Kain
wollte.
Suko kehrte von seinem Rundgang zurück. Er sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf.
»Also nichts«, sagte er.
»Richtig.«
Suko deutete gegen die bunte Außenverkleidung. »Glaubst du denn, dass sie noch hier sind? Ich meine, dass sie sich im Bus aufhalten?«
»Keine Ahnung.«
»Spuren habe ich nicht gesehen«, berichtete er. »Hinter den Fenstern bewegte sich nichts.«
»Dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass die beiden Hauptpersonen verschwunden sind. Es ist damit zu rechnen, dass sie erst kurz vor Beginn der Vorstellung wieder auftauchen.«
»Wäre für sie nicht tragisch«, meinte Suko. »Nur wir schauen etwas blöd aus der Wäsche.«
»Die Zeit bis zum Beginn der Vorstellung kriegen wir auch noch rum.«
»Super. Und wo?«
»Ich habe auf der Fahrt hierher den einen oder anderen Pub gesehen. Oder willst du dich schon jetzt ins Zelt setzen?«
»Nein, es soll ja eine Überraschung werden.«
»Eben drum.«
Ja, wir würden uns zunächst verziehen und konnten nur hoffen, dass wir nicht zu viel Aufsehen erregt hatten. Die Unterhaltung mit dem Musiker würde er nicht für sich behalten.
Und wenn die anderen Bescheid wussten, dann war es auch kein Problem für uns. Später auf der Bühne würde bestimmt alles anders laufen, als man es sich gedacht hatte …
***
Wir fanden ein Lokal, das nicht weit entfernt lag. Es war rustikal eingerichtet. Die Decke wurde von kantigen Holzträgern gestützt, und der Boden bestand aus rötlichen Fliesen.
Wir fanden einen Platz in der Ecke, wo wir ungestört blieben. Suko trank Wasser, ich entschied mich für einen Tee und schaute dann aus dem Fenster. Der Blickwinkel war gut. Wir konnten bis hin zum Zelt schauen, das dort wie ein Fremdkörper in der Landschaft stand und über das die Wolken hinweg segelten.
Die bestellten Getränke wurden gebracht. Innerhalb weniger Minuten waren alle Tische besetzt. Aus den Gesprächsfetzen entnahmen wir, dass die Leute auch darauf warteten, dass die große Show im Zelt begann. Sie alle waren Fans, und wenn sie sich über die Gruppe unterhielten, dann fiel kein kritisches Wort. Viele hofften auf das erste Album und dass an diesem Abend der Anfang gemacht wurde.
Keiner wusste, ob das so genau hinhaute. Als Fan war man gespannt, und uns war es egal.
Wir überlegten, wie wir vorgehen sollten. Es gab eigentlich zwei Möglichkeiten. Entweder hielten wir uns im Hintergrund auf und warteten ab, oder wir gingen direkt in die Vollen, das heißt, sehr nah an die Gruppe heran, und das war nur möglich, wenn wir uns Eintritt in die Backstage verschafften.
Suko war der Meinung, dass dies die beste Möglichkeit war, und ich hatte nichts dagegen. Wir würden dorthin gelangen, das stand fest. Dafür würden schon unsere Ausweise sorgen.
Es ärgerte uns schon, dass wir die beiden Hauptpersonen bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Es war nichts zu machen gewesen, und zudem hatten wir auch nicht schon vorher auffallen wollen. Vielleicht war es auch besser so, wie alles gelaufen war. So mussten wir nur noch gut eine Stunde warten, bis der offizielle Einlass war.
Die Zeit würden wir auch noch herumkriegen, und zudem meldete sich mein Telefon.
»Wer kann das denn sein?«
»Glenda Perkins«, meinte Suko. »Du weißt doch selbst, wie neugierig sie ist.«
Da hatte er genau ins Schwarze getroffen. Es war tatsächlich Glenda, die sich erkundigte, ob wir schon etwas erreicht hatten.
»Nein, leider nicht.«
»Weiß man denn über euer Dasein Bescheid?«
»Kann ich dir nicht sagen. Wir beide jedenfalls hatten noch keinen direkten Kontakt zum Chef der Band.«
»Okay. Das wollt ihr aber ändern.«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Ich berichtete ihr, was wir vorhatten, und sie hätte fast Beifall geklatscht, so überzeugt war sie von der Idee.
»Okay, dann hören wir wieder voneinander.«
»Ist gut, John, und gebt auf euch acht.«
»Machen wir doch glatt.«
Suko lächelte mich über den Tisch hinweg an. »Glenda würde viel geben, wenn sie jetzt bei uns wäre.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Was tun wir, John, wenn sie uns schon vorher entdecken?«
»Das dürfen sie eben nicht. Es war zwischen uns abgesprochen, dass wir uns in Deckung halten. Davon will ich auch nicht abweichen. Ich denke, dann kann nichts passieren.«
»Wie du meinst.«
Es war wirklich kein leichter Fall. Wir mussten vorsichtig zu Werke gehen. Waren wir zu forsch, dann konnten wir alles verderben. Zu sehr im Hintergrund durften wir aber
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