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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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dass Würmer Geschmacksknospen haben«, sagte Hillbilly.
    »Trotzdem wundert es mich, dass die Leiche bei dem heißen Wetter nicht schon längst ein Skelett ist.«
    »Gibt nix, wie man rausfinden kann, wie das Wetter wird und was es anstellt«, entgegnete Zendo.
    »Die Leiche hat nichts an«, sagte Hillbilly. »Aber ich kann trotzdem nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau ist.«
    »Eine Frau«, gab Zendo zurück.
    »Woher weißt du das?«, wollte Hillbilly wissen.
    »Die Hüftknochen. Die sind so breit. Hat wahrscheinlich ein Kind gehabt.«
    »Ich frage mich, ob sie wohl eine Schwarze oder eine Weiße war«, sagte Sunset.
    »Weiß«, erwiderte Zendo. »Das klebrige Zeug auf ihrem Kopf sind keine Haare von ner Farbigen.«
    Sunset griff nach einer Strähne und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Da könntest du recht haben. Hast du ein Laken oder eine Decke oder irgend so was, Zendo? Irgendwas, worin wir die Leiche abtransportieren können?«
    »Ich kann zum Haus fahren und was holen.«
    »Würdest du das tun?«
    Als Zendo weggefahren war, sagte Hillbilly: »Der ist völlig sicher, dass es ne Weiße ist. Wenn ich den Haufen verrottetes Fleisch anschau, kann ich kaum was erkennen. Aber er weiß, dass es ne Frau ist und dass sie weiß ist.«
    »Meinst du, er würde uns holen, wenn er es getan hätte?«
    »Vielleicht, um uns von sich abzulenken.«
    »Nein. Der ist genauso nervös und durcheinander wegen der Leiche wie wir.«
    »Mörder fühlen sich manchmal schlecht wegen dem, was sie gemacht haben ... Was, glaubst du, hat’s mit dem Öl auf sich?«
    Sunset schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung. Das ist seltsam. Und der Säugling war auch mit Öl bedeckt. Ich verstehe das nicht. Und warum zum Teufel begräbt man sie hier in Zendos Land?«
    »Sunset, du bist zu naiv.«
    »Inzwischen bin ich, glaube ich, gar nicht mehr so naiv.«
    »Hüte dich vor Zendo. Ich trau ihm nicht.«
    »Ich glaube, er ist ganz in Ordnung. Wenn wir mit der Leiche zurückkommen, dann sag nichts von Zendo oder von der Stelle, wo wir sie gefunden haben. Sag erst mal nur, das wäre Sache der Polizei. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Nach etwa fünfzehn Minuten kam Zendo mit einer ziemlich mitgenommen aussehenden Flickendecke zurück. »Auf der hat immer der Hund gelegen. Ne neue wollte ich nicht nehmen. Geht’s mit der?«
    »Klar«, entgegnete Sunset. »Ihr macht das nichts mehr aus.«
     
    Sie legten die Leiche auf die Decke, luden sie hinten auf Clydes Pick-up und fuhren damit nach Camp Rapture. Reverend Willie Fixx war gerade beim Essen.
    »Na so was«, sagte Willi. Er stand in der offenen Tür, den Mund noch ganz fettig von seiner Mahlzeit, und ließ den Blick über Sunsets Körper wandern, von oben nach unten und wieder zurück. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre, Miss Jones? Möchten Sie getauft werden? Ich glaube, Sie wurden nie getauft, nicht mal als kleines Mädchen. Ich habe ein Taufkleid, das Sie anziehen können, dann können wir zum Fluss gehen, da, wo er tief genug ist, und erledigen das gleich.«
    »Ich bin in einer polizeilichen Angelegenheit hier«, entgegnete Sunset. »Das hier ist Deputy Constable Hillbilly.«
    »Hillbilly«, sagte Willie. »Ich hatte schon versucht, mich zu erinnern, wie man dich nennt. Ich dachte, es sei Tippelbruder.«
    »Nein«, erwiderte Hillbilly. »Das ist nur meine übliche Beschäftigung.«
    »Polizeiliche Angelegenheit, sagen Sie.«
    »Genau«, erwiderte Sunset. »Ich habe mich an Sie gewandt, weil Sie Leichen für das Begräbnis herrichten. Vielleicht hätte ich lieber zu dem Arzt gehen sollen. Ich war mir nicht sicher.«
    »Ist die Leiche im Pick-up?«
    Sunset nickte.
    »Wer ist es?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, Sie könnten mir da helfen. Rausfinden, wie die Person gestorben ist und wer sie war.«
    »Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Da möchte ich noch nicht drüber sprechen. Das ist auch Sache der Polizei.«
    »Ich esse noch zu Ende.«
    »Wir warten.«
    »Fahren Sie mit der Leiche zur Rückseite des Hauses. Wissen Sie, wo ich meine?«
    »Ich glaube schon.«
     
    Während Willie seine Mahlzeit beendete, stiegen Sunset und Hillbilly in den Wagen, und Hillbilly fuhr in den Hinterhof. Dort gab es eine überdachte Veranda, einen großen Hickorybaum und jede Menge Schatten. Sie stiegen aus und warteten zwischen dem Baum und dem Wagen. Sunset lehnte sich gegen den Baum. Hillbilly stand ganz nah bei ihr, und dann, ganz langsam, kam er mit dem Gesicht immer näher, und sie küssten

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