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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Zimmer mit Sunset und ihm führte. Davor hatte so eine Möglichkeit nie bestanden, aber jetzt ...
    Er wollte sie. Er wollte, dass sie ihn wollte. Und zum ersten Mal seit Jahren machte er sich Gedanken darüber, wie sein Haus aussah, und er selbst auch. Außerdem machte er sich Sorgen wegen Hillbilly. Der Hurensohn konnte sich im Dreck wälzen, und wenn er aufstand, sah er immer noch gut aus. Wie für Mädchen gemacht. Schlank und gutaussehend, dichtes Haar, aber nicht in der Nase, den Ohren oder auf dem Rücken. Verdammt, wahrscheinlich waren sogar seine Eier seidenglatt.
    Clyde zog seine Hose an und ging über den Pfad zwischen den Zeitungen in das Zimmer, in dem Hillbilly schlief. Es war ein großes Zimmer, wirkte aber klein, weil er dort alle möglichen Sachen aufbewahrte. Clyde wusste nicht mal mehr, was es alles war und wozu er es hortete.
    Hillbilly schlief auf einer Matratze am Boden. In der Nähe stand ein großer Topf voller Wasser vom letzten Regen, der durchs Dach getropft war. In dem Topf schwammen tote Käfer. Es sah ziemlich widerlich aus. Früher hätte Clyde sich darüber nie Gedanken gemacht. Aber jetzt fiel es ihm auf. Es war widerlich.
    »Du solltest vielleicht allmählich aufstehen«, sagte er.
    Hillbilly drehte sich langsam um und blinzelte. »Ist es schon so weit?«
    »Du gehst heut allein. Sag Sunset, ich muss mir freinehmen, aber ich komm wieder. Ich werf die Arbeit nicht hin oder so. Und falls sie mich dringend braucht, holst du mich. Nimm den Wagen.«
     
    Nachdem Hillbilly gefahren war, stand Clyde im Hof und betrachtete das alte, heruntergekommene Haus. Schließlich ging er nach drinnen und holte eine Abdeckplane, die er aufbewahrt hatte. An einigen Stellen war sie bereits verrottet, größtenteils aber noch intakt. Er spannte sie zwischen mehrere Bäume, holte noch ein paar Sachen aus dem Haus, von denen er glaubte, er könne sie brauchen – unter anderem seine Waffen, Munition, Töpfe und Pfannen, Lampen und ähnliches – und verstaute sie unter der Plane. Damit verbrachte er den halben Tag, bis ihm aufging, dass er nur alles aus dem Haus nach draußen trug und so keinen Schritt weiterkam.
    Er dachte eine Zeit lang darüber nach, brachte einige der Sachen wieder nach drinnen, kam wieder heraus, steckte einen Finger in den Mund, um ihn nasszumachen, und hielt ihn hoch. Es ging so gut wie kein Wind. Er ging wieder hinein, griff nach einer Schachtel Zündhölzer und zündete einen der Zeitungsstapel an. Die Zeitungen waren so verschimmelt und klebten so fest zusammen, dass das Feuer sofort wieder ausging. Er holte Kerosin und verteilte es im ganzen Haus. Auf dem Weg zur Tür hielt er erneut ein brennendes Streichholz daran.
    Clyde sah von draußen zu und hoffte, dass kein Wind aufkommen und das Feuer auf den Wald überspringen lassen würde. Er war erstaunt, wie schnell das Haus lichterloh brannte. Schon bald schlugen die Flammen aus der offenen Tür und den zerbrochenen Fenstern. Er hörte, wie drinnen Sachen knisterten und knackten. All die gedruckten Nachrichten der letzten zehn Jahre hatten sich in eine Rauchfahne verwandelt und waren auf dem Weg zu den Göttern.
    Auch durch die Löcher im Dach schlugen jetzt Flammen; dann fing das Dach selbst Feuer, und die Flammen verformten es zu einem verbeulten Hut. Schwarzer Rauch stieg aus den Löchern im Dach und aus dem Kamin. Das Glas in den Fenstern zersprang. In weniger als einer Stunde war das Haus fast vollkommen niedergebrannt, außer dem Kamin, aber da den nun nichts mehr aufrecht hielt, fiel er mit einem ohrenbetäubenden Krachen um. Ziegel flogen in alle Richtungen. Von dem Zeitpunkt, als er das Feuer gelegt hatte, und dem, wo die Flammen nur noch an geschwärztem Holz, zerbrochenem Glas und zerbrochenen Ziegeln leckten, waren knapp zwei Stunden vergangen.
    Nach einiger Zeit griff Clyde zu der Schaufel, die er unter der Plane in Sicherheit gebracht hatte, schichtete die Überreste des Hauses damit um und verteilte die letzten Feuernester, damit sie ausgingen. Dann schleppte er eimerweise Wasser vom Brunnen herbei und kippte es auf die Stellen, die ihm noch verdächtig vorkamen und von denen er befürchtete, das Feuer könne noch mal aufflackern, wenn man es nicht im Auge behielt.
    Er griff sich einen der Stühle, die er aufgehoben und unter die Plane gestellt hatte, und trank etwas, das er ebenfalls aufgehoben hatte. Eine Flasche Whisky. Es war eine billige Marke, und so schmeckte er auch, richtig gallig und überhaupt nicht mild. Am

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