Kahlschlag (German Edition)
sind zum Zelt zurückgegangen.« Er zeigte auf den hellen Schein, der durch die Bäume drang.
»Oh Gott ... was ist mit Goose?«
Clyde schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Sie schlichen den Weg zurück, den sie gekommen waren, und stießen auf Goose. Seine malträtierte Hand ruhte neben seiner Brust, und die Waffe, mit der er auf Two zu schießen versucht hatte, lag kaputt neben ihm.
Karen kniete sich hin, berührte seinen Kopf und weinte leise. »Das hätten sie doch nicht tun müssen. Das alles hätten sie doch nicht tun müssen. Warum?«
»Geld, mein Schatz«, erwiderte Clyde. »Ich kümmer mich später um ihn. Lass ihn einfach so liegen.«
Karen beugte sich hinunter und küsste Goose auf die kalte Stirn. Sie warteten noch eine Zeit lang im Wald, und schließlich schlich Clyde allein zurück. Was er sah, war ein gewaltiges Feuer, und jetzt wurde ihm auch klar, was die Explosion gewesen war: Sie hatten seinen Pick-up in Brand gesetzt, vermutlich mit einem brennenden Lappen, den sie in den Benzintank geworfen hatten, um den Wagen in die Luft zu jagen. Das Zelt und Clydes Plane hatten sie ebenfalls angezündet. Eins musste man ihnen lassen: Sie machten keine halben Sachen.
Vorsichtig bewegte er sich mit schussbereiter Waffe weiter, aber da gab es nichts, auf das er hätte schießen können. Henrys Leiche lag immer noch neben dem Pfosten und Bens nicht weit davon entfernt.
Clyde ging zurück, um Karen zu holen, und gemeinsam versuchten sie, mithilfe des Wassereimers aus dem Brunnen und ein paar Schüsseln, die sie unter der Plane hervorzogen, den Boden rund um das Feuer nass zu machen, damit es nicht auf den knochentrockenen Wald übersprang.
KAPITEL 36
Das Haus im Wald, das Pete und Jimmie Jo gehört hatte, war klein, aber viel hübscher als das, in dem Zendo und seine Familie lebten.
»Und Sie wollen mir weismachen, dass das unser Haus ist?«, fragte Zendo.
»Ich sage nur, dass es das sein wird, wenn alles klappt«, entgegnete Sunset. »Niemand nutzt es mehr, und niemand würde dich hier vermuten, also bist du hier sicherer als in deinem Haus. Und ich würde ein paar Tage nicht auf die Felder gehen. Das kannst du dir doch erlauben, oder?«
»Vermutlich.«
»Nur ein paar Tage«, wiederholte Lee.
»Und Bull bleibt bei dir«, fuhr Sunset fort. »Einverstanden, Bull?«
»Einverstanden.« Bull zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und legte sich die Schrotflinte quer über den Schoß.
»Es ist aber ein komisches Gefühl, im Haus von wem anders zu sein«, sagte Zendo.
»Dein Hund liegt vorne auf der Veranda und ist zufrieden«, entgegnete Lee. »Er weiß, dass er hier zu Hause ist. Und das Schwein ist hier mit dir im Zimmer.«
Das Schwein lag rücklings auf dem Boden, die Füße in der Luft, glücklich, weil es nicht wusste, was die Zukunft für es bereit hielt, und keine Ahnung hatte, dass es mal als Schinken enden würde.
»Schau her«, sagte Sunset. »Sie haben das Haus auf Land gebaut, das dir gehört. Das ganze Öl unter dem Boden gehört dir, Zendo. Du bist reich.«
»Ich bin tot, das bin ich. Reich sein tut einem nicht helfen, wenn man tot ist.«
»Genau das wollen wir ja verhindern«, sagte Sunset. »Dass du stirbst und das Land dir nicht gehört. Wir haben Henry verhaftet, und sobald mir klar ist, wie wir jetzt am besten weitermachen, kümmern wir uns um den Rest. In der Zwischenzeit, glaube ich, bist du hier sicher. Und das Haus steht auf deinem Land, und damit gehört es dir, jedenfalls meiner Meinung nach.«
»Und sie ist der Constable«, fügte Bull hinzu.
Zendos Frau, an deren Bein sich ihr kleines Kind klammerte, sagte: »Wenn wir von all dem nix gewusst hätten, dann täten wir uns nicht verstecken müssen. Wir täten kein Öl haben, aber wir täten uns nicht verstecken müssen.«
»Irgendwann wären sie auf jeden Fall gekommen«, entgegnete Sunset. »Egal ob ihr davon wisst oder nicht.«
»Das gefällt mir gar nicht«, sagte Zendo.
»Tut mir leid, dass es so gekommen ist«, erwiderte Sunset. »Aber so ist es nun mal. Daddy und ich müssen jetzt zurückfahren. Ich muss mir überlegen, was ich mit Henry mache und an wen ich mich wenden kann, damit ich Unterstützung bekomme. Bull, brauchst du irgendwas?«
»Zwanzig Jahre weniger auf’m Buckel wären prima. Aber sonst brauch ich nix.«
Das Erste, was Sunset durch ihre mit Insekten übersäte Windschutzscheibe sah, waren lodernde Flammen, die hoch in den Himmel schlugen, und die Umrisse von
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