wie meine Schwester.
Sie verstehe mein Problem, sagt sie, könne aber Derartiges nicht entscheiden und müsse wegen des Preises den Manager fragen. Um die Mittagszeit werde sie mir jedoch Bescheid geben. Sie spricht in dienstlichem Ton (aber ich merke, dass sie mir gewogen ist). Dann notiert sie meinen Namen und meine Zimmernummer. Ich habe keine Ahnung, ob ich mit dem Verhandeln durchkomme. Vielleicht geht der Schuss auch nach hinten los, und der Manager will meinen Schülerausweis sehen. Oder er versucht, bei mir zu Hause anzurufen (natürlich habe ich eine erfundene Telefonnummer ins Gästebuch eingetragen). Aber bei meinem knappen Budget ist eine mögliche Ersparnis das Risiko wert.
Aus den Gelben Seiten, die im Foyer bereitliegen, suche ich die Nummer eines öffentlichen Sportstudios heraus und erkundige mich nach der Ausstattung des Fitnessraums dort. Eigentlich ist alles vorhanden, was ich brauche. Die Tagesgebühr beträgt 600 Yen. Nachdem ich mir die Adresse und eine Beschreibung des Weges vom Bahnhof aus habe geben lassen, bedanke ich mich und lege auf.
Ich hole meinen Rucksack aus dem Zimmer und mache mich auf den Weg. Vielleicht wäre es sicherer, mein Gepäck dort zu lassen und mein Geld im Hotelsafe zu deponieren, aber ich will alles möglichst ständig bei der Hand haben. Inzwischen empfinde ich den Rucksack beinahe wie einen Körperteil.
An der Haltestelle vor dem Bahnhof steige ich in einen Bus und fahre zum Sportstudio. Natürlich bin ich aufgeregt, und mein Gesicht wirkt wahrscheinlich wie versteinert. Ein Junge in meinem Alter, der um diese Tageszeit allein in ein Sportstudio geht, erregt eventuell Argwohn. Immerhin bin ich in einer fremden Stadt und weiß noch nicht, wie oder was die Menschen hier denken. Aber niemand achtet auf mich. Im Gegenteil, ich habe fast das Gefühl, unsichtbar geworden zu sein. Wortlos entrichte ich am Eingang die Gebühr und nehme den Schlüssel zum Spind in Empfang. Im Umkleideraum ziehe ich Shorts und ein leichtes T-Shirt an. Während ich ein paar Dehnübungen zur Lockerung mache, entspanne ich mich allmählich und erlange meine Fassung zurück. Ich bin wieder bei mir. Die Konturen meines Ichs schieben sich übereinander und rasten mit einem leisen Klicken ein. So. Ich bin an meinem gewohnten Platz.
Ich beginne mit einem Zirkeltraining. Während ich auf meinem Mini-Discman eine CD von Prince höre, drehe ich eine volle Stunde lang an sieben Geräten die Runde. In einem Provinzsportstudio habe ich eher altmodische Geräte erwartet, aber zu meinem Erstaunen ist hier alles auf dem neusten Stand. Der Geruch von brandneuem Stahl liegt noch in der Luft. Die erste Runde absolviere ich mit geringerer Belastung, die zweite dann mit größerer. Wie gewohnt reiße ich eine nach der anderen runter. Die für meinen Körper geeigneten Gewichte und die Anzahl der Übungen habe ich im Kopf. Bald bricht mir am ganzen Körper der Schweiß aus, sodass ich mehrmals aus meiner Wasserflasche trinken muss und an der Zitrone lutsche, die ich mir unterwegs gekauft habe.
Als ich meine Runden beendet habe, nehme ich eine heiße Dusche, seife mich ab und wasche mir die Haare. Meinen Penis, dessen Vorhaut sich schält, säubere ich möglichst gründlich. Die Achselhöhlen, die Hoden und den Anus reinige ich ebenfalls sehr aufmerksam. Ich gehe auf die Waage und stelle mich dann nackt vor den Spiegel, um meine Muskeln zu begutachten. Meine durchgeschwitzten Shorts und das T-Shirt wasche ich am Waschbecken, wringe sie gut aus und packe sie in eine Plastiktüte.
Nach dem Verlassen des Sportstudios fahre ich mit dem Bus zum Bahnhof zurück, gehe wieder in das Nudellokal vom Tag zuvor und esse heiße Udon. Ich lasse mir Zeit und schaue beim Essen aus dem Fenster. Vor dem Bahnhof herrscht reges Kommen und Gehen. Menschen in
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