Kain
Wenige hatte sie auch bald verloren, und als sie dann die Lippen ihres Freundes unterhalb des Bauchnabels spürte, da schrie sie auf.
Sie war wild, sie war einfach nur geil und vergaß sich selbst dabei. Und Marc Sniper tat ihr den Gefallen, denn er schickte seinen Teufel mehr als einmal in ihre Hölle …
***
Keiner hatte auf die Uhr geschaut. Irgendwann lösten sie sich voneinander und blieben auf dem Rücken liegen. Sie sprachen kein Wort miteinander, nur ihr heftiger Atem war zu hören.
Marc stieß seine Freundin an. »Na, wie ist es dir?«
»Es war astrein, sensationell. Du bist so scharf wie selten gewesen. Was war los?«
»Ich brauchte dich.«
»Und das vor dem Auftritt.«
»Genau. Wir werden heute alles in den Schatten stellen. Wir werden der Hölle beweisen, wie gut wir sind.«
»Noch besser, Kain.«
»Auch das. Der Name gefällt dir wohl.«
»Ich finde ihn geil.«
»Ich jetzt auch.«
»Das hast du gut gemacht. Er passt zu dir. Er passt auch zur Hölle. Zum Teufel oder zu wem auch immer.« Sie kicherte. »Darunter kann man sich sogar was vorstellen, das ist einmalig. Ich bin bereit.«
»Wofür?«
»Für die Zukunft.«
»Auch für den Tod?«
Sie nickte im Liegen. »Klar, wenn wir dafür das Leben bekommen, dieses urlange, was einem der Teufel ja angeblich verleihen kann. Dafür sollte man schon einiges tun.«
»Das finde ich auch.«
Liane zog ihre Beine an und streckte sie wieder aus. »Wir mögen ihn, wir haben ihm unsere Songs gewidmet.«
»Das ist richtig.«
»Und seine Gegenleistung muss einfach super sein.«
»Das wird sie.«
Sie legten eine Pause ein. Schließlich fragte Liane: »Was ist mit dem heutigen Abend?«
»Was soll sein? Wie meinst du das?«
»Es ist wichtig. Wir sind hier in London.«
»Ja, das weiß ich.«
»London ist das Mekka für uns.«
Das gab Kain zu.
»Aber auch für andere«, flüsterte Liane und setzte sich aufrecht. »Ich weiß es. Diese Stadt hat ihr besonderes Flair. Hier knistert es. Ich spüre es genau. Es brennt hier, und ich gehe mal davon aus, dass uns der Teufel nicht im Stich lassen wird. Er ist einfach so. Ich – ich freue mich darüber.«
Marc Sniper wunderte sich über ihre Worte. So hatte er Liane noch nie reden hören, und deshalb fragte er: »Was ist denn mit dir? Was hast du eigentlich?«
»Nichts.«
»Doch.« Auch er richtete sich auf und strich mit beiden Händen über die Brüste der Sängerin. »Du bist so anders. So habe ich dich noch nie erlebt.«
»Es ist auch etwas anders geworden.«
»Sag nur. Zwischen uns?«
»Nein, da ist alles normal. Es wurde nur in der Umgebung anders, Marc.«
»Das musst du mir genauer erklären.«
»Ich habe den Eindruck, dass wir nicht mehr allein sind.«
»Wo? Hier?«
»Wo sonst?«
Es wurde still zwischen ihnen. Beide erlebten den Schauder. Beide schauten sich an und Kain fragte: »Was war das?«
»Was?«, flüsterte Liane.
»Ich habe etwas gehört. Könnte ein Lachen gewesen sein. Kann aber auch sein, dass ich es mir eingebildet habe.«
»Meinst du?«
»Ja.«
»Soll ich mal Licht machen?«
Marc nickte. »Wäre nicht schlecht. Man sieht hier wirklich zu wenig, und ich …«
»Nein, kein Licht. Bitte nicht.«
»Warum auf einmal nicht?«
»Ich brauche kein Licht.«
Es war eine fremde Stimme, die da geantwortet hatte. Fremd und auch neutral. Die Stimme war im Bus aufgeklungen, also musste ihn jemand betreten haben, ohne dass es von den beiden bemerkt worden war. »Verdammt, Liane hier ist jemand!«
»Ich – ich weiß.«
»Und wer kann es sein?«
Die Antwort gab der Eindringling selbst.
»Ich bin euer Freund und Mentor, der Teufel …«
***
Ja, wir mussten in Richtung Westen fahren und erlebten wieder mal, dass eine Stadt wie London auch in allen vier Richtungen große Probleme mit dem Verkehr hatte. In Wandsworth hatten wir die Themse überquert und waren weiter in westliche Richtung gefahren. Wir gelangten auf die Putney Bridge Road, bogen aber später nicht nach rechts auf den Zubringer der Brücke ab.
Durch eine Wohnsiedlung mit zahlreichen kleinen Straßen fuhren wir und erreichten bald eine neue Grünfläche, wo das Putney Hospital stand, von dem man auf einen Friedhof schauen konnte. Nicht eben erbaulich für die Kranken.
Viele Straßen gab es nicht auf dieser Fläche, aber das Zelt war nicht zu übersehen. Wer hin wollte, musste über eine Wiese fahren, was wir auch taten.
Noch war alles leer. Aber wenn am Abend bei Vorstellungsbeginn die Menschen kamen, dann brauchten
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