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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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schüttelte den Kopf. »Du halst dir eine Menge Probleme auf, dabei kennst du mich gerade mal eine Stunde.«
    »Du hast eben viel um die Ohren.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Ich schulde dir eine Menge, Sunset. Ich wusste es nur nicht. Jetzt weiß ich es. Lässt du mich was gutmachen? Ein Vater sein?«
    »Ist es zu früh für eine Umarmung?«
    »Vermutlich. Aber wir können es trotzdem versuchen.«
    Sie umarmten sich, und Sunset nahm an, es würde nur eine flüchtige Berührung werden. Eine höfliche Geste. Aber dann stellte sich heraus, dass sie sich fest an ihn klammerte. Als Nächstes fing sie an zu weinen, und er klopfte ihr auf den Rücken und sagte: »Ruhig, meine Kleine. Ist schon gut. Daddy ist ja da.« Sie heulte einmal auf wie ein verwundeter Kojote, so laut, dass die Vögel erschreckt davonflogen.
     

KAPITEL 28
     
     
    Clyde fuhr auf der Suche nach Hillbilly nach Holiday, kreuzte durch die Straßen, sah ihn durch das Walzglasfenster im Café sitzen, parkte und ging hinein. Hillbilly saß allein an einem Tisch und trank Kaffee. Neben seinem Ellbogen stand ein Teller mit Gabel und Kuchenkrümeln. Er blickte auf, als Clyde hereinkam und sich über den Tisch beugte.
    »Clyde«, sagte Hillbilly.
    »Du Hurensohn.«
    »Verdammt, Mann. Wir sind an einem öffentlichen Ort.«
    »Komm mit raus, Goldkehlchen. Dann hat sich’s mit öffentlich.«
    »Dann sind wir doch auf der Straße, du Blödmann. Das ist genauso öffentlich.«
    »Ja. Aber wenigstens gehen dann keine Möbel kaputt.«
    Hillbilly seufzte. »Was ist los mit dir?«
    Clyde sah sich um. Ein paar Gäste starrten sie an. Er setzte sich an den Tisch, stützte die Ellbogen auf, beugte sich vor und sagte: »Sunset hat mir nichts gesagt, mich nur losgeschickt, dich zu suchen, aber ich weiß, was passiert ist.«
    »Und das wäre?«
    »Du hast dich bei ihr eingeschmeichelt. Du hast ihr allen möglichen Mist ...«
    »So was mache ich nicht.«
    »Vielleicht nicht mit dem Mund, aber mit den Augen, auf deine Art eben. Du hast sie dazu gebracht, sich dir hinzugeben, weil sie glaubt, sie liebt dich. Und das Gleiche hast du vermutlich mit ihrer Tochter gemacht. Und jetzt lässt du dich nicht mehr blicken. Was machst du in der Stadt, Hillbilly?«
    »Ich hab gekündigt.«
    »Gekündigt, weil du gekriegt hast, was du wolltest.«
    »Einen Lohnscheck, Clyde. Ich hab nen Lohnscheck gekriegt. Jetzt kann ich mir ne Gitarre kaufen.«
    »Und du hast die beiden gekriegt. Sunset und Karen.«
    »Das hat sie dir nicht erzählt, da geh ich jede Wette ein. Woher willst du das also wissen?«
    »Ich hab Augen im Kopf.«
    »Du bist eifersüchtig.«
    »Da hast du recht. Du hast ihr nicht mal gesagt, dass du kündigst. Warum wohl?«
    »Ich wollte ihr ne Nachricht zukommen lassen. Vielleicht mal kurz vorbeischauen. Pass auf, ich hab jetzt ne Wohnung.« Hillbilly gab ihm die Adresse. »Komm mal vorbei, wenn du dich wieder beruhigt hast.«
    »Du jämmerliches Arschloch. Du hältst dich wohl für was ganz Besonderes?«
    »Ich hab niemanden angelogen. Ich hab gekriegt, was ich wollte, aber sie wollten es genauso.«
    »Sunset hat geglaubt, du wärst mehr wert, als du bist. Karen ist nur ein kleines Mädchen.«
    »Es gibt einen alten Spruch, Clyde. Sobald sie bluten, kann man sie auch bumsen.«
    »Komm mit raus. Los. Komm mit raus.«
    »Du bist doppelt so groß wie ich.«
    »Und ich geb dir die doppelte Tracht Prügel.«
    Hillbilly seufzte. Er trank seinen Kaffee aus, stand auf, holte ein paar Münzen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Sie traten auf die Straße. »Ich will hier keine hässliche Szene. Gehen wir nach hinten.«
    »Klar willst du keine Szene. Du stehst mehr auf Lügen und alles hintenrum machen.« Sie gingen zur Rückseite des Cafés. »Willst du lieber immer nur ein bisschen oder alles auf einmal?«, fragte Clyde.
    »Ich nehm’s, wie’s kommt.«
    Clyde ging brüllend auf ihn los. Er fühlte sich stark wie ein Bulle, verrückt wie ein tollwütiger Hund, aber Hillbilly war nicht mehr da. Es war, als hätte sich der Erdboden geöffnet und den Hurensohn verschluckt. Im nächsten Moment flog Clyde durch die Luft, dann stürzte vom Himmel ein Rammbock auf ihn nieder und knallte ihm in die Rippen. Bis er kapierte, dass Hillbilly sich weggeduckt und ihm einen linken Haken versetzt hatte, war es bereits zu spät, denn jetzt folgte ein Tritt in die Eier, und als er sich zusammenkrümmte, sprang Hillbilly hoch und ließ den Ellbogen auf Clydes Hinterkopf krachen, und zwar mit

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