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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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und Hillbilly hatten sich auf ihre Schaufeln gestützt und sahen Sunset erwartungsvoll an. Die beiden sprachen nur noch das Nötigste miteinander.
    Sunset bemerkte, dass Hillbilly zwar nicht betrunken war, sich aber am Morgen schon einen Schluck gegönnt hatte, und das machte sie wütend. Er hatte schließlich Arbeit, und sie dachte sich, sie als seine Chefin sollte etwas sagen, beschloss dann jedoch, es durchgehen zu lassen. Sie war sich nicht sicher, warum sie das tat, hatte aber eine Ahnung. Eine Ahnung, die ihr nicht gefiel. So sollte man die Dinge eigentlich nicht handhaben. Wäre es Clyde gewesen, hätte sie etwas gesagt. Aber Clyde würde das nicht passieren. Clyde war stets pünktlich und einsatzbereit. Clyde war eben verlässlich.
    Und just an diesem Morgen hatte sie tatsächlich beschlossen, dass es etwas anzupacken gab. Der Gedanke war ihr gekommen, kurz nachdem sie mit dem Auto zu Hause eingetroffen war.
    »Wollt ihr die Dinger nur als Stütze benutzen?«, fragte sie.
    »Du hast keine Schaufel«, entgegnete Hillbilly.
    »Ich bin die Chefin, ich wehre nur die Mücken ab.«
    »Ich versteh das nicht«, sagte Clyde. »Wozu machen wir das? Ich will mir keine toten Säuglinge anschauen. Außerdem sind da höchstens noch ein oder zwei Knochen übrig, wenn überhaupt. Was soll das schon beweisen?«
    Sunset schlug nach einer Mücke, die sich auf ihre Wange gesetzt hatte, und verwandelte sie in einen kleinen schwarzen Fleck. »Ich muss sicher sein, dass hier wirklich ein Säugling liegt.«
    »Zendo hat ihn gesehen«, entgegnete Clyde.
    »Ich weiß. Ich glaube ihm auch. Aber ich möchte wissen, ob der Säugling wirklich hier begraben ist.«
    »Wieso sollte er das nicht sein?«, fragte Hillbilly.
    »Keine Ahnung. Vermutlich ist er es ja. Aber ich frage mich, warum Jimmie Jo und das Kind getötet wurden.«
    »Vielleicht war es Pete«, erwiderte Clyde. »Den hat fast alles genervt, was die Frau gemacht hat. Vielleicht hat er’s getan. Sie hätte er ja auch umgebracht, wenn Sie ihn nicht zuerst umgebracht hätten.«
    »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht«, gab Sunset zu. »Er war gemein und durchaus in der Lage, jemanden umzubringen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er es auf diese Art und Weise getan hätte. Er hätte sie einfach vergewaltigt und ihr eine Kugel in den Kopf gejagt, und das wäre es dann gewesen.«
    »Irgendjemand hat ihr aber in den Kopf geschossen«, erwiderte Clyde. »Und zwar mit demselben Kaliber wie Petes Waffe. Die, die Sie tragen. So, wie ich das seh, haben Sie gerade rausgefunden, wer wen umgebracht hat, und genau das würde ich auch diesem bescheuerten Ältestenrat erzählen. Pete war sauer auf seine Freundin, hat sie und ihr Kind umgebracht, und wenn er besoffen genug war, um die Frau zu vergewaltigen und umzubringen, wie er das mit Ihnen vielleicht auch gemacht hätte, dann war er vermutlich auch besoffen genug, ihr den Säugling rauszuschneiden. Und danach hat er sich volllaufen lassen oder noch mehr volllaufen lassen, und dann hat er drüber nachgegrübelt und das alles an Ihnen ausgelassen und hätte Sie beinahe auch umgebracht. Das war’s. Fahren wir zurück. Es ist viel zu heiß zum Graben.«
    »Viele Leute haben eine .38er«, widersprach Sunset. »Natürlich hätte ich bei unserer Hochzeit nie gedacht, dass er mich mal schlagen würde. Ich hätte auch nie geglaubt, dass er jemanden so verprügeln würde, wie er das mit Drei-Finger-Jack gemacht hat.«
    »Worum ging’s da eigentlich?«, fragte Hillbilly. »Das muss ja wirklich eine Tracht Prügel gewesen sein, dauernd reden die Leute davon.«
    »Pete hat ihn wegen Jimmie Jo verprügelt«, antwortete Sunset. »Deshalb erinnere ich mich auch nicht gern daran. Außerdem hat er es vor meinen Augen gemacht. Als er Jack sah, hat er ihm gesagt, er solle Jimmie Jo in Ruhe lassen, obwohl ich direkt danebenstand. Dann hat er auf ihn eingedroschen. Pete war es egal, ob ich wusste, dass er ihr an die Wäsche ging. Ihn interessierte nur, ob Jack das tat. Ich nehme an, Jimmie Jo hatte ihm von Jack erzählt, um Bewegung in die Sache zu bringen. So war sie nun mal. Kann durchaus sein, dass Jack gar nichts mit ihr hatte, und sie nur enttäuscht war, weil er nichts von ihr wollte.«
    »Allmählich wünsch ich mir glatt, ich hätte die Rauferei miterlebt«, sagte Hillbilly.
    »Eine andere Möglichkeit ist«, fuhr sie fort, »dass Pete vielleicht wusste, dass sie von ihm schwanger war, und deshalb war er so wütend auf

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