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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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er.
    „Ehm, danke für Ihr, äh, Statement.“
Coertz eilte weiter.
    „Allmächtiger!“, rief William.
    „Offen gestanden habe ich Angst, Davey. Die Masse scheint völlig außer Kontrolle.“
    „Sei bitte vorsichtig.“
    „Allesamt Verrückte“, meinte William.
    „Aber du willst es doch auch sehen.“
    Er schwieg dazu, schwenkte sein Glas und ließ den destillierten Alkohol kreisen.
    „Joshua, mein Junge, komm zu mir“, sagte seine Frau.
    Joshua, im Pyjama und eine Frühstücksflockenpackung in der Hand, kam und setzte sich zu ihr auf die Alacantara-Couch. „Zeiten sind das…“, sagte Marta und legte einen Arm um ihn.
    „Was denken
Sie
, Mister?“
    Gwen Coertz sprach jetzt mit einem dunkelhäutigen Mann mit kurzem, von grauen Strähnen durchzogenen Afro, einem gütigem, aber auch traurigem Gesicht und Augen wie Mattglas. Der Mann war offensichtlich blind.
„Was ich denke, ist belanglos. Jene dort oben sind auch nur getrieben“
, sagte er.
„Die Zerstörung und Leid bringen, kommen noch, Misses Coertz.“
    „Halleluja“, sagte William.
    Marta Swan legte die Hand vor den Mund. „Wie unheimlich.“
    „Woher stammt der Kerl? Australien? Südafrika?“, fragte sich William. Die Welt war gewaltsam aus den Angeln gehoben worden. Und diese Fanatiker und Scharlatane – seines Erachtens keine irgendwie begabten Mantiker oder dergleichen – stehen da und verbreiten nichts als Hirngespinste.
    „… Dürfte ich …“
, rief Gwen Coertz dem seltsamen Alten nach.
„Warten Sie!“
Doch der Mann ging weiter. Sein Gang war seltsam steif und ungelenk, und ebenso zielstrebig.
„Ihm schien wohl alles gesagt, Davey.“
    „Was für eine Erscheinung. Aber offenbar ein Fan von dir. Danke, Gwen.“
    Das Bild barst in Millionen Pünktchen, die wie Wasser in einem Strudel wirbelten und dann verschwanden; Davey Toliver erschien. „
Wir schalten später noch einmal zu ihr. Wenden wir uns nun der mit Spannung erwarteten Rede Bergs zu. Wie ich erfahre, tritt der Präsident in diesem Moment vor die Kameras. Wir schalten umgehend in den Pressesaal des Präsidialamtes.“
    „Endlich!“ William schlug sich auf den Schenkel.
    Das Holobild zeigte einen Raum mit hohen Fenstern. Aron Berg stand an einem Rednerpult, umringt von Journalisten und Kamerateams. Er lächelte staatsmännisch, ließ Ruhe einkehren und begann.
„Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger.
    Das Potential des Menschen übersteigt seine Träume. Und doch, da draußen sind Andere, die uns noch weit überragen.
    Gestern, am 14. Juni 2042, spät abends, schlug ein Objekt in einer Höhe von achtzig Kilometern eine Kreisbahn um die Erde ein. Es handelt sich scheinbar um einen der Marsmonde, doch in Wirklichkeit um das Schiff einer außerirdischen Macht. Es tut nichts weiter, als den Planeten zu umrunden. Aber es ist definitiv nichtmenschlichen Ursprungs.“
    Die Reporter bliesen kollektiv den Atem aus; neben Berg entstand ein Hologlobus, den ein lumineszierender Orbitalring umlief, und, daneben, die Ziffern seiner Bahndaten.
    Berg ließ die Bilder auf die Leute wirken, ehe er mit bedeutungsschwerer Stimme fortfuhr.
    „In jeder klaren Sternennacht fasziniert uns das Firmament aufs Neue. Und wer sah nicht schon zum Himmel auf, sich die eine Frage stellend: Sind wir allein? – Und, nein. Nein, wir sind es-“
    Die Übertragung brach ab; Statik flimmerte über die Wand. William schnappte wie ein Fisch nach Luft.
    „Was ist passiert?“, fragte Marta.
    „Nein! Nicht jetzt!“ Er spürte Wut in sich aufsteigen. „Vermaledeites Ding.“
    Marta erhob sich. „Wir lange rede ich schon davon, ein modernes Gerät anzuschaffen.“
    „Still, verflixt!“ Unbeholfen machte er sich über den Bildwerfer her. Er griff nach der Steuerung und drückte planlos Tasten. Es war zwecklos. „Joshua. Dein Pad. Hol es!“ Er gewahrte Martas warnenden Blick und sagte eilig: „Nein, warte. Ich werde selbst gehen. Wo ist es, in deinem Zimmer? Auf dem Schreibtisch, ja?“
    Der Junge nickte nur.
    „Okay.“
    In Joshuas Mansardenzimmer stolperte William zuerst über ein liegengelassenes Robotspielzeug. Den kleinen Tisch fand er überladen mit Schulsachen, Comics und einer Lunchtüte. Er wühlte in dem Chaos; Hefte und Bücher fielen zu Boden. Unter zwei Bänden seiner Encyclopaedia Britannica fand er endlich das Pad.
    „Opa, komm schnell! Opa!“, hörte er in dem Augenblick Joshua rufen. William brüllte: „Ja doch!“, fuhr herum, hetzte zum Zimmer hinaus und die

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