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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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teppichbespannte Treppe hinunter.
    „Beeil dich! Sonst verpaßt du’s!“ Joshua winkte vom Treppenfuß und lief dann zurück in das Wohnzimmer.
    „Was ist denn nur, und wehe wenn...“
    Er erreichte das Wohnzimmer. Und stoppte. Ein Kissen vor die Brust gedrückt, den Kopf geneigt, fixierte Marta den Holoschirm. Sie wirkte sehr aufgewühlt, Joshua, nägelkauend neben ihr sitzend, dagegen nur verzückt. William ging weiter und sah auf die Wand. Das Rauschen war verschwunden, einem einzelnen Satz gewichen: große, weiße Buchstaben vor schwarzem Grund. William wußte nicht, was sie bedeuteten, aber er erkannte die Sprache.
    „Ist das marsianisch, Opa?“
    Dieser, einer Antwort unfähig, ließ sich in seinen Sessel fallen, hob das schwere, kristallene Whiskeyglas und schluckte einen Mundvoll Scotch.

9
    „Und, nein! Nein, wir sind es-“
    Die Übertragung endete jäh, und zuerst dachte Nazma, es läge an ihrem Pad. „Was…? Das glaube ich jetzt nicht.“ Sie prüfte es. „Es ist abgestürzt!“ Sie schlug darauf und schüttelte es.
    „Hör auf, du machst es noch kaputt.“
    „Das ist es bereits!“
    Corey aktivierte sein Pad. Er versuchte vergebens den Log-in. Kopfschüttelnd sagte er: „Die Hauptschnittstelle ist tot, und…“ Er prüfte die Adressen. „Seltsam, alle anderen auch.“
    „Sieh mal“, sagte Nazma. „Die da.“
    Corey sah, was sie meinte. Menschen in der Nähe gebrauchten wütend ihre Pads. Ihre Mienen waren verständnislos oder wütend oder in konzentrierter Ausdruckslosigkeit erstarrt.
    „Niemand bekommt mehr was rein“, sagte Nazma.
    Er nickte. „Ich gebe es auf. Was geht hier vor?“
    Plötzlich schrie die Menge auf; ein lärmendes Durcheinader folgte.
    Nazma sah sich um. „Ich...“, begann sie, doch unterbrach sich, als ihr Pad unerwartet summte. Corey starrte erst das Gerät, dann Nazma an, die, einen Finger auf den Lippen, nickte.
    Sie lauschten ... und hörten immer wieder die fünf gleichen Worte in Endlosschleife.
    „Was ist das? – Ob sie das sind?“ Corey suchte instinktiv den Himmel ab.
    „Erkennst du es nicht?“ Nazma strahlte mit einem Ausdruck von Triumph. „Hör doch hin.“
    Er tat wie geheißen. „Latein“, sagte er bald.
    „Ganz genau.“

10
    Aron Berg hatte das Staatsbankett fluchtartig verlassen. Er trug noch seinen Frack, als er in sein Büro stürmte. Bals in seinem Kielwasser drückte eine übelriechende Zigarre in einem Ascher aus.
    „Behalten Sie bitte Platz“, sagte Berg zu Julie Monterey und stoppte dicht vor ihr. „Kontakt?“, stieß er hervor.
    Sie nickte lebhaft. „Über alle Netz- und TV-Kanäle. Visuell und über Radio. Jeder Sender, jedes System.“
    „Und was ist es?“, fragte Bals.
    „Ein Satz auf Latein, Vize.“
    Berg sagte: „Ich will sehen.“
    Sie ging zum Wandschirm und zappte durch die Sender. „Die Technik steht vor einem Rätsel. Es ist ein digitales Signal, das zugleich auch analog ist. Auf irgendeine Art unmoduliert. Jeder Empfänger auf der Erde kriegt es rein. Selbst ein antiquiertes Fernsehgerät oder ein Transistorradio. Es ist überall.“
    „Grundgütiger.“ Berg legte den Kopf schief. „Revinimus vos exspectandos…“, las er leise und fragte laut: „Was heißt das? Mein Latein ist miserabel.“
    „Nun, da steht: Wir sind zurückgekehrt und erwarten Euch.“
    Bergs Mundwinkel zuckten.
Wer sind WIR?
Vorsichtig sagte er: „Kein klares ›Wir kommen in Frieden‹, aber eindeutig eine Einladung.“ Er zog seine Fliege aus. „Die Dinge entwickeln sich.“ Erfuhr herum. „Rufus, jemand von
AstroCom
soll kommen, ich will persönlich mit einem von denen reden.“
    Bals trat vor. „Aber wir haben doch eingehend...“
    „Ich halte es für besser, jemanden dabeizuhaben, der sich mit den Einzelheiten auskennt. Und ich will eine Schalte mit Washington. Danach Peking und Moskau. Julie?“
    „Wird erledigt.“
    „Und das SK muß zusammenkommen.“
    „Ich arrangiere es“, sagte Bals. „Sagen wir, drei Uhr?“
    Berg sah kurz auf seine Timex. „Halb drei.“
    Julie Monterrey fragte: „Sollen wir wegen der Botschaft etwas herausgeben?“
    „Nicht, ehe unser Vorgehen feststeht.“
    „Wie Sie meinen.“ Ihr Gesichtsausdruck zeigte, wie sie darüber dachte.
    „Julie“, erklärte ihr darauf Berg, „diese ganze Themenkreis ist emotional äußerst heikel. Denken Sie an die Kundgebungen. Wir müssen sehr bedacht vorgehen.“
    „Sie wissen, daß die meisten Menschen keine negative Einstellung zu der Existenz

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