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Kain

Kain

Titel: Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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nach vorn gehen. Auch jetzt war aus dem Bus nichts zu hören.
    Ich blieb an der Tür zur Fahrerseite stehen und klopfte mit der Faust gegen das Blech.
    Nichts passierte.
    Ich schaute Suko an. »Geben wir auf?«
    »Nein, versuch es noch mal.«
    »Gut.« Zwar wusste ich nicht genau, was ich sagen wollte, aber ich schlug trotzdem einige Male gegen die Tür und hoffte, eine Reaktion zu erleben.
    Diesmal hatten wir Glück. Es tauchte ein Mann auf, der einen recht müden Eindruck machte. Sein Kopf war kahl, dafür trug er einen dunklen Bart. Er schien geschlafen zu haben, denn er fing an zu blinzeln.
    Ich bedeutete ihm, die Tür zu öffnen. Das hatten wir versucht, aber nicht geschafft, weil abgeschlossen war. Er aber konnte sie von innen öffnen, was er auch tat.
    Ein Schwall warmer Luft strömte uns entgegen.
    »Was ist los, verdammt?«, raunzte er uns an.
    Das konnten wir dem Knaben nicht mal verdenken. Als Antwort zeigte ich meinen Ausweis.
    Er riss seine Augen auf, las den Text und grinste breit. »Was haben wir denn getan? Oder ich? Wollen Sie auch noch die anderen Mitglieder sprechen?«
    »Es ist nicht so dramatisch«, sagte ich.
    »Toll. Dann kann ich mich ja wieder hinlegen. Wir brauchen unsere Ruhe. Heute Abend ist Premiere.«
    Ich blieb freundlich. »Nur ein paar Antworten. Ist das okay?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Es geht ja im Prinzip nicht um Sie«, sagte ich. »Ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht Kain sind.«
    »Das stimmt.«
    »Dann können Sie mir vielleicht sagen, wo wir ihn finden. Wir müssen mit ihm reden.«
    Der Typ tat, als würde er kauen. Dabei hob er die Schultern an. »Ich habe keine Ahnung. Wir treffen uns immer erst kurz vor dem Auftritt, um die letzten Dinge zu besprechen. Hören Sie, Sinclair, das ist hier kein Spaß, auch wenn es auf der Bühne manchmal so aussieht. Das ist harte Maloche.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Und Sie meinen nicht, dass wir Ihren Chef in dem zweiten Bus finden? Wäre doch möglich.«
    Der Mann zog die Nase hoch. Er reckte den Hals, um einen Blick auf den anderen Bus zu werfen.
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo Kain steckt. Ich bin doch nicht sein Hüter. Haha …«
    »Fast biblisch, mein Freund. Toll.«
    »Ähm – wieso?«
    »Die Sache mit dem Hüter. Sehen Sie zu, dass sie im Leben immer einen guten Hüter haben.«
    »Habe ich.«
    »Und wen?«
    Er lachte mir ins Gesicht und schlug die Tür zu. Drinnen hörte ich ihn noch fluchen, dann war Ruhe.
    »Wirklich angenehme Zeitgenossen«, erklärte Suko. »Was hältst du von einem zweiten Test?«
    »Ich bin dabei«, sagte ich nur …
    ***
    Er war es!
    Er war es wirklich, und die beiden erlebten keinen Traum, keine Halluzination, denn die Stimme hatten sie sich nicht eingebildet. Es gab sie, und wer anders hätte auch unbemerkt ihr Wohnmobil betreten können als einer, der nicht den irdischen Gesetzen gehorchen musste, der sie lässig überwinden konnte?
    Es war auch ein Augenblick der Furcht, den sie durchlebten. Sie fassten sich an den Händen und hielten sich fest, weil sie sich Schutz geben wollten.
    Die Stimme hatten sie vor sich gehört, aber niemanden gesehen. Weder einen Menschen noch eine andere Gestalt. Sie starrten trotzdem nach vorn und sahen dort eine dunkle Masse, die sich zwischen Boden und Decke aufgebaut hatte. Sie bewegte sich. Und als sie noch genauer hinschauten, sahen sie in der Mitte diesen dunkelroten Klumpen, der sich bewegte, der sogar pumpte, sodass ihnen der Vergleich mit einem Herz in den Sinn kam, was Sniper auch aussprach.
    »Meinst du wirklich?«
    »Es ist nur eine Annahme.«
    »Klar.« Sie drückte seine Hand noch fester. »Aber sieht so der Teufel aus?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum weißt du das nicht?«
    Sniper knurrte wütend: »Frag nicht so einen Scheiß. Oder weißt du, wie der Teufel aussieht?«
    »Nein. Ich habe ihn mir nur vorgestellt.«
    »Mit rotem Gesicht und Hörnern?«
    »So ähnlich.«
    »Kannst du vergessen.«
    »Wieso?«
    »Weil sich der Teufel angeglichen hat.«
    »An die Menschen?«
    »Kann sein«, flüsterte Marc. »Kann alles sein. Aber ich sage dir etwas. Ich glaube nicht, dass wir Angst haben müssen, nein, auf keinen Fall. Der steht auf unserer Seite. Wäre das nicht so, dann wären wir längst verbrannt.«
    »Du bist Optimist.«
    »Was sonst?«
    Der Teufel war noch immer da. Aber er zeigte sich nicht in einer anderen Gestalt. Weiterhin sahen sie die schwarze Masse mit dem roten Zentrum, und sie wussten nicht mal, ob diese Masse angefasst werden konnte

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