Kain
und ich, aber vergiss nicht, der Dolch wird sich dir in den Rücken graben, bevor du auch nur ein Wort gegen mich aussprechen kannst. Der Hufschmied bekam Angst, dass der wütende Kain in der Lage wäre, die Drohung plötzlich in die Tat umzusetzen, es wäre doch blödsinnig, wegen eines Esels sein Leben zu verlieren, und wenn der noch so schön wäre. Also gingen sie beide los, legten dem Esel das Geschirr an, Kain erhielt als Proviant ein wenig von dem Essen, das für das Heer bereitet wurde, und als die Satteltaschen gut gefüllt waren, befahl er dem Hufschmied, Sitz auf, dies wird dein letzter Ausritt auf meinem Esel. Der verblüffte Mann konnte nicht anders als gehorchen, mit einem Satz schwang sich Kain ebenfalls auf den Esel, und binnen kurzer Zeit hatten sie das Lager hinter sich gelassen. Wo führst du mich hin, fragte der Hufschmied beunruhigt, Das habe ich dir schon gesagt, wir machen einen Ausritt, antwortete Kain. Sie ritten weiter und weiter, und als die Zelte fast nicht mehr zu sehen waren, sagte Kain, Sitz ab. Der Hufschmied gehorchte, doch als er sah, dass Kain dem Esel die Sporen gab, um weiterzureiten, fragte er erschrocken, Und was mache ich jetzt, Du machst, was du willst, aber wäre ich an deiner Stelle, so würde ich zum Lager zurückgehen, So weit, fragte der Hufschmied, Du kannst dich nicht verlaufen, halte dich an die Rauchsäulen, die noch immer über der Stadt aufsteigen. Und so, mit diesem Sieg, endete Kains militärische Karriere. Ihm entging die Eroberung der Städte Makkeda, Libna, Eglon, Hebron und Debir, wo abermals sämtliche Einwohner umgebracht wurden, und einer bis zum heutigen Tage von Generation zu Generation weitergegebenen Sage zufolge erlebte er auch nicht das größte Wunder aller Zeiten, jenes, als der Herr die Sonne stillstehen ließ, damit Josua in der Schlacht gegen die fünf Amoriterkönige noch bei Tageslicht den Sieg erringen konnte. Sieht man einmal ab von den unvermeidlichen und inzwischen langweiligen Toten und Verwundeten, von den üblichen Zerstörungen und den noch üblicheren Feuersbrünsten, so ist es eine hübsche Geschichte darüber, welche Macht ein Gott besitzt, für den allem Anschein nach nichts unmöglich ist. Alles gelogen. Zwar stimmt, dass Josua, als er sah, dass die Sonne sich neigte und die kriechenden Schatten der Nacht schützen würden, was vom Amoriterheer noch übrig war, die Arme gen Himmel hob, um einen für die Nachwelt bestimmten Satz zu sprechen, aber da hörte er, wie ihm eine Stimme ins Ohr flüsterte, Schweig, sprich nicht, sag nichts, triff dich mit mir unter vier Augen, ohne Zeugen, in der Hütte der Bundeslade, denn wir müssen uns unterhalten. Gehorsam trat Josua die Leitung der Einsätze an seinen Stellvertreter in der Befehlshierarchie ab und begab sich rasch zu dem Treffpunkt. Er setzte sich auf einen Schemel und sagte, Hier bin ich, Herr, gib mir deinen Willen kund, Ich vermute, was in deinem Kopf reifte, sagte der Herr, der sich in der Lade befand, war das Ansinnen, mich zu bitten, die Sonne stillstehen zu lassen, So ist es, Herr, damit kein Amoriter entkommt, Ich kann nicht tun, worum du mich bittest. Josua blieb vor Verblüffung der Mund weit offen stehen, Du kannst nicht die Sonne stillstehen lassen, fragte er, und seine Stimme zitterte, denn er glaubte, eine furchtbare Ketzerei auszusprechen, Ich kann die Sonne nicht stillstehen lassen, weil sie schon stillsteht, das tut sie schon, seit ich sie dahin gesetzt habe, Du bist der Herr, du kannst dich nicht irren, aber es ist nicht das, was meine Augen sehen, die Sonne geht da drüben auf, zieht einen Tag lang über den Himmel und verschwindet auf der gegenüberliegenden Seite, bis sie am nächsten Morgen zurückkommt, Etwas bewegt sich tatsächlich, aber es ist nicht die Sonne, sondern die Erde, Die Erde steht still, Herr, sagte Josua in nervösem, verzweifeltem Ton, Nein, mein Guter, deine Augen täuschen dich, die Erde bewegt sich, sie dreht sich um sich selbst und kreist im Weltraum rund um die Sonne, Wenn das so ist, dann halt die Erde an, ob die Sonne stillsteht oder die Erde, das ist mir gleich, solange ich den Amoritern den Garaus machen kann, Wenn ich die Erde stillstehen ließe, würde nicht nur den Amoritern der Garaus gemacht, sondern der ganzen Welt, es wäre das Ende der Menschheit, das Ende von allem, aller Lebewesen und Dinge, die sich hier befinden, ja selbst das Ende vieler Bäume, obwohl ihre Wurzeln sie in der Erde halten, alles würde fortkatapultiert wie
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